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Mehrsprachigkeit - Vorsprung für die Karriere?

Die moderne Gesellschaft ist mehrsprachig und von vielfältigen Sprachkontakten geprägt. In Deutschland treten gegenwärtig Einflüsse des Englischen besonders hervor. Die Entwicklung zu einer mehrsprachigen Gesellschaft wird aber auch in hohem Maße durch die Präsenz von Migrantensprachen bestimmt, z.B. von Türken, Italienern oder Kroaten, die untereinander eine Mischung aus der Fremdsprache und Deutsch sprechen. Die Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaften in Mannheim diskutiert momentan über das Thema Mehrsprachigkeit. Neben der Beherrschung mehrerer Sprachen fordert die Vorsitzende der DGfS auch das Kennen der Sprachen, damit die Zusammenhänge von Sprache und Denken und die Entwicklung von mehrsprachig aufgezogenen Kindern besser bekannt und erforscht werden. Das schlechte Abschneiden von Migrantenkindern in der PISA-Studie liegt ihrer Ansicht nach vor allem an dem fehlenden bilingualen Unterricht und der Tatsache, dass in keiner Sprache die Denkfähigkeit wirklich gut ausgebildet wurde.

    Mehrsprachigkeit hat in Beruf und Karriere einen hohen Stellenwert. Dennoch sollte Mehrsprachigkeit nicht so verstanden werden, dass allein das Englische eine dominierende Vormachtstellung einnimmt. "Überall - und das heißt auch in den englischsprachigen Ländern - sollte man Mehrsprachigkeit fordern und fördern. Dann hätten wir eine Chance - ähnlich wie die vielfältigen Rückseite der Euro-Münze - auch die Vielfalt der Wissenschaft und der Denkrichtungen sowie die Vielfalt der Kulturen voran zu treiben." Englisch als alleinige Unterrichts- und Wissenschaftssprache ist nach Ansicht von Angelika Redder eine Einengung, die so nicht sein müsste. "Es gibt sehr viele hochentwickelte Forschungssprachen, die innerhalb der Lehre bestimmte Traditionen fortsetzen können". Hieraus ergibt sich eine Forderung, der viele Prüfungsordnungen bereits Rechnung tragen, indem zwei Fremdsprachen gefordert werden. Damit der Sprachunterricht an den Schulen positive Ergebnisse zeigt, fordert Angelika Redder von der Bildungspolitik eine frühere Einführung der ersten Fremdsprache, die dann aber nicht unbedingt Englisch sein sollte. "In der ersten Fremdsprache könnte man ruhig einmal etwas distantere Formen von Fremdsprachen fördern, beispielsweise Spanisch, Russisch oder Japanisch".

    Related Links:

    Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft/DGfS

    Jahrestagung 2002 zum Thema Mehrsprachigkeit