Archiv

Mein Klassiker
Paul Kalkbrenners Hommage an die Klassik als solche

Eigentlich ist Paul Kalkbrenner als Mann der elektronischen Musik bekannt. In jungen Jahren kam er nach Berlin – und wurde da zu einem der ganz Großen in der Techno-Szene, für die Berlin ja spätestens seit den 90er-Jahren weltbekannt ist. Sein persönlicher Klassiker überrascht, denn dieser klingt so gar nicht nach Tresor oder Berghain.

Von Winfried Hammelmann | 19.07.2016
    Paul Kalkbrenner performt beim St. Gallen OpenAir Music Festival
    Paul Kalkbrenner performt beim St. Gallen OpenAir Music Festival (dpa/Ennio Leanza)
    Hallo, hier ist Paul Kalkbrenner, und mein Klassiker ist die Klassik als solche:
    Albinoni. Locatelli. Corelli und natürlich Vivaldi.
    Viele Sachen, die man Vivaldi zuordnet, sind ja eigentlich von diesen … - manche sind älter, manche jünger als er - quasi Vivaldi-Schule.
    Meine Mutter hat zwar auch laut Vivaldi gehört und so, manchmal die schnellen Sachen, so – kann man verstehen – laut und so – aber wirklich hat man es als Kind nicht verstanden. In Kinderohren ist das noch Katzenjammer. Es ist schon erstaunlich, dass es eben Kinder gibt, die schon selber mit Fünf Klavier spielen, die das Verständnis dafür haben. Und so aus dem – Anfang der 90er – Bunk er-Techno, wo ich herkomme: das ist ja auch ein weiter Umweg. Ja, erst wenn man ein bisschen älter wird, versteht man das – aber eben auch nicht alles.
    Ich mag gern Barockmusik, auch gerne noch so ältere Musik, vorm Barock, wo die Orchestrierung noch nicht so fest war, wo noch so sehr obskure Instrumente mit dabei waren, auch gerne Dreierchor oder so – gibt es bei YouTube auch, unglaubliche Aufnahmen, alles Mögliche, aber das ist wunderbar.
    Heute nur einen Klick entfernt
    Wenn es um Klassiker geht, muss man ja dazu sagen, dass wir uns freuen können, dass wir quasi die Klassiker alle genießen können. Das ist ja alles dokumentiert. Man hat es einen Klick entfernt. Man darf ja nicht vergessen, dass zur Zeit der Wiener Klassik war ja die Musik von Johann Sebastian Bach und alles Weitere rings herum war ja vergessen.
    Erst mit Medelssohn-Bartholdy, 1829 in Berlin, kam diese Musik erst wieder zurück, quasi das Barock-Revival. Das kannte man nicht. Musik wurde quasi auch zu allen Zeiten davor immer nur für den Tagesgebrauch geschrieben und wurde über die meisten Jahrhunderte immer wieder vergessen. Deswegen leben wir in einer ganz anderen Zeit, wo wir das heutzutage einen Klick entfernt haben. Vielleicht schätzt man etwas weniger dadurch, dass man es quasi gar nicht vergessen kann.
    Vivaldis Zeitgenossen Locatelli, Corelli, Albinoni und so – das ist geile Musik.
    Je älter ich werde, muss ich sagen: die Barockmusik – auch als Teil der Klassik – ja, wundervoll.