Archiv


Meinungen und Positionen

Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in Deutschland ist heftig umstritten. Allerdings ist die Position der Bundesforschungsministerin eindeutig: Sie sieht die Grüne Gentechnik als Zukunftstechnologie und setzt sich klar für die Nutzung in der Landwirtschaft ein.

Von Verena Kemna |
    Keiner zweifelt an der Meinung der Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU). Für sie ist Grüne Gentechnik, ganz klar, ein Teil der Hochtechnologie-Strategie der Bundesregierung. Aber vor dem Hintergrund, dass ihre Kabinettskollegin, die Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner, CSU, erst vor wenigen Wochen den Anbau der transgenen Maissorte MON 810 verboten hat, soll nun der Runde Tisch ein Diskussionsforum bieten. Wie attraktiv ist der Forschungsstandort Deutschland, ist eine der Fragen, die zur Stunde diskutiert werden. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft sitzt als Kritiker der grünen Gentechnik mit am Tisch. Wie auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und der Bioanbauverband Bioland fordert er mehr Transparenz. Grüne Gentechnik sei eine von der Gesellschaft nicht akzeptierte Technologie, die mit staatlichen Mitteln finanziert werde.

    "Wir müssen darauf schauen, dass die Menschen dort, wo Hunger herrscht auf der Welt, vor allem im Süden, in ihrer Fähigkeit gestärkt werden, Naturkräfte sinnvoll zu nutzen mit eigenen Mitteln ohne teure Betriebsmittel wie es zum Beispiel patentgeschütztes Saatgut aus der Gentechnikschmiede wäre."

    Die Einschätzung der Bundesforschungsministerin, dass globale Herausforderungen wie Welthunger und Klimawandel sich ohne Grüne Gentechnik nicht lösen lassen, hält er für schlichtweg falsch.

    "Nach wie vor gibt es keine Pflanzen die gentechnische Eigenschaften hätten mit denen irgendwie höhere Erträge, sicherere Erträge, Reaktion auf Klimawandel möglich wären und deswegen ist es nicht redlich, solche Argumente vorzuschieben, um eine Gesellschaft und auch die Landwirtschaft zu zwingen, etwas einzusetzen, was sie nicht haben wollen und was eben diese Eigenschaften gar nicht besitzt."

    Andere Verbände der Agrar- und Ernährungswirtschaft sehen im Anbauverbot für gentechnisch veränderten Mais eine Gefährdung für den Innovationsstandort Deutschland. Schon im Vorfeld des Runden Tisches haben 21 Verbände, darunter auch die Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft, eine brancheneigene Stellungnahme veröffentlicht. Grüne Gentechnik sei als Instrument der Pflanzenzüchtung weltweit ein wichtiger Bestandteil landwirtschaftlicher Praxis, sagt Susanne Langguth, Vorstandsmitglied beim Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde.

    "Es ist nicht immer so selbstverständlich wie wir glauben, wenn wir im Supermarkt stehen, dass die Versorgung mit landwirtschaftlichen Rohstoffen für die Zukunft gesichert ist. Insofern wäre es doch fahrlässig, wenn wir in Europa, die wir im Forschungsbereich gerade in Deutschland weltweit an der Spitze sind, was die Pflanzenzüchtung angeht, wenn wir dieses Feld brach liegen lassen würden."

    Umfragen nach denen drei Viertel der Verbraucher in Deutschland keine grüne Gentechnik wollen, sind ihr bekannt. Ihr Verband nehme die Sorgen der Verbraucher ernst.

    "Wir müssen auf den Verbraucher Rücksicht nehmen, aber wir können nicht, wie die Politik das hier im Augenblick praktiziert, uns auch noch von der Forschung verabschieden. Ich denke, also diese Verantwortung, die können wir einfach nicht tragen."

    Gerade kleine und mittelständische Unternehmen können ohne verlässliche Rahmenbedingungen nicht in Zukunftstechnologien wie die Grüne Gentechnik investieren. Für mehr Vielfalt bei der Agrarforschung setzt sich der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter ein. Der Vorstandsvorsitzende Kartz von Kameke.

    "Wir brauchen Sorten und es wird neue Anforderungen an Sorten geben, wenn man mal an Klimaveränderungen denkt, wenn man an die Welternährung denkt, werden wir einfach immer wieder leistungsstarke Sorten züchten müssen."

    Während die einen drinnen diskutieren, halten draußen etwa 15 Demonstranten selbstgemalte Schilder hoch: Darauf steht: Genmais Stoppen, Menschen vor Konzerne.

    "Die Berichte, die ich gelesen habe, haben mich davon überzeugt, dass die Gentechnik mehr Risiken birgt als Vorteile. Die Insekten werden getötet, dir Regenwürmer betrifft es, die ganze Bodenstruktur geht dadurch kaputt. Hopp, hopp, hopp, Genmais Stopp !"