Weiden spenden Schatten, Kinder planschen durch den Fluss und am Ufer steht ein Fischreiher, eine Sommeridylle an der Sieg. Auf den ersten Blick, doch auf den zweiten wird die Begeisterung getrübt. Die Sieg bei Meindorf, wenige Kilometer vor ihrer Mündung in den Rhein, erinnert fast an einen Kanal. Der Fluss wurde eingezwängt in ein strenges Korsett aus Wasserbausteinen.
Es gibt keine flache Uferböschung wie an natürlichen oder naturnahen Flüssen, sondern einen steilen Abgang ins Wasser. Hier wächst kein Schilf, keine Erle, sondern nur das eingeschleppte Springkraut. Eine rosa blühende Monotonie. Achim Baumgartner schaut kritisch auf das gegenüberliegende Ufer, der Sprecher des Bund Umwelt und Naturschutz Deutschland im Rhein-Sieg-Kreis weiß um den schlechten, artenarmen Zustand der Sieg:
"Viele typische Arten fehlen, wie viele Entenarten, die verschwunden sind, weil die flachen Ufer und Schilfstreifen eben auch fehlen."
Im Fluss vermisst der Naturschützer Fisch- und Entenarten wie die Krick- oder Löffelente, am Fluss die typischen Pflanzen einer Auenlandschaft. Wie Erlen in Ufernähe aber auch Eschen, Ulmen und Eichen als typische Baumarten einer Hartholzaue, die etwas weiter vom Flusslauf entfernt wachsen könnten, wo sie nur hin und wieder nasse Füße bekämen. Doch dafür müsste die Sieg auch wieder frei fließen. Achim Baumgartner:
"Also die Sieg würde im natürlichen Zustand nicht als ein Kanal, sondern als vielarmiger bunter Strom vor einem liegen. Mit Sandbänken und Kies und Sand mit ganz unterschiedlichen Strömungsverhältnissen, das macht es auch für die Fische dann so spannend."
Für die Fische, wie Groppe oder die seltenen Flussneunaugen, für die Wasservögel und all die anderen Arten, die folgen würden, wenn aus dem Kanal wieder ein Fluss würde. Die "Siegaue und Siegmündung” stehen unter dem Schutz der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, werden den Anforderungen an so ein Gebiet aber nicht gerecht. Deshalb plant die zuständige Bezirksregierung dem Fluss seine Freiheit und Artenvielfalt zurückzugeben. Harald Borsch von der Bezirksregierung Köln:
"Die Sieg hat eine Breite von 50 Metern mit Wasserbausteinen befestigt. Die Sieg ist wirklich in ein Korsett gezwängt. Wir werden einen Entwicklungsraum von rund 500 Metern schaffen, sodass sich der Raum dann verzehnfacht hat."
Und das mit relativ geringem Aufwand. Der Plan sieht vor, dass die Wasserbausteine entfernt werden und der Fluss den Rest erledigt und sich seine alten Auengebiete zurückholt. Doch wo früher Aue war, ist nun ein Sportplatz, daneben ein Grill- und Spielplatz. Wo früher einmal Überflutungsflächen waren, führt nun ein Asphaltweg nah an der Sieg entlang. Für Rad- und Rollschuhfahrer ist diese gerade Linie ideal - für Blaukehlchen und Eisvögel ist der Uferbereich mit Radweg viel zu strukturarm. Ein Interessenskonflikt. Viele Anwohner wollen ihren Naherholungsbereich genau so behalten, wie sie ihn gewohnt sind. So auch Adalbert Gümpel, der in der Abendsonne neben seiner Frau spaziert. Er hat gegen die Renaturierung protestiert, wie viele Meindorfer auch:
"Mit dem Erfolg, dass die Renaturierung für die Augustiner Seite hier nicht stattfinden wird. Und darüber sind alle sehr glücklich, weil der Weg hier wird ja nicht nur von den Meindorfern genommen, sondern auch von allen, die aus Siegburg, Hennef, St. Augustin kommen, hier wird ja Rad gefahren, geskatet."
Die Pläne sahen eigentlich vor, dass die Meindorfer wieder einen asphaltierten Weg bekommen sollten, nicht mehr direkt neben dem kanalisierten Fluss, sondern neben einem naturnahen Fließgewässer. Einige Anwohner hätten auch gerne wieder so eine natürliche Flusslandschaft und sind für die Renaturierung der Sieg, wie Claudia Güldenpfennig:
"Denn wir haben hier ja eine große Hochwasserproblematik und das würde dazu beitragen, dass das sich auch von allein wieder regeln würde. Ein Spielplatz, einen Grillplatz zu versetzen, dürfte nicht so schwer sein."
Das ist es auch nicht, doch der Meindorfer Bürgerverein hat sich bisher erfolgreich gegen die geplanten Renaturierungsmaßnahmen in ihrem Einzugsbereich gewehrt. Die Bezirksregierung mäandriert nun selbst wie ein Fluss zwischen den Interessen - zwischen einigen Anwohnern und Naturschutz. Harald Borsch:
"Wir gehen mit dieser Kompromissvariante, wo Sportplatz und landwirtschaftliche Flächen nicht in unserem Entwicklungskorridor sind, mit der Variante gehen wir in das Verfahren."
