In Mia Coutos neustem Roman, der vor ein paar Wochen im portugiesischen Original erschienen ist, reist ein Europäer auf den Spuren seiner Liebschaft nach Afrika und macht die schmerzhafte Erfahrung, dass er in dem fremden Kontinent vollkommen verloren ist.
Dieses Gefühl, glaubt Mia Couto, liegt auch im Selbstverständnis der Afrikaner begraben, die sich über eine Identität definieren, die nicht homogen gewachsen, sondern durch die Erfahrungen des Kolonialismus und der Entkolonisierungsbewegungen künstlich konstruiert wurde.
Der 52-jährige Schriftsteller, der als Sohn einer portugiesischen Familie in der ehemaligen Kolonie Mosambik geboren wurde und nach der Unabhängigkeit im Jahr 1975 zunächst leitende Funktionen in mosambikanischen Zeitungen und Nachrichtenanstalten übernahm, schreibt den afrikanischen Intellektuellen eine wichtige Rolle zu, um die Identität eines modernen Afrikas neu zu definieren.
"Die Intellektuellen müssen Vorurteile sichtbar machen und überprüfen, ob das Denken eigene Wurzeln hat, produktiv ist, die Vergangenheit hinterfragt und sich nicht in den Klischees des Kolonialismus verliert und die Welt in einen Westen und in Afrika aufteilt. Wir brauchen afrikanische Intellektuelle, die innovativ sind und ein eigenes Denken entwickeln, das ein Werkzeug für den Wandel in Afrika sein muss. Die simbabwischen Intellektuellen sind vor der Diktatur geflohen und leben im Exil. Freie Meinungsäußerung im Land ist unmöglich. Deshalb müssen Intellektuelle aus den Nachbarländern Druck auf die internationale Gemeinschaft aufbauen, damit das Regime in Simbabwe nicht unterstützt wird."
Deshalb hat Mia Couto zusammen mit Schriftstellerkollegen wie Günter Grass und Wole Soyinka im vergangenen Dezember, kurz vor dem Europa-Afrika-Gipfel in Lissabon, die Europäische Union wegen ihres widersprüchlichen Auftretens in Krisenregionen wie Simbabwe kritisiert. Ohne Europa aus der Verantwortung nehmen zu wollen, wirft Mia Couto jetzt dem südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki, der im Konflikt zwischen Mugabe und der Opposition vermitteln sollte, schweres Fehlverhalten vor.
"Mbeki wendet eine Methode der leisen Diplomatie an, die vollkommen ineffizient ist und mittlerweile kriminelle Züge zeigt. Aus dieser Passivität muss man ausbrechen. Innerhalb Mbekis Partei ANC existiert schon eine wichtige Fraktion, die seine Entscheidungen in Frage stellt."
In Mia Coutos Büchern treten immer wieder Motive auf, die erkennen lassen, dass jeder Mensch unterschiedliche Kulturen in sich vereint. Reine Kulturen existieren demnach nicht. Die Vermischung, das Mestizenhafte, ist Voraussetzung für das Menschsein. Deshalb lehnt der mosambikanische Schriftsteller auch die Ideologie eines einheitlichen Afrikas ab, mit der Robert Mugabe bei vielen afrikanischen Machthabern auf große Sympathie stößt.
"Mugabe eignet sich die Idee eines mystischen, vereinten Afrikas an, das über den Konflikten steht. Tatsächlich gibt es in Afrika Konflikte, glücklicherweise, denn Konflikte sind die Motoren des Wandels und der Entwicklung. Das Afrika, das mit dieser mystischen Konnotation versehen wurde und von den afrikanischen Eliten propagiert wird, um zu vereinen, was nicht vereinbar ist, dieses Afrika existiert nicht."
Spätestens nach den jüngsten rassistischen Ausschreitungen gegen simbabwische Flüchtlinge in Südafrika ist klar geworden, dass die Auswirkungen der Krise in Simbabwe in ganz Südostafrika zu spüren sind. So leidet Mia Coutos Heimatland unter den Folgen der wirtschaftlichen Sanktionen gegen Simbabwe. Der mosambikanische Schriftsteller begrüßt, dass die Situation auf internationaler Ebene und in der Region kritisch erörtert wird. Allerdings gibt Mia Couto zu Bedenken, dass die Probleme in Simbabwe nicht vom Ausland gelöst werden können.
