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Mein Klassiker
"Liebevoll nett mit unglaublicher Schärfe"

Der Kabarettist Matthias Brodowy hat selbst in seinen Liedern eine große Vorliebe für schlagereske Ohrwürmer mit satirischem Tiefgang - und genau das bewundert er an Hans Scheibner und seiner satirischen Hitsingle "Das macht doch nichts, das merkt doch keiner". Es war übrigens auch seine erste eigene Schallplatte.

Von Achim Hahn |
    Kabarettist Matthias Brodowy tritt bei der Generalprobe der Vorstellung "Hamburgs Perle" am 05.10.2015 im Hansa Varieté Theater in Hamburg auf.
    Kabarettist Matthias Brodowy bei der Generalprobe der Vorstellung "Hamburgs Perle" im Hansa Varieté Theater in Hamburg (Georg Wendt/dpa)
    Mein Name ist Matthias Brodowy, ich bin Kabarettist aus Hannover und mein persönlicher Klassiker ist ein Lied und zwar war das die erste Single, die ich als kleine Schallplatte bekommen habe. Da war ich sieben Jahre alt, im Jahr 1979 von Hans Scheibner das Lied: "Das macht doch nichts, das merkt doch keiner".
    "Frau Lorenz lag mit einem Mann
    im Bett, da fragte der,
    ob das nicht Ärger geben kann,
    weil er verheirat wär?
    Da lachte Frau Lorenz: 'Mein Kleiner,
    das macht doch nichts, das merkt doch keiner!'"
    Das Lied handelt von verschiedenen kleinen Versäumnissen des Menschen, die große Auswirkung haben können. Aber all diese Versäumnisse, all diese Betrügereien, all diese schlimmen Verbrechen, die begangen werden, werden immer überdeckt mit dem Satz "Das macht doch nichts, das merkt doch keiner". Also bis hin dazu, dass diese Welt in die Luft geht und ein Engel zu Gott dem Herrn kommt und sagt: "Die Erde, Herr, dein schöner Stern, hat sich grad selbst verpufft. Da lächelte Gott: "Ach, mein Kleiner, das macht doch nichts, das merkt doch keiner!"
    "Es gab ein Mann der Steuer an,
    was er verdient im Jahr.
    Er gab natürlich nicht alles an,
    er machte, das ist doch klar,
    den großen Betrag etwas kleiner:
    Das macht doch nichts, das merkt doch keiner!"
    Ich hab's dann irgendwann noch mal so wiederentdeckt, auf YouTube tatsächlich. Da habe ich dann das Lied noch mal ... und hab dann gedacht: Ach, das ist wirklich süß. Dieses Lied ist irgendwie auf eine Art und Weise niedlich. Es ist auch so nett. Das sind eigentlich Begrifflichkeiten, die man nicht verwenden darf, weil man immer sagt "Nett ist die kleine Schwester von Scheiße." Aber ich mein es im aller positivsten Sinne: Es ist so liebevoll nett eingesungen und hat dabei gleichzeitig eine unglaubliche Schärfe. Das ist das Tolle! Das heißt, als Kind ist mir die Schärfe - glaube ich - gar nicht bewusst gewesen. Da war dieses nett eingesungene So-lala-Mäßige vielleicht im Vordergrund, und dass es lustig und albern ist, und ich glaube, das ist genial! Ich finde es bis heute großartig, wenn es einem Komponisten eines Liedes oder einem Texter gelingt - so wie es Hans Scheibner gelungen ist - ein lustiges, kleines Lied zu schreiben, was aber eine völlige Brisanz hat.
    "Kuckuck! Kuckuck! (lacht)"
    Also, ich meine, es geht wirklich auch um Betrügereien in der Wirtschaft, es geht um Betrügereien, wenn einem Atomkraftwerk radioaktives Zeug einfach raus fließt, und immer, wie handelt der Mensch: "Das macht doch nichts, das merkt doch keiner". Wunderbar. Bis zum bitteren Ende. Ein großartiger Song.
    "Es steht eine Fabrik am Fluss,
    die hat ein Abflussrohr,
    von dem nicht jeder wissen muss -
    das kommt ja überall vor.
    Der Fluss wird davon zwar nicht reiner:
    Das macht doch nichts, das merkt doch keiner!"
    Und das war für mich ein großartiger Augenblick, als ich mit Hans Scheibner "Das macht doch nichts, das merkt doch keiner" singen durfte, also das Lied, was vielleicht meinen beruflichen Weg beeinflusst hat, denn wer weiß, wenn ich nicht diese Schallplatte gekriegt hätte von diesem Kabarettisten, wäre ich selber vielleicht nicht Kabarettist geworden. Nicht auszudenken, man hätte mir damals stattdessen eine Platte der Stones geschenkt.
    "Da lächelte Gott: 'Ach, mein Kleiner,
    das macht doch nichts, das merkt doch keiner!'"