Doch noch ist das allerletzte Wort nicht gesprochen und bevor die Bagger die Uferbefestigung entfernen, fließt noch ein wenig Wasser die Sieg hinunter.
Es gibt keine flache Uferböschung wie an natürlichen oder naturnahen Flüssen, sondern einen steilen Abgang ins Wasser. Hier wächst kein Schilf, keine Erle, sondern nur das eingeschleppte Springkraut. Eine rosa blühende Monotonie. Achim Baumgartner schaut kritisch auf das gegenüberliegende Ufer, der Sprecher des Bund Umwelt und Naturschutz Deutschland im Rhein-Sieg-Kreis weiß um den schlechten, artenarmen Zustand der Sieg:
"Viele typische Arten fehlen, wie viele Entenarten, die verschwunden sind, weil die flachen Ufer und Schilfstreifen eben auch fehlen."
Im Fluss vermisst der Naturschützer Fisch- und Entenarten wie die Krick- oder Löffelente, am Fluss die typischen Pflanzen einer Auenlandschaft. Wie Erlen in Ufernähe aber auch Eschen, Ulmen und Eichen als typische Baumarten einer Hartholzaue, die etwas weiter vom Flusslauf entfernt wachsen könnten, wo sie nur hin und wieder nasse Füße bekämen. Doch dafür müsste die Sieg auch wieder frei fließen. Achim Baumgartner:
"Also die Sieg würde im natürlichen Zustand nicht als ein Kanal, sondern als vielarmiger bunter Strom vor einem liegen. Mit Sandbänken und Kies und Sand mit ganz unterschiedlichen Strömungsverhältnissen, das macht es auch für die Fische dann so spannend."
Für die Fische, wie Groppe oder die seltenen Flussneunaugen, für die Wasservögel und all die anderen Arten, die folgen würden, wenn aus dem Kanal wieder ein Fluss würde. Die "Siegaue und Siegmündung” stehen unter dem Schutz der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, werden den Anforderungen an so ein Gebiet aber nicht gerecht. Deshalb plant die zuständige Bezirksregierung dem Fluss seine Freiheit und Artenvielfalt zurückzugeben. Harald Borsch von der Bezirksregierung Köln:
"Die Sieg hat eine Breite von 50 Metern mit Wasserbausteinen befestigt. Die Sieg ist wirklich in ein Korsett gezwängt. Wir werden einen Entwicklungsraum von rund 500 Metern schaffen, sodass sich der Raum dann verzehnfacht hat."
Und das mit relativ geringem Aufwand. Der Plan sieht vor, dass die Wasserbausteine entfernt werden und der Fluss den Rest erledigt und sich seine alten Auengebiete zurückholt. Doch wo früher Aue war, ist nun ein Sportplatz, daneben ein Grill- und Spielplatz. Wo früher einmal Überflutungsflächen waren, führt nun ein Asphaltweg nah an der Sieg entlang. Für Rad- und Rollschuhfahrer ist diese gerade Linie ideal - für Blaukehlchen und Eisvögel ist der Uferbereich mit Radweg viel zu strukturarm. Ein Interessenskonflikt. Viele Anwohner wollen ihren Naherholungsbereich genau so behalten, wie sie ihn gewohnt sind. So auch Adalbert Gümpel, der in der Abendsonne neben seiner Frau spaziert. Er hat gegen die Renaturierung protestiert, wie viele Meindorfer auch:
"Mit dem Erfolg, dass die Renaturierung für die Augustiner Seite hier nicht stattfinden wird. Und darüber sind alle sehr glücklich, weil der Weg hier wird ja nicht nur von den Meindorfern genommen, sondern auch von allen, die aus Siegburg, Hennef, St. Augustin kommen, hier wird ja Rad gefahren, geskatet."
Die Pläne sahen eigentlich vor, dass die Meindorfer wieder einen asphaltierten Weg bekommen sollten, nicht mehr direkt neben dem kanalisierten Fluss, sondern neben einem naturnahen Fließgewässer. Einige Anwohner hätten auch gerne wieder so eine natürliche Flusslandschaft und sind für die Renaturierung der Sieg, wie Claudia Güldenpfennig:
"Denn wir haben hier ja eine große Hochwasserproblematik und das würde dazu beitragen, dass das sich auch von allein wieder regeln würde. Ein Spielplatz, einen Grillplatz zu versetzen, dürfte nicht so schwer sein."
Das ist es auch nicht, doch der Meindorfer Bürgerverein hat sich bisher erfolgreich gegen die geplanten Renaturierungsmaßnahmen in ihrem Einzugsbereich gewehrt. Die Bezirksregierung mäandriert nun selbst wie ein Fluss zwischen den Interessen - zwischen einigen Anwohnern und Naturschutz. Harald Borsch:
"Wir gehen mit dieser Kompromissvariante, wo Sportplatz und landwirtschaftliche Flächen nicht in unserem Entwicklungskorridor sind, mit der Variante gehen wir in das Verfahren."
Doch noch ist das allerletzte Wort nicht gesprochen und bevor die Bagger die Uferbefestigung entfernen, fließt noch ein wenig Wasser die Sieg hinunter.