Die Ozeane mussten schon einiges an Radioaktivität schlucken: den Fall-out der oberirdischen Atomtests etwa, die aus ausgedienten Reaktoren von Atom-Eisbrechern und -U-Booten der Sowjetunion, die einfach im Meer versenkt wurden - und was die Wiederaufarbeitungsanlagen der Atomindustrie an Radionukliden freigesetzt haben:
"Es gibt zwei Einrichtungen in Europa, die eine in der Cape La Hague in Frankreich die andere in Sellafield, die größere Mengen radioaktiver Abfälle einfach ins Meer entlassen. Dies geschieht schon seit einigen Jahrzehnten und die Mengen, die dort emittiert werden, sind gewaltig."
So seien aus Sellafield insgesamt etwa 75 Kilogramm Plutonium in die Irische See gelangt, erklärt Herwig Paretzke, Strahlenphysiker von der TU München. Dazu kommen andere Radionuklide wie radioaktives Cäsium 137 mit seiner Halbwertzeit von rund 30 Jahren. Davon verklappte Sellafield - bis die Einleitungen reduziert wurden - Jahr für Jahr 5000 Tera-Becquerel in die Irische See. Ein Tera-Becquerel ist eine Eins mit zwölf Nullen:
"Dadurch wird natürlich das Meerwasser stark kontaminiert, die Fische und Meerestiere, die in der Nähe der Einlassstellen sich längere Zeit aufhalten, nehmen Radionuklide auf und sind dann teilweise für den menschlichen Verzehr nicht geeignet. Ich muss sagen teilweise, weil es unterschiedlich ist je nach Tierart ist der Transfer von den dort emittierten Radionukliden unterschiedlich ins Fischfleisch."
Meeresbewohner reagieren sehr unterschiedlich auf Radioaktivität, erklärt Dominique Boust vom Radioökologischen Labor von Cherbourg-Octeville in Frankreich:
"Je tiefer in der Nahrungskette ein Organismus steht, umso unempfindlicher ist er. Schnecken oder Austern kann man mit sehr, sehr hohen Dosen bestrahlen, ohne dass man irgendeinen Effekt sieht."
Was derzeit in Fukushima an Radionukliden freigesetzt wird, könnte lokal zu einer hohen Konzentration in Lebewesen führen und die Ökosysteme beeinträchtigen. Wie groß der Schaden ist, lässt sich allerdings nicht beurteilen, weil schon der Tsunami die Küstenökosysteme zerstört hat:
"Wenn wir jedoch die Folgen des radioaktiven Cäsiums für die Fische betrachten, werden die Konzentrationen in Tieren, die sich ein oder zwei Monate in der belasteten Küstenregion aufhalten, auf rund das 400-Fache des Wertes im Wasser steigen."
Verlassen die Fische die Umgebung von Fukushima, greift bei ihnen die sogenannte biologische Halbwertzeit: Sie scheiden das radioaktive Cäsium wieder aus, so dass ihre Belastung nach einigen Monaten in sauberem Wasser allmählich wieder sinkt. Für die Fischer der Region macht das die Lage jedoch nicht einfacher. Rolf Michel, Vorsitzender der Strahlenschutzkommission:
"Kurzfristig werden wir in Küstennähe hohe Konzentrationen haben. Es wird sicherlich für die Fischereiindustrie ein echtes Problem sein zu demonstrieren, durch Messungen auch nachzuweisen, dass der Fisch, den man anlandet, dann auch ohne Probleme gegessen werden kann."
Das Gute ist, dass das Ozen seinen Bewohnern hilft: So wie Kaliumjodid-Tabletten die menschliche Schilddrüse vor dem radioaktiven Jod schützen, reduzieren Salze im Meerwasser die Absorption von Radionukliden. Die werden außerdem durch die Strömungen mitgeschleppt und verdünnt:
"Derzeit haben wir zwar nur wenige Daten über die Cäsiumbelastung in den Fischen, aber die Werte sind - vielleicht noch - nicht sehr hoch. Bei der Beurteilung der Folgen können wir uns wohl auf eine Region von einigen hundert Kilometern rund um Fukushima konzentrieren. Zwar wird man den Effekt noch sehr viel weiter messen können, aber er wird gesundheitlichen unbedenklich sein."
Vor den Ausflussrohren Fukushimas reichert sich jedoch ein Teil des radioaktiven Cäsiums in den Sedimenten an. Wenn die Bodenlebewesen zurückkehren, werden sie dort sehr stark belastet werden - und mit ihnen auch den Rest der Nahrungskette. Selbst wenn die Einleitungen gestoppt sein werden, ist damit nicht alles vorbei: Über Jahre hinweg können Stürme die Radionuklide vom Meeresboden aufwirbeln und damit gelangen sie auch wieder in den Fisch.
