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Mehr als ein gewöhnlicher Hollywood-Sommer-Blockbuster

Guillermo del Torro schafft es in seinem Blockbuster "Pacific Rim" zwischen den ganzen Monstern und Kriegsmaschinen den Faktor Mensch zu integrieren. Außerdem: ein niederländisches Road Movie, eine französische Komödie und ein erschütterndes Drama aus Ungarn.

Von Jörg Albrecht | 17.07.2013
    Gut gebrüllt, Godzilla! Das Kult-Monster aus den Tiefen des Pazifiks taucht seit fast 60 Jahren in japanischen Filmproduktionen auf. Als Fan der oft billig anmutenden Zerstörungsorgien hat sich auch der mexikanische Regisseur Guillermo del Toro geoutet. Seinen Traum vom eigenen Monster-Movie hat er sich jetzt mit "Pacific Rim" erfüllt. Vom billigen Charme der alten "Godzilla"-Streifen ist in Del Toros Hommage allerdings nicht mehr viel zu sehen. Die 200-Millionen-Dollar-Produktion bietet feinste Computereffekte und eine - wie gewohnt - überschaubare Handlung.

    Wie unschwer zu hören ist, handelt es sich auch bei "Pacific Rim" in erster Linie um ein lautes Desaster-Movie. Aber anders als bei den redundanten, seelen- wie hirnlosen Spielzeug-Verfilmungen "Transformers" und "Battleship" gelingt es Regisseur Del Toro immer wieder, zwischen all den Monstern und Kriegsmaschinen den Faktor Mensch zu integrieren. Das ist weit mehr, als man erwarten durfte von einem Hollywood-Sommer-Blockbuster-Popcorn-Eventmovie.

    "Pacific Rim" von Guillermo del Toro - akzeptabel

    "Nein - das kann sie nicht sein. - Denkst du, dass in diesem Kaff noch jemand mit einem komplett eingegipsten Bein rumläuft?"

    Sofie und Daan, Zwillingsschwestern aus den Niederlanden, begegnen nach 33 Jahren zum ersten Mal ihrer leiblichen Mutter Jackie. Für Sofie ist Jackie nichts anderes als eine "Eizellenlieferantin". Und doch hat sie sich von ihrer Schwester überreden lassen, in die USA zu fliegen. Die beiden sollen die allein lebende Jackie nach einem komplizierten Beinbruch in eine Reha-Klinik bringen. Und da steht sie nun: Eine renitente, wortkarge Frau Marke Alt-Hippie. Eine wunderbare Rolle für Holly Hunter. In Jackies verrostetem Wohnmobil bricht das Trio zu einer Reise durch die Wüste New Mexicos auf.

    "Vorsicht! Fahr doch bitte vorsichtig!
    - Nein, wir sind nicht auf dem Highway. Soweit bin ich auch schon.
    - Ganz ruhig, Sophie!
    - Nein, ich bin nicht ruhig. Mir ist sauheiß und die Alte macht mich wahnsinnig."

    "Jackie - Wer braucht schon eine Mutter" von der niederländischen Filmemacherin Antoinette Beumer hält sich strikt an die Vorgaben des Road Movies. Die Reise der ungleichen Schwestern und der ihnen fremden Mutter wird von Kilometer zu Kilometer neue Erkenntnisse bringen. Wäre diese Art der Familienzusammenführung nicht auch über weite Strecken amüsant - der Film wäre nicht mehr als ein formelhaftes Road Movie.

    "Jackie - Wer braucht schon eine Mutter" von Antoinette Beumer - akzeptabel

    "Die sollte man lieber einschläfern. Ist ja furchtbar. Na spiel schon, Alzheimer!"

    Paulette - wohl so Ende 70 - sagt, was sie denkt. Seit ihr Mann gestorben ist, gibt sie die grantelnde Alte, die nichts und niemanden leiden kann. Als Paulette, die von Bernadette Lafont gespielt wird, ein Päckchen Marihuana findet, hat sie eine Idee, wie sie ihre kleine Rente aufbessern kann. Dass sie in einem Wohnblock mitten in einem Problembezirk lebt, muss doch schließlich für irgendetwas gut sein.

    "Ich mache Ihnen bestimmt keine Probleme, wenn Sie mir Arbeit geben. Ihnen fehlt doch jetzt jemand. Jeremy haben sie ja geschnappt. Wer verdächtigt mich schon?!"

    Der Plan geht auf und Paulette wird kurzerhand zur Drogendealerin. Komödien mit gesellschaftskritischen Bezügen können sie - die Franzosen. "Ziemlich beste Freunde" hat das gezeigt. Im selben Fahrwasser bewegt sich jetzt "Paulette" von Jérôme Enrico. Während der erfolgreichste französische Film aller Zeiten in den deutschen Kinos allerdings Herz und Schnauze hatte, fehlt es "Paulette" eindeutig an Ersterem. Außerdem blitzt zu stark die britische Komödie "Grasgeflüster" durch, die eine ganz ähnliche Geschichte erzählt hat.

    "Paulette" von Jérôme Enrico - zwiespältig

    Es sei nur der Wind. Hören wir die Mutter sagen. Nur wenige Sekunden später fallen Schüsse. Und die Mutter, ihre Tochter und der Großvater werden tot sein. "Just the Wind" hat der ungarische Regisseur Benedek Fliegauf seinen Film über eine Roma-Familie genannt, die von Männern mit Jagdgewehren ermordet wird. Ein fiktiver Film vor realem Hintergrund. In den Jahren 2008 und 2009 haben Rechtsradikale in Ungarn sechs Menschen getötet, fünf schwer verletzt und in mehrere Häuser Brandsätze geworfen. Die Opfer waren ausschließlich Roma.

    "Just the Wind" ist kein leicht zugänglicher Film. Bis zum Anschlag, der am Ende steht, folgt er den einzelnen Mitgliedern der Familie durch den letzten Tag ihres Lebens. Dabei bedient sich Benedek Fliegauf keiner konventionellen Dramaturgie, bildet aber mit einer Kamera, die immer die Nähe zu den Protagonisten sucht, viel von der Lebensrealität der Roma ab und vom ganz alltäglichen Rassismus.

    "Just the Wind" von Benedek Fliegauf - empfehlenswert


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