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Landtagswahl
Meinungsforscher relativiert Berichte, wonach Muslime in Berlin mehrheitlich für die CDU stimmten

Laut Medienberichten unter Berufung auf Analysen der Forschungsgruppe Wahlen haben Muslime bei der Wiederholungswahl in Berlin mehrheitlich für die CDU gestimmt.

    Zahlreiche Besucher gehen über den Wochenmarkt am Maybachufer in Neukölln, Berlin
    Zahlreiche Besucher gehen über den Wochenmarkt am Maybachufer in Neukölln, Berlin (dpa/Bernd von Jutrczenka)
    Der Leiter des Meinungsforschungsinstituts, Jung, relativierte die Aussagen mit Verweis auf die begrenzte Aussagekraft der Teilergebnisse zu Religionsgruppen. Der Zeitung "Die Welt" sagt er, die zu Grunde liegende Auswertung beziehe sich lediglich auf drei Prozent der insgesamt befragten 17.002 Berlinern, die auf den ausgehändigten Befragungsbögen angekreuzt hätten, dass sie muslimisch seien. Aus diesen Daten ließen sich keine Schlüsse auf die Parteipräferenzen aller Muslime in Berlin ziehen, sondern nur auf Bürger, die auch zur Wahl gegangen seien und zusätzlich ihre Religionszugehörigkeit angekreuzt hätten.
    Zudem betonte Jung, die "in drei Parteien zersplitterte" linke Seite des Parlaments mit SPD, Grünen und Linkspartei habe zusammengenommen deutlich stärker unter den befragten Muslimen abgeschnitten als die CDU. Der Meinungsforscher vermutete unter anderem die Religionsnähe und die Betonung konservativer Werte durch die Christdemokraten könnten ein Grund für deren Wahl gewesen sein.

    Nur 8,3 Prozent der befragten Muslime wählten Grüne - 4,4 Prozent die AfD

    Den Teilergebnissen zufolge haben 27,7 Prozent der befragten Muslime ihr Kreuz bei der CDU gemacht und 24,9 bei den Sozialdemokraten. Unter allen Berlinern waren es 28,2 beziehungsweise18,4 Prozent. Für die Linkspartei stimmten demnach 15,2 Prozent (insgesamt 12,2), für die Grünen 8,3 Prozent (insgesamt 18,4), für die AfD 4,4 Prozent (9,1).
    Die Ergebnisse werden von den Medien vielfach als überraschend bewertet. Hintergrund ist die Annahme, dass Muslime zumeist eine Zuwanderungsgeschichte haben und im Wahlkampf kontrovers über die Rolle von Menschen mit Migrationshintergrund bei den Krawallen in der Silvesternacht diskutiert worden ist. In der Berliner Landespolitik hatten SPD, Grüne und Linke der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus Populismus vorgeworfen. Die CDU hatte einen Fragenkatalog für den Innenausschuss erstellt, in dem sie sich auch nach Vornamen von Tatverdächtigen mit deutscher Staatsangehörigkeit erkundigt hatte.
    Diese Nachricht wurde am 09.03.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.