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Meinungsumfragen
Grüne im Höhenflug

Die Parteien der Großen Koalition verlieren in aktuellen Meinungsumfragen. Die Grünen dagegen legen kräftig zu, erstmals sind sie umfragentechnisch stärkste Kraft. Aber wie viel lässt sich von diesem Zuspruch in tatsächliche Wahlen mitnehmen?

Von Panajotis Gavrilis |
Annalena Baerbock und Robert Habeck stehen vor einem Hintergrund mit einer großen Sonneblumenblume und lachen in die Kamera.
Annalena Baerbock und Robert Habeck, die Bundesvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen (picture alliance / ZB / Hendrik Schmidt)
Fast jeder Zweite ist der Meinung, dass die Grünen bei der nächsten Bundestagswahl mit einem Kanzlerkandidaten oder einer Kandidatin- antreten sollten. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov hervor, die die Deutsche Presse Agentur in Auftrag gegeben hat. Und nicht nur das: Erstmals wären die Grünen laut ARD-Deutschlandtrend stärkste Partei, wenn am Sonntag gewählt werden sollte. Sie liegen knapp vor der Union – mit 26 Prozent zu 25 Prozent.
Es läuft für die Grünen, vor allem für den Bundesvorsitzenden Robert Habeck. Er soll laut der YouGov-Umfrage der Nachfolger von Bundeskanzlerin Angela Merkel werden – ein Viertel der Befragten wünscht sich das. Lediglich 13 Prozent wollen die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer als nächste Kanzlerin und Olaf Scholz: 9 Prozent. Über die Hälfte, das sagt auch die Umfrage, kann sich aber keinen der drei im Kanzleramt vorstellen.
Dennoch: Selbst SPD-Wähler bevorzugen Habeck statt Scholz, auch FDP-Wähler wären am ehesten für den Grünen-Politiker. Habeck for Kanzler also?
"Das ist eine Frage, die eine Unernsthaftigkeit hat, die, finde ich, völlig unangemessen ist", so der Grünen-Parteichef Robert Habeck gegenüber dem ZDF.
Bremens mögliches Rot-Grün-Rotes Bündnis als Vorreiter auf Bundesebene? Habeck winkt ab.
"Wir sind zwei Jahre vor der Bundestagswahl – Stand jetzt. Insofern sind alle Spekulationen über Bündnisse danach und über diese ganzen Farbspiele eigentlich Unsinn."
Der freie Fall der SPD
Während die Grünen sich im Höhenflug befinden, stürzen vor allem die Sozialdemokraten weiter ab. Weniger als ein Drittel hält laut YouGov-Umfrage einen SPD-Kanzlerkandidaten für eine gute Idee. Fast die Hälfte meint, die Partei sollte gar nicht erst jemanden aufstellen. Der freie Fall der SPD – er scheint nach dem schlechten Abschneiden bei der Europawahl mit 15,8 Prozent und dem Rücktritt von Andrea Nahles – sich auch in den Umfragen zu manifestieren. Laut dem aktuellen ARD-DeutschlandTrend liegt die SPD hinter der AfD bei nur noch 12 Prozent – Tiefstwert.
Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz und kommissarische Parteivorsitzende, sagte im ZDF: Eine Neuwahl sei nicht unbedingt die Lösung, aber man habe auch keine Angst davor.
"Die Lage unserer Partei ist extrem ernst. Und ich finde schon, dass es auch einen Wert hat, vertragstreu zu sein, aber natürlich: Wir sind weder tatenlos noch kraftlos. Sondern: Ich habe Lust noch was zu bewegen und ob diese Koalition wirklich im positiven Sinne weitergeht oder nicht, wird ganz stark davon abhängen: Was schaffen wir denn noch zusammen?"
Antworten auf die Fragen der Zukunft
Bei der Union sieht es nur bedingt besser aus. Sie verliert bei der Sonntagsfrage drei Prozentpunkte und müsste sich mit Platz zwei zufrieden geben. Und: Aktuell sagen zwölf Prozent, dass die Union die besten Antworten auf die Fragen der Zukunft habe – sechs Punkte weniger als vor der Europawahl. Auch hier hat sie das Nachsehen vor den Grünen. Allerdings: Fast jeder Zweite hat gar keine Partei genannt oder sich nicht zu dieser Frage geäußert.
Der CDU-Abgeordnete Philipp Amthor kontert bei Welt-TV gegen das gute Abschneiden der Grünen.
"Dieselben Gründen, die jetzt mit Frau Baerbock und Herrn Habeck so smart rüberkommen, das sind die, die die Ausweitung sicherer Herkunftsstaaten im Bundesrat verhindern. Das sind die, die immer wieder gegen notwendige Verbesserungen bei der Steuerung von Migration und Zuwanderung gearbeitet haben. Das gehört eben auch dazu. Also bei den Grünen ist auch nicht alles Gold was glänzt."
Die AfD legt zu und wäre laut ARD-Deutschlandtrend aktuell mit 13 Prozent drittstärkste Kraft. Die FDP liegt konstant bei 8 Prozent, die Linke wäre das Schlusslicht – sie verliert zwei Punkte und kommt auf sieben Prozent.