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Mein Klassiker
Marco Michael Wandas Begeisterung für Hemingway

Nur knappe anderthalb Jahre und zwei Alben hat die Band Wanda aus Österreich gebraucht, um sich in große Konzert-Hallen und auf vordere Hitparaden-Plätze zu spielen. Die Texte des charismatischen Sängers Marco Michael Wanda sind oft metapherngeladen und manchmal sehr rätselhaft. Vorbilder hat der ehemalige Student der Sprachkunst auch, wie sein Klassiker beweist.

Marco Michael Wanda im Gespräch mit Fabian Elsäßer |
    Marco Michael Wanda, Sänger der Band Wanda, aufgenommen bei den Amadeus Austrian Music Awards 2015 in Wien.
    Marco Michael Wanda, Sänger der Band Wanda, aufgenommen bei den Amadeus Austrian Music Awards 2015 in Wien. (imago/Viennareport)
    "Leidenschaft heißt Leiden und es lässt sich nicht vermeiden, dass die Wunde klafft ..."
    Hallo, mein Name ist Marco Michael Wanda, ich bin der Sänger der Band Wanda aus Wien. Und mein Klassiker ist zu Deutsch "Fiesta", zu Englisch "The sun also rises" von Ernest Hemingway.
    "Wir tranken die zweite Flasche Wein und Georgette machte einen Witz. Sie lachte und zeigte alle ihre schlechten Zähne, und wir stießen an."
    Die Personenaufstellung setzt sich zusammen aus einer mehr oder weniger Veteranen-Reihe. Also junge Menschen, die voller Idealismus in den Ersten Weltkrieg gezogen sind. Amerikaner, die dort freiwillig gedient haben und entweder verkrüppelt oder bankrott aus dem Krieg zurückgekommen sind und dann sich so als Künstlerkreis in Paris finden, weil das Leben dort so billig ist nach dem Krieg.
    "Du bist kein schlechter Kerl – sagte sie. Eine Schande, dass Du krank bist. Wir verstehen uns gut. Was fehlt Dir eigentlich? Kriegsverletzt, sagte ich. – Ach, dieser Sau-Krieg!"
    War ein Tipp von einem sehr guten Freund, der irgendwie mehr oder weniger seine Persönlichkeit nach dem Ich-Erzähler ausgerichtet hat, glaub ich. Ein bissel (lacht).
    "Stattdessen ging ich die Straße entlang und trank in der nächsten Bar ein Glas Bier. Das Bier war nicht gut und ich trank einen noch schlechteren Cognac, um den Geschmack loszuwerden."
    Es behandelt Themen, die mich sehr interessieren: Krieg, Existenz, Liebe.
    "Ach Jake, sagte Brett – wir hätten so glücklich zusammen sein können. Ja, sagte ich. Ganz schön, sich das auszumalen, nicht wahr?"
    Der Stil ist revolutionär trocken. Hemingway hat am Anfang noch sehr unspektakulär geschrieben. Der Ich-Erzähler ist sehr stark, weil er seine Gefühle eigentlich nicht erwähnt und man dadurch viel mehr Platz hat, selbst etwas zu fühlen.
    "Du verdammter Zuhälter! – Ich schlug nach ihm und er duckte sich. Ich sah sein geducktes Gesicht seitlich im Licht, er schlug nach mir, und ich saß auf der Erde. Als ich wieder auf die Füße wollte, versetzte er mir zwei weitere Schläge. Ich flog rückwärts unter den Tisch."
    Für mich ist er der ultimative Schriftsteller. Weil er etwas beweist. Weil er mit seinem Lebensstil eingetreten ist für seine Worte. Das finde ich bemerkenswert. Mike Tyson hat gesagt: Für ihn ist Boxen das, was für Picasso Leinwände und für Hemingway Worte sind. Das find ich ein schönes Zitat. The Sun also rises – zu Deutsch Fiesta von Ernest Hemingway, das ist mein Klassiker.
    Das Gespräch können Sie nach der Sendung mindestens sechs Monate lang als Audio-on-demand abrufen.