Medienbericht
Mehr Gewalt an Schulen – Politik warnt vor Verrohung Jugendlicher

Gewalt an deutschen Schulen hat einem Medienbericht zufolge weiter zugenommen. 2024 habe es knapp 27.000 Gewaltdelikte gegeben; das seien rund 1.500 mehr als im Jahr zuvor, berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf eine Auswertung von Daten in 14 Bundesländern.

    Ein in der Unschärfe zu erkennender Junge liegt mit einer zerbrochenen Brille auf dem Boden und hält sich die Hand vor das Gesicht.
    Mobbing und Gewalt unter Jugendlichen an deutschen Schulen (Symbolbild) (Imago / photothek / Ute Grabowsky)
    Besonders deutliche Anstiege verzeichneten demnach Bayern (von 2.645 auf 3.002 Fälle), Hessen (von 1.734 auf 2.038) und Brandenburg (von 1.333 auf 1.583). Auch Baden-Württemberg, Niedersachsen, Sachsen und Rheinland-Pfalz meldeten Zuwächse. Für Bremen und Mecklenburg-Vorpommern lagen keine aktuellen Daten vor. Laut dem Bericht entsprechen die Zahlen dem Trend derPolizeilichen Kriminalstatistik, PKS. Diese verzeichnete 2024 mit bundesweit 217.277 Fällen den höchsten Stand bei Gewaltkriminalität seit 2007. Auffällig ist laut PKS der Anstieg bei jungen Tatverdächtigen.

    Bildungs- und Innenpolitiker zeigen sich alarmiert

    Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Prien forderte „null Toleranz“ und konsequente Sanktionen im Schulrecht. Die CDU-Politikerin kündigte in der "Welt am Sonntag" zugleich eine verstärkte Prävention an. Der nordrhein-westfälische Innenminister Reul – ebenfalls CDU – sieht eine wachsende Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen. Seinen Angaben zufolge bestätigt eine aktuelle Dunkelfeldstudie seines Ministeriums die Entwicklung. Er betonte, junge Menschen hätten zunehmend Schwierigkeiten, mit Frust umzugehen. „Wenn es mal nicht so läuft, wie gewollt, fliegen eher die Fäuste oder es wird sogar das Messer gezückt“, so Reul.
    Sein baden-württembergischer Amts- und Parteikollege Strobl sprach sich für entschlossene Maßnahmen aus und verwies auf ein neues Präventionsmodul zur sogenannten Messerkriminalität. Brandenburgs Innenministerin Lange (SPD) kritisierte ein mögliches Erziehungsversagen bei Eltern. Sie schloss strafrechtliche Konsequenzen für Erziehungsberechtigte nicht aus.

    Auch Lehrerverbände besorgt

    Der Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung, Gerhard Brand, kritisierte strukturelle Defizite wie Personalmangel und überlastete Schulen. Der Bildungsforscher Hurrelmann sieht zentrale Ursachen in Krisen, sozialen Spannungen und einer schwachen Schulkultur. Gewaltprävention müsse daher dauerhaft in die Schulentwicklung integriert werden, verlangte Hurrelmann.
    Diese Nachricht wurde am 19.04.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.