Archiv

Mein Klassiker von David Schalko
"Der Film war in jeder Lebensphase wichtig für mich"

Der Österreicher David Schalko wurde bekannt als Fernsehautor und Regisseur. Mit der preisgekrönten Serie "Braunschlag" hat er in Österreich und in Deutschland Erfolge gefeiert. Jetzt hat er mit der Gesellschaftssatire "Altes Geld" nachgelegt. Ein Film, der ihn selbst tief beeindruckt hat, ist "Achteinhalb" von Federico Fellini.

Von Simone Schlosser |
    Der Regisseur, Autor und Filmproduzent David Schalko
    Der Regisseur, Autor und Filmproduzent David Schalko (dpa / picture alliance / Horst Galuschka)
    Mein Name ist David Schalko. Ich bin Regisseur und Autor. Mein Klassiker ist 'Achteinhalb' von Fellini.
    In dem Film geht es eigentlich um einen Regisseur, der eine Krise hat und nicht weiß, was er tun soll, und in einem Sanatorium ist, und es geht um seine Erlebnisse in diesem Sanatorium und um Verlorenheit.
    (Filmausschnitt) "Wir wollen doch über das Drehbuch sprechen. - Ja, gewiss. - Eins ist mir bei der Lektüre des Buches sofort aufgefallen. Der Mangel an jeglicher Problematik. Oder wenn Sie so wollen an einer philosophischen Grundlage. - Wollen wir uns nicht setzen? - Das macht den Film zu einer Folge von unzusammenhängenden Episoden. Ich will durchaus nicht bestreiten, dass sie sehr unterhaltsam sein können in ihrem zweideutigen Realismus. Aber man fragt sich: Was wollen sie eigentlich, die Autoren?"
    Die Handlung ist gar nicht so wichtig bei dem Film, als die Art und Weise wie er gemacht ist, und was er da erzählt und verhandelt. Er erzählt natürlich auch das Filmemachen, und er erzählt eigentlich die ganze menschliche Kondition, finde ich.
    Der Film beginnt schon mit einer Traumsequenz in einem Römerstau, die völlig surreal ist, wo alle in eingefrorenen Autos sitzen, und er Angst hat, in seinem Auto zu ersticken, und gegen die Scheibe trommelt, und das alles hat so eine Traumhaftigkeit. Also, es ist halt wie jeder Fellini-Film irgendwo zwischen Traum und Wirklichkeit angesiedelt. Man kann es gar nicht beschreiben, weil wenn es dafür eine Rezeptur gebe, dann würde man sie ja tun.
    Alles von Fellini hat mich ganz stark beeinflusst. Die Grandezza des Erzählens, der Mut diese Art des Erzählens, die ganz bei sich ist, auch sehr autobiografisch. Bei Fellini ist alles drin, was großes Kino ist, weil jedes Bild auch ein wahnsinnig Literarisches ist, aber auch gleichzeitig eine irrsinnige Sinnlichkeit hat und ganz tief ins menschliche Dasein hineingeht, ohne dass man es mit Klischees beschreiben könnte.
    (Filmausschnitt) "Ich versteh das nicht: Er begegnet einem Mädchen, das ihn sozusagen wieder zum Leben erwecken könnte, und er weist sie zurück. - Weil er nicht mehr glauben kann. - Weil er nicht mehr lieben kann."
    Ich glaube, es ist einer der wenigen Filme, die, ich glaube, ich 30 Mal in meinem Leben gesehen habe. Man kann ihn sich, also das kann man auch empfehlen, das geht auch ohne Drogen, ohne Ton anschauen. Das ist auch sehr interessant. Mit Drogen hilft es allerdings.
    Ich glaube, dass der Film in jeder Lebensphase wichtig war für mich. Es ist einer der Filme, der mich erinnert, warum man das eigentlich macht. Das ist ein guter Korrektor, wenn man ein bisschen die Dinge aus den Augen verliert.
    Filmenszenen aus "Achteinhalb", 1963, Regie: Federico Fellini, Studiocanal