"Der Druck von außen auf Simbabwe ist wichtig, aber nicht grundlegend. Wichtiger für Simbabwe ist, dass es eine Opposition gibt, die stark genug ist, das politische Problem von innen zu lösen."
Dieses Gefühl, glaubt Mia Couto, liegt auch im Selbstverständnis der Afrikaner begraben, die sich über eine Identität definieren, die nicht homogen gewachsen, sondern durch die Erfahrungen des Kolonialismus und der Entkolonisierungsbewegungen künstlich konstruiert wurde.
Der 52-jährige Schriftsteller, der als Sohn einer portugiesischen Familie in der ehemaligen Kolonie Mosambik geboren wurde und nach der Unabhängigkeit im Jahr 1975 zunächst leitende Funktionen in mosambikanischen Zeitungen und Nachrichtenanstalten übernahm, schreibt den afrikanischen Intellektuellen eine wichtige Rolle zu, um die Identität eines modernen Afrikas neu zu definieren.
"Die Intellektuellen müssen Vorurteile sichtbar machen und überprüfen, ob das Denken eigene Wurzeln hat, produktiv ist, die Vergangenheit hinterfragt und sich nicht in den Klischees des Kolonialismus verliert und die Welt in einen Westen und in Afrika aufteilt. Wir brauchen afrikanische Intellektuelle, die innovativ sind und ein eigenes Denken entwickeln, das ein Werkzeug für den Wandel in Afrika sein muss. Die simbabwischen Intellektuellen sind vor der Diktatur geflohen und leben im Exil. Freie Meinungsäußerung im Land ist unmöglich. Deshalb müssen Intellektuelle aus den Nachbarländern Druck auf die internationale Gemeinschaft aufbauen, damit das Regime in Simbabwe nicht unterstützt wird."
Deshalb hat Mia Couto zusammen mit Schriftstellerkollegen wie Günter Grass und Wole Soyinka im vergangenen Dezember, kurz vor dem Europa-Afrika-Gipfel in Lissabon, die Europäische Union wegen ihres widersprüchlichen Auftretens in Krisenregionen wie Simbabwe kritisiert. Ohne Europa aus der Verantwortung nehmen zu wollen, wirft Mia Couto jetzt dem südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki, der im Konflikt zwischen Mugabe und der Opposition vermitteln sollte, schweres Fehlverhalten vor.
"Mbeki wendet eine Methode der leisen Diplomatie an, die vollkommen ineffizient ist und mittlerweile kriminelle Züge zeigt. Aus dieser Passivität muss man ausbrechen. Innerhalb Mbekis Partei ANC existiert schon eine wichtige Fraktion, die seine Entscheidungen in Frage stellt."
In Mia Coutos Büchern treten immer wieder Motive auf, die erkennen lassen, dass jeder Mensch unterschiedliche Kulturen in sich vereint. Reine Kulturen existieren demnach nicht. Die Vermischung, das Mestizenhafte, ist Voraussetzung für das Menschsein. Deshalb lehnt der mosambikanische Schriftsteller auch die Ideologie eines einheitlichen Afrikas ab, mit der Robert Mugabe bei vielen afrikanischen Machthabern auf große Sympathie stößt.
"Mugabe eignet sich die Idee eines mystischen, vereinten Afrikas an, das über den Konflikten steht. Tatsächlich gibt es in Afrika Konflikte, glücklicherweise, denn Konflikte sind die Motoren des Wandels und der Entwicklung. Das Afrika, das mit dieser mystischen Konnotation versehen wurde und von den afrikanischen Eliten propagiert wird, um zu vereinen, was nicht vereinbar ist, dieses Afrika existiert nicht."
Spätestens nach den jüngsten rassistischen Ausschreitungen gegen simbabwische Flüchtlinge in Südafrika ist klar geworden, dass die Auswirkungen der Krise in Simbabwe in ganz Südostafrika zu spüren sind. So leidet Mia Coutos Heimatland unter den Folgen der wirtschaftlichen Sanktionen gegen Simbabwe. Der mosambikanische Schriftsteller begrüßt, dass die Situation auf internationaler Ebene und in der Region kritisch erörtert wird. Allerdings gibt Mia Couto zu Bedenken, dass die Probleme in Simbabwe nicht vom Ausland gelöst werden können.
"Der Druck von außen auf Simbabwe ist wichtig, aber nicht grundlegend. Wichtiger für Simbabwe ist, dass es eine Opposition gibt, die stark genug ist, das politische Problem von innen zu lösen."