"Wir werden nachher eine Partei gründen: Chance 2000, die Partei der letzten Chance und vorher versuchen wir alle, etwas zu machen, auch wenn wir es nicht können, dann haben wie eine neue Form von Theater, dann haben wir die vierte Wand endlich eingerissen, dann wissen wir endlich, dass das Leben interessanter ist, als das was man uns vormacht. Herzlich willkommen: Chance 2000."
1998 im Bundestagswahlkampf: Christoph Schlingensief verlässt die Sphäre der Kunst und gründet eine Partei. Während mehrerer Jahre hatte er an der Berliner Volksbühne Abende organisiert, die man Theater nicht wirklich nennen konnte, mit Rückgriffen auf die Ästhetik von Fernsehshows für die ganze Familie, Autorenfilmen für das kleine Publikum, Fundraising-Partys, politischen Veranstaltungen, aber auch der von Kunsthappenings und politischer Demonstrationen. In der totalen Auflösung und Vermischung der ästhetischen und politischen Codes versuchte er den Ausbruch aus dem Kunstgefängnis in die politische Wirklichkeit des wiedervereinigten und merkwürdig erstarrten Deutschland. Vielen sahen darin ein notorisches Bedürfnis nach Provokation.
"Da ich mir selber nicht traue und anderen Menschen sowieso nicht, ist es sehr schwer zu wissen, wer man wirklich ist. Die Frage "Bist Du der Provokateur" könnte im selben Moment auch bedeuten: "Ich spiele den Provokateur". Ich sage sicher manchmal etwas, was in dem Moment nicht passt, aber ich würde mich als Harmoniesüchtigen bezeichnen."
Es ist die Enttäuschung des Oberhausener Kleinbürgersohnes, dass diese Sehnsucht Utopie bleiben muss, die ihn in wütende Theater-, Film- und Kunstaktionen trieb, die allesamt mit dem Scheitern rechnen mussten und in einer permanenten kreativen Selbstüberforderung endeten. Schlingensiefs Theater suchte seine Themen bei den Krankheiten, in den genetischen Defekten und dem sozialen Scheitern, er arbeitete mit Behinderten und Arbeitslosen. Man hat Christoph Schlingensief mit Joseph Beuys verglichen, ihm messianische Qualitäten zugeschrieben, schamanistische Fähigkeiten, die er in seinem Verzückungsspektakel: "Church of Fear" einzulösen schien. Aber seine Kunst suchte bei aller Großmäuligkeit nicht nach dem Exemplarischen, dem Großartigen, oder gar dem Exquisiten.
"Das ist auch eine Stärke meiner Arbeit: Es ist immer etwas Indifferentes. Es sieht immer so aus: "Ach, jetzt wird er politisch, ach nein: Das ist jetzt Kettensägenmassaker, das ist ja Blut, der Mensch sägt hier" Bei dem, was ich da herausgebracht habe, sei es nun geplant oder nicht geplant, ist immer durch Unvollkommenheit, durch die Anhäufung von Fehlerquoten und auch die Anhäufung von Schwachsinn manchmal mehr Wahrheit entstanden, viel mehr Projektionsfläche, als wenn man den Leuten sagt: "Jetzt kommt es", und alle schauen ganz gerade nach vorne und erwarten jetzt den Superkick."
1998 im Bundestagswahlkampf: Christoph Schlingensief verlässt die Sphäre der Kunst und gründet eine Partei. Während mehrerer Jahre hatte er an der Berliner Volksbühne Abende organisiert, die man Theater nicht wirklich nennen konnte, mit Rückgriffen auf die Ästhetik von Fernsehshows für die ganze Familie, Autorenfilmen für das kleine Publikum, Fundraising-Partys, politischen Veranstaltungen, aber auch der von Kunsthappenings und politischer Demonstrationen. In der totalen Auflösung und Vermischung der ästhetischen und politischen Codes versuchte er den Ausbruch aus dem Kunstgefängnis in die politische Wirklichkeit des wiedervereinigten und merkwürdig erstarrten Deutschland. Vielen sahen darin ein notorisches Bedürfnis nach Provokation.
"Da ich mir selber nicht traue und anderen Menschen sowieso nicht, ist es sehr schwer zu wissen, wer man wirklich ist. Die Frage "Bist Du der Provokateur" könnte im selben Moment auch bedeuten: "Ich spiele den Provokateur". Ich sage sicher manchmal etwas, was in dem Moment nicht passt, aber ich würde mich als Harmoniesüchtigen bezeichnen."
Es ist die Enttäuschung des Oberhausener Kleinbürgersohnes, dass diese Sehnsucht Utopie bleiben muss, die ihn in wütende Theater-, Film- und Kunstaktionen trieb, die allesamt mit dem Scheitern rechnen mussten und in einer permanenten kreativen Selbstüberforderung endeten. Schlingensiefs Theater suchte seine Themen bei den Krankheiten, in den genetischen Defekten und dem sozialen Scheitern, er arbeitete mit Behinderten und Arbeitslosen. Man hat Christoph Schlingensief mit Joseph Beuys verglichen, ihm messianische Qualitäten zugeschrieben, schamanistische Fähigkeiten, die er in seinem Verzückungsspektakel: "Church of Fear" einzulösen schien. Aber seine Kunst suchte bei aller Großmäuligkeit nicht nach dem Exemplarischen, dem Großartigen, oder gar dem Exquisiten.
"Das ist auch eine Stärke meiner Arbeit: Es ist immer etwas Indifferentes. Es sieht immer so aus: "Ach, jetzt wird er politisch, ach nein: Das ist jetzt Kettensägenmassaker, das ist ja Blut, der Mensch sägt hier" Bei dem, was ich da herausgebracht habe, sei es nun geplant oder nicht geplant, ist immer durch Unvollkommenheit, durch die Anhäufung von Fehlerquoten und auch die Anhäufung von Schwachsinn manchmal mehr Wahrheit entstanden, viel mehr Projektionsfläche, als wenn man den Leuten sagt: "Jetzt kommt es", und alle schauen ganz gerade nach vorne und erwarten jetzt den Superkick."