Archiv


Mehr Energie aus Offshore

EU-Energiekommissar Oettinger und Niedersachsens Ministerpräsident McAllister haben gestern einen weiteren Abschnitt des Windparks Bard Offshore 1 in Betrieb genommen. Dieser soll vor allem Süddeutschland mit Strom versorgen.

Von Christina Selzer |
    Fotos und Fernsehbilder von Politikern vor Windenergie-Anlagen machen sich in diesen Tagen besonders gut. Das wissen auch Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister und EU-Energiekommissar Günther Oettinger. Die beiden CDU-Politiker flogen gestern mit einem Hubschrauber zum Windpark Bard Offshore 1, der 100 Kilometer nordwestlich der ostfriesischen Insel Borkum in der Nordsee liegt, um den symbolischen roten Knopf zu drücken. McAllister hob dabei die Bedeutung der Offshore-Energie für die Region hervor:

    "Ich halte die Offshore-Technik für eine Jahrhundertchance für
    die Nordseeküste und Niedersachsen."

    Ursprünglich sollte der Windpark schon Ende letzten Jahres fertig sein. Der Termin hatte sich aber immer wieder wegen der schwierigen Bedingungen auf hoher See verschoben. "Bard Offshore 1" ist Deutschlands erster kommerzieller Windpark in der Nordsee. Von den 80 geplanten Windrädern stehen erst 17. Und 11 von ihnen produzieren Strom. Anfang 2013 sollen dann alle stehen. Das Beispiel zeigt: Die Offshore-Technologie steht noch am Anfang. Die Firma Bard mit Standorten in Emden, Bremen und Cuxhaven gehört zu den Pionieren auf hoher See. Unternehmenssprecher Andreas Kölling:

    "Wir sind die ersten weltweit, die so weit weg von der Küste in 40 Metern Tiefe einen Windpark bauen. Es ist eine Herausforderung."

    Die Windräder liegen wegen der hohen Umweltauflagen in Deutschland in großer Entfernung zur Küste. Auf hoher See sind sie den Naturgewalten ausgesetzt: Windböen von 160 Kilometer pro Stunde. Wellen von 15 Metern Höhe. Und Schäden durch die salzhaltige Luft. Windanlagen auf dem Meer kosten viermal so viel wie vergleichbare an Land. Allein die Wartung verschlingt fast ein Drittel der Gesamtkosten. Und auch der Aufbau der 150 Meter hohen Türme erwies sich als komplizierter als gedacht, so Andreas Kölling.

    "Solche Anlagen baut man nicht mit Kränen, man braucht Errichterschiffe. Wir haben ein solches: die Windlift, ein zweites haben wir gechartert und wir werden künftig jeden Park mit zwei Schiffen bauen."

    1,5 Milliarden Euro kostet das ambitionierte Projekt. In Bayern und Baden-Württemberg haben sich 30 Stadtwerke zusammengeschlossen, um den Windpark Bard zu kaufen. Bard Offshore 1 soll später einmal in Süddeutschland 400.000 Haushalte mit Strom versorgen.