Asylzentren außerhalb der EU
Meloni will Albanien-Modell mit Erlass zu sicheren Herkunftsstaaten retten

Die italienische Regierung hat ihre Definition sicherer Herkunftsstaaten per Dekret verankert, um die Überführung von Migranten nach Albanien zu ermöglichen. Mit dem Dekret sollen rechtliche Einwände gegen die Unterbringung der Menschen in Lagern außerhalb Italiens ausgeräumt werden.

    Ein Migrant geht neben Sicherheitspersonal im Hafen von Shengjin im Nordwesten Albaniens, nachdem er und andere Migranten von dem italienischen Marineschiff Libra mit der ersten Gruppe von 16 Migranten an Land gegangen sind.
    Italiens