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"Es gibt zwei Einrichtungen in Europa, die eine in der Cape La Hague in Frankreich die andere in Sellafield, die größere Mengen radioaktiver Abfälle einfach ins Meer entlassen. Dies geschieht schon seit einigen Jahrzehnten und die Mengen, die dort emittiert werden, sind gewaltig."
So seien aus Sellafield insgesamt etwa 75 Kilogramm Plutonium in die Irische See gelangt, erklärt Herwig Paretzke, Strahlenphysiker von der TU München. Dazu kommen andere Radionuklide wie radioaktives Cäsium 137 mit seiner Halbwertzeit von rund 30 Jahren. Davon verklappte Sellafield - bis die Einleitungen reduziert wurden - Jahr für Jahr 5000 Tera-Becquerel in die Irische See. Ein Tera-Becquerel ist eine Eins mit zwölf Nullen:
"Dadurch wird natürlich das Meerwasser stark kontaminiert, die Fische und Meerestiere, die in der Nähe der Einlassstellen sich längere Zeit aufhalten, nehmen Radionuklide auf und sind dann teilweise für den menschlichen Verzehr nicht geeignet. Ich muss sagen teilweise, weil es unterschiedlich ist je nach Tierart ist der Transfer von den dort emittierten Radionukliden unterschiedlich ins Fischfleisch."
Meeresbewohner reagieren sehr unterschiedlich auf Radioaktivität, erklärt Dominique Boust vom Radioökologischen Labor von Cherbourg-Octeville in Frankreich:
"Je tiefer in der Nahrungskette ein Organismus steht, umso unempfindlicher ist er. Schnecken oder Austern kann man mit sehr, sehr hohen Dosen bestrahlen, ohne dass man irgendeinen Effekt sieht."
Was derzeit in Fukushima an Radionukliden freigesetzt wird, könnte lokal zu einer hohen Konzentration in Lebewesen führen und die Ökosysteme beeinträchtigen. Wie groß der Schaden ist, lässt sich allerdings nicht beurteilen, weil schon der Tsunami die Küstenökosysteme zerstört hat:
"Wenn wir jedoch die Folgen des radioaktiven Cäsiums für die Fische betrachten, werden die Konzentrationen in Tieren, die sich ein oder zwei Monate in der belasteten Küstenregion aufhalten, auf rund das 400-Fache des Wertes im Wasser steigen."
Verlassen die Fische die Umgebung von Fukushima, greift bei ihnen die sogenannte biologische Halbwertzeit: Sie scheiden das radioaktive Cäsium wieder aus, so dass ihre Belastung nach einigen Monaten in sauberem Wasser allmählich wieder sinkt. Für die Fischer der Region macht das die Lage jedoch nicht einfacher. Rolf Michel, Vorsitzender der Strahlenschutzkommission:
"Kurzfristig werden wir in Küstennähe hohe Konzentrationen haben. Es wird sicherlich für die Fischereiindustrie ein echtes Problem sein zu demonstrieren, durch Messungen auch nachzuweisen, dass der Fisch, den man anlandet, dann auch ohne Probleme gegessen werden kann."
Das Gute ist, dass das Ozen seinen Bewohnern hilft: So wie Kaliumjodid-Tabletten die menschliche Schilddrüse vor dem radioaktiven Jod schützen, reduzieren Salze im Meerwasser die Absorption von Radionukliden. Die werden außerdem durch die Strömungen mitgeschleppt und verdünnt:
"Derzeit haben wir zwar nur wenige Daten über die Cäsiumbelastung in den Fischen, aber die Werte sind - vielleicht noch - nicht sehr hoch. Bei der Beurteilung der Folgen können wir uns wohl auf eine Region von einigen hundert Kilometern rund um Fukushima konzentrieren. Zwar wird man den Effekt noch sehr viel weiter messen können, aber er wird gesundheitlichen unbedenklich sein."
Vor den Ausflussrohren Fukushimas reichert sich jedoch ein Teil des radioaktiven Cäsiums in den Sedimenten an. Wenn die Bodenlebewesen zurückkehren, werden sie dort sehr stark belastet werden - und mit ihnen auch den Rest der Nahrungskette. Selbst wenn die Einleitungen gestoppt sein werden, ist damit nicht alles vorbei: Über Jahre hinweg können Stürme die Radionuklide vom Meeresboden aufwirbeln und damit gelangen sie auch wieder in den Fisch.
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