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Mehr Sozialabgaben für Gutverdiener

Wer gut verdient, muss sich zum Jahreswechsel auf höhere Sozialabgaben einstellen. Auf der letzten regulären Sitzung des schwarz-gelben Bundeskabinetts wurde beschlossen, 2014 die Beitragsbemessungsgrenzen zu erhöhen. Tiefer in die Tasche greifen müssen dann alle, die mehr als 3937 Euro im Monat verdienen.

Von Gerhard Schröder |
    Wer mehr als 3937 Euro im Monat verdient, muss im kommenden Jahr höhere Sozialbeiträge zahlen. Schuld ist die sogenannten Beitragsbemessungsgrenze. Sie soll im kommenden Jahr um bis zu 150 Euro steigen. Das hat das schwarz-gelbe Bundeskabinett in seiner letzten regulären Sitzung heute beschlossen. Das kann zu höheren Belastungen von bis zu 251 Euro im Jahr führen. Die überwiegende Mehrheit der Versicherten sei davon aber nicht betroffen, versicherte das Bundesarbeitsministerium. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verdienen 12,7 Prozent der Beschäftigten mehr als 4000 Euro – auf sie kommen im nächsten Jahr höhere Belastungen zu.

    Die Beitragsbemessungsgrenze markiert den Teil des Einkommens, auf den Beiträge an die Sozialkassen abgeführt werden müssen. Sie ist von der Einkommensentwicklung abhängig und wird jedes Jahr nach einer komplizierten Formel neu berechnet. Die Beitragsbemessungsgrenze steigt im kommenden Jahr für die Renten- und Arbeitslosenversicherung um 150 auf 5950 Euro im Westen. In Ostdeutschland ist die Grenze niedriger, weil die Einkommen geringer sind, dort müssen auf bis zu 5000 Euro monatlich Abgaben gezahlt werden.
    Auch für die Kranken- und Pflegeversicherung müssen Gutverdiener im kommenden Jahr mehr bezahlen. Hier gilt eine bundesweit einheitliche Bemessungsgrenze, sie erhöht sich 2014 um 112,50 Euro auf 4050 Euro.

    Ein Beispiel: Wer verheiratet ist, zwei Kinder hat und mehr als 4000 Euro brutto verdient, muss nach Berechnungen von Frank Hechtner, Professor für Steuerwirkungslehre an der Freien Universität Berlin, künftig insgesamt 52 Euro pro Jahr mehr an die Sozialkassen abführen. Liegt das Einkommen bei über 6000 Euro, steigt die zusätzliche Belastung. Bei Kinderlosen im Westen um 251, in Ostdeutschland um 195 Euro. Mehr als 6000 Euro verdienen derzeit vier Prozent der Beschäftigten.

    Höhere Abgaben kommen auch auf die Unternehmen zu, die für die Beschäftigten Sozialbeiträge in ähnlicher Größenordnung zahlen müssen. Profitieren werden die Renten und Krankenversicherung, sie können mit zusätzlichen Einnahmen rechnen. Da sie derzeit ohnehin schon über üppige Reserven verfügen, dürfte die Debatte um eine Senkung der Beiträge neue Nahrung bekommen. Die Rentenkasse hat ein Finanzpolster von 28 Milliarden Euro aufgebaut, das entspricht 1,58 Monatseinnahmen. Bei einer Rücklage von mehr als 1,5 Monatseinnahmen muss der Beitragssatz sinken, das ist gesetzlich vorgeschrieben. Entscheidend ist aber die Prognose für 2014, die der Schätzerkreis Ende Oktober vorlegen wird. Derzeit liegt der Beitragssatz bei 18,9 Prozent.

    Auch die Krankenkassen können durch die höhere Bemessungsgrenze auf zusätzliche Einnahmen hoffen, und auch sie sitzen schon jetzt auf milliardenschweren Reserven. Bis zum Jahresende, so schätzen Experten, werden die Rücklagen im Gesundheitsfonds und bei den Kassen selbst auf insgesamt 27 Milliarden Euro anschwellen, und das – obwohl Anfang des Jahres die Praxisgebühr gestrichen wurde, was ihnen Mindereinnahmen von 1,8 Milliarden Euro bescherte. Der Beitragssatz liegt derzeit bei 15,5 Prozent.