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Mehr Jungs müssen her!

Sie sind "Hahn im Korb":

Von Thomas Wagner |
    "Es sind so etwa 32 in meinem Semester. Davon sind zwei Jungs, und der Rest sind Mädels."

    "Bei mir im Semester waren es vielleicht 70 Studenten. 15 davon waren Jungs, der Rest Mädels halt."

    Arthur Hoyzer und Philipp Wick studieren beide an der Uni Hohenheim bei Stuttgart, der eine Ernährungswissenschaft, der andere Biologe. Und beide mögen sich schon beim Studienantritt verwundert die Augen gerieben haben: Kaum Jungs in den Hörsälen, überall Studentinnen. Während landauf, landab gerade den naturwissenschaftlichen Fächern das Image einer Männerdomäne anhaftet, ist es an der Uni Hohenheim gerade andersherum: Dort kommen in den naturwissenschaftlichen Studiengängen auf einen Mann im Durchschnitt drei Frauen.

    "Wir verstehen es eigentlich ja auch nicht. Denn die Inhalte, die wir transportieren, naturwissenschaftliche Studiengänge, sprechen Jungs normalerweise an. Das heißt: Es ist eine Imagefrage: Das Schmetterlingsnetz, die Hauswirtschaftslehre, das Kochen, Stopfen und dergleichen hat mit der Realität an der Universität nun überhaupt nichts zu tun,"

    weiß Professor Martin Blum, Zoologe an der Uni Hohenheim. Er hat beschlossen: Der Männeranteil in den Naturwissenschaften muss steigen. Das wollen vor allem auch die Frauen dort. Sind mehr Jungs im Hörsaal, studiert es sich gleich mal viel besser. Das liegt daran,

    " ... dass Jungs und Mädels einfach unterschiedliche Herangehensweisen haben. Jungs sind vielleicht eher mal impulsiver und machen dann vielleicht einfach mal. Und bei Mädels, die überlegen sich dann eher: Wie gehe ich da ran und haben da so einen gewissen Plan. Es gibt eben schon die Unterschiede einfach."

    Geschlechtsspezifische Unterschiede beim Bewältigen des Studiums, die, so Biologiestudentin Bettina Boedecker, aber durchaus nützlich sind. Man kann ja voneinander lernen. Vielmehr: Man könnte, wenn's nur genügend Jungs gäbe. Gibt es aber derzeit nicht, deshalb heute eben statt "Girls Day" "Boys Day" an der Uni Hohenheim, wo diejenigen, die sich dort informieren, dann durchaus auch erfahren: So ein Fach wie Ernährungswissenschaften kann durchaus Männersache sein. Arthur Hoyzär:

    "Das zum Beispiel Ernährungswissenschaften zum größten Teil aus Biochemie besteht, wissen sie halt nicht. Und das ist eben das Problem. Also ich habe mir gezielt Hohenheim ausgesucht, weil man da eben auch vie Biochemie machen kann, und weil ich in die Forschung möchte, und das wissen halt die wenigsten."

    Auch die Biologie verträgt aus gutem Grund ein paar Männer mehr, glaubt Martin Blum:

    "Wir bilden hier ja auch Lehrer aus. Wir bilden vor allem Lehrerinnen aus, Und in de Tat, wenn man mit Lehrern spricht und es denen erzählt, dass künftig nur noch Biologielehrerinnen in die Schule kommen werden zu über 90 Prozent. Dann schlagen die die Hände über dem Kopf zusammen: Das ist ja auch für die Situation in den Schulen nicht gut, wo sie in den Klassen ja ein Verhältnis 50:50 ungefähr haben."

    Rosi Mudes, Biologie-Doktorandin an der Uni Hohenheim, fällt zudem eines auf: Mögen auch die Hörsäle im Studium voll mit Frauen sein - bei der Vergabe karriereträchtiger Jobs sieht das Bild schon wieder anders aus:

    "Je weiter man kommt, nach dem Studium...und in die Forschung geht, dann verschiebt es sich schon. Dann ist der Männeranteil sehr viel höher. Wo dann die ganzen Frauen im Endeffekt bleiben, fragt es sich halt ?"

    Die Frauen, die an der Uni Hohenheim studieren, warten jedenfalls heute Nachmittag bis 18 Uhr auf die Boys beim "Boys Day", um ein wenig Appetit zu machen auf die naturwissenschaftlichen Fächer. Und wenn sich zwischendrin mal auch ein Girl verirrt ? Martin Blum:

    "Die Girls sind willkommen. Die bekommen das selbe Programm. Wir sind ja gerade daran interessiert, dass wir den richtigen Mix bekommen. Das wäre ja fatal, wenn das Verhältnis im kommenden Wintersemester völlig umgedreht wäre. Wir wollen das natürlich nicht. Wir wollen nur dafür werben, dass wir ein mehr ausgewogenes Verhältnis bekommen."