Israel
Mehrere tote Geiseln geborgen - tausende Demonstranten fordern Abkommen mit der Hamas - Impfaktion gegen Polio hat begonnen

Die israelische Armee hat die Leichen von sechs Geiseln der militant-islamistischen Hamas im Gazastreifen geborgen. Am Abend hatten Tausende in Israel für ein Geisel-Abkommen mit der Hamas demonstriert. Heute früh begannen in dem Palästinensergebiet die Impfaktionen gegen das Kinderlähmungs-Virus.

    Blick aus großer Ferne: Israelische Soldaten laufen durch eine Straße im Gazastreifen. Im Hintergrund sind zerstörte Häuser zu sehen.
    Die noch lebenden Geiseln werden von der Hamas im Gazastreifen versteckt. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Ohad Zwigenberg)
    Die ermordeten Geiseln seien in einem unterirdischen Tunnel im Gebiet Rafah im Süden des Gazastreifens gefunden und nach Israel gebracht worden, erklärten die Streitkräfte. In einer Mitteilung von US-Präsident Biden hieß es, bei einem der Opfer handele es sich um einen amerikanisch-israelischen Staatsbürger.
    Bei dem Überfall auf Israel am 7. Oktober hatten Terroristen der Hamas und anderer Gruppen mehr als 250 Menschen in das Palästinensergebiet verschleppt. Im Laufe einer einwöchigen Waffenruhe Ende November kamen 105 Geiseln frei. Im Gegenzug wurden 240 palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen entlassen. Wie viele der im Gazastreifen verbliebenen Geiseln noch am Leben sind, ist nicht bekannt.

    Demonstrationen für ein Geisel-Abkommen

    Am Abend waren in mehreren israelischen Städten erneut tausende Menschen auf die Straße gegangen und hatten ein Geisel-Abkommen mit der Hamas verlangt. Sie forderten die sofortige Freilassung der von der Terrororganisation verschleppten Menschen. Gleichzeitig kritisierten sie die Regierung von Premierminister Netanjahu und riefen nach Neuwahlen. In Tel Aviv kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei.
    Die Vermittlungsgespräche zwischen Israel und der Hamas sind seit einiger Zeit festgefahren. Als wesentlicher Streitpunkt gilt die Dauer der Präsenz israelischer Truppen im Gazastreifen, insbesondere an der Grenze zu Ägypten. Angehörige der Geiseln warfen Premierminister Netanjahu vor, mit dem Beharren auf seinen Forderungen das Leben der Geiseln zu riskieren. Ähnlich äußerte sich bereits Verteidigungsminister Galant.

    Impfaktion im Gazastreifen gegen Kinderlähmung

    Im Zentrum des Gazastreifens begann unterdessen eine Kampagne zur Impfung hunderttausender Kinder gegen das Polio-Virus. Ein Sprecher des Krankenhauses in Deir al-Balah sagte der Deutschen Presse-Agentur, es werde zunächst in mehreren Zentren und Schulen im zentralen Abschnitt des Küstenstreifens geimpft. Dies betreffe auch mehrere Flüchtlingsviertel in dem Gebiet. 
    Für die Impfaktion hatten sich Israel und die Hamas auf mehrere Feuerpausen in den nächsten Tagen geeinigt. Währenddessen sollen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation rund 640.000 Kinder in Kliniken, Arztpraxen und mobilen Impstationen gegen Polio immunisiert werden.
    Seit Beginn des Krieges konnten viele Babys im Gazastreifen nicht geimpft werden. Nachdem es dort kürzlich einen ersten Polio-Fall gegeben hatte, soll nun ein massenhafter Ausbruch der Krankheit verhindert werden.
    Diese Nachricht wurde am 01.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.