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Mein Klassiker
Nils Wülker über Miles Davis "Kind of Blue"

Im Alter von sieben Jahren lernt der Jazztrompeter Nils Wülker Klavier, später dann Trompete. Die ersten Schritte fernab der Bonner Heimat macht er in den USA, mit 16 Jahren im Austauschjahr. Hier entdeckt er den Jazz für sich - und die Musik seines Vorbildes: Miles Davis.

Aufgezeichnet von Elisabeth Maifeld |
    Der Jazz-Trompeter Nils Wülker im Corso-Studio
    Der Jazz-Trompeter Nils Wülker im Corso-Studio (Deutschlandradio / Adalbert Siniawski)
    Ich bin Nils Wülker. Ich bin Jazztrompeter und Komponist. Mein Klassiker ist das Album "Kind of Blue" von Miles Davis. Das ist mein Klassiker, weil es kein anderes Stück Musik gibt, was mein Leben so sehr verändert hat.
    Ich hab halt sehr lange Klavier und Trompete gespielt als Jugendlicher, aber Klassik - und nur, ja als ein Hobby unter mehreren. Hatte mit Jazz bis dahin überhaupt nichts am Hut. Und ich wusste auch nicht wer Miles Davis ist. Und dann hat mir jemand das Album irgendwie mal vorgespielt und das hat mich total elektrisiert.
    Das erste Stück "So What" und das war einfach für mich so der Startpunkt für mich zu sagen: Wow, das ist auch Trompete und das ist das, was ich machen möchte.
    Ich habs gehört und hinterher dachte ich so: Oh, ich muss diese Musik haben. Hab mir noch mal den Namen sagen lassen: Miles Davis. Bin dann in den Plattenladen gegangen und dachte, ja ich möchte so dieses Album von Miles Davis. Und den Albumtitel hatte ich leider nicht. Und dann war ich völlig überrascht, dass da irgendwie so ein ganzes Regal zu einem Künstler steht und hab dann das Album, von dem ich dachte, das ist das coolste Cover zum Midprice genommen. Und das war dann aber nicht "Kind of Blue", sondern das war "Tutu".
    "Was einige Jahre später entstanden ist und ich hab die Welt nicht mehr verstanden. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass ein Künstler so unterschiedliche Sachen gemacht hat. Ganz andere Musik."
    "Eine unglaubliche Intensität"
    Miles ist natürlich für ganz, ganz viele ein großer Einfluss. Und für mich ist er so wichtig, weil zum einen man einen Ton von ihm hört und einfach weiß, wer es ist. Und das ist ja, glaube ich, ganz allgemein für Künstler das Erstrebenswerteste so diese persönliche Handschrift zu haben. Dann ist das so, dass sein Sound, also er spricht wirklich... Es ist jemand, der durch das Instrument zu einem spricht. Und der muss nicht laut spielen. Und ohne Vibrato. Der kann einfach einen leisen, tiefen Ton spielen und das hat eine unglaubliche Intensität.
    Mir war immer klar: Ich will, wenn ich Musik mache, ich will nicht nur spielen, ich will nicht nur Interpret sein. Sondern ich möchte irgendwie eigene Musik machen, eigene Stücke schreiben. Da bin ich sicher auch von so jemandem wie Miles Davis beeinflusst, der einfach ein Riesen-Visionär war und immer ein unglaubliches Gespür hatte, die richtigen Leute in einer Band zusammen zu bringen und einfach so eigene Musik vorangetrieben hat. Und so diese - ja, das ist halt einfach die Zielsetzung und die Latte hängt natürlich extrem hoch.
    Also Miles Davis habe ich leider nie live gesehen und er ist einfach. Für mich ist er zu früh gestorben. Also, zu dem Zeitpunkt wo ich ihn hätte sehen können, wusste ich nicht, wer er war.