BKA-Lagebild
Mehr Straftaten gegen Frauen - deutlicher Anstieg von Gewaltdelikten

Gegen Frauen gerichtete Straftaten haben im vergangenen Jahr zugenommen. Das geht aus einem Lagebild des Bundeskriminalamtes hervor, das Bundesfrauenministerin Paus und Bundesinnenministerin Faeser in Berlin vorgestellt haben. In nahezu allen Deliktbereichen seien deutliche Anstiege zu verzeichnen, hieß es.

    Blumen und Kerzen liegen nach einem tödlichen Messerangriff vor einem Hauseingang in Berlin-Friedrichsfelde neben einem Zettel mit der Aufschrift "Man tötet nicht aus Liebe - Stoppt Femizide".
    Blumen und Kerzen liegen nach einem tödlichen Messerangriff vor einem Hauseingang in Berlin-Friedrichsfelde (picture alliance / dpa / Fabian Sommer)
    Für das BKA-Lagebild wurden Daten zu Delikten gesammelt, "die überwiegend zum Nachteil von Frauen begangen werden oder in ihrer Ausprägung primär Frauen betreffen". Dazu gehören demnach Sexualstraftaten, häusliche Gewalt, Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, digitale Gewalt und Femizide. Zudem flossen Fälle von politisch motivierter Kriminalität ein, bei denen frauenfeindliche Vorurteile als Tatmotiv identifiziert wurden.

    Deutlicher Anstieg bei gegen Frauen gerichteter digitaler Gewalt und Hasskriminalität

    2023 wurden mehr als 52.000 Frauen oder Mädchen Opfer von Sexualstraftaten wie Vergewaltigung, sexueller Belästigung und Nötigung, ein Plus von 6,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Bereich häusliche Gewalt wurden mehr als 180.000 weibliche Opfer gezählt (plus 5,6 Prozent).
    Besonders stark war der Anstieg bei digitaler Gewalt. 17.193 weibliche Opfer wurden 2023 registriert, 25 Prozent mehr als im Jahr davor. Die überwiegende Mehrzahl der Straftaten in diesem Bereich sind Nötigungen, Bedrohungen und Stalking. Bei minderjährigen Opfern geht es bei digitaler Gewalt mehrheitlich um Missbrauchsstraftaten.
    Stark zugenommen hat im vergangenen Jahr dem Bundeskriminalamt zufolge auch die sogenannte Hasskriminalität gegen Frauen. Gemeint sind damit Straftaten, die dezidiert frauenfeindlich motiviert sind, wobei das Ziel beliebig gewählt sein kann. 322 solcher Taten wurden im vergangenen Jahr registriert. Das waren 56,3 Prozent mehr als 2022.
    938 Frauen und Mädchen (plus ein Prozent) wurden im vergangenen Jahr Opfer von versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten - etwa aus Frauenhass, wegen einer Trennung oder im Kontext eines patriarchalischen Gesellschaftsbilds des Täters. 360 Frauen und Mädchen starben dabei. Solche Taten werden als Femizide bezeichnet. Damit gab es statistisch gesehen fast jeden Tag in Deutschland einen Femizid.

    Faeser: "Wir stellen uns Gewalt gegen Frauen entschieden entgegen"

    Bundesinnenministerin Faeser rief dazu auf, Strafen für Täter zu erhöhen und mehr Möglichkeiten zu schaffen, um Täter zu überwachen und Frauen zu schützen. Bundesfrauenministerin Paus nannte die Zahlen des Lagebilds "beschämend". Betroffene Frauen benötigten niedrigschwelligen Schutz und Beratung.
    Paus verwies auf das "Gewalthilfegesetz", das zusammen mit Ländern und Verbänden erarbeitet worden sei. Der Bund will Frauenhäuser mitfinanzieren und den Zugang für Frauen zu Schutz und Beratung in Fällen von häuslicher Gewalt durch einen Rechtsanspruch sichern. Die Grünen-Politikerin appellierte an den Bundestag, dem Entwurf zuzustimmen.
    Diese Nachricht wurde am 19.11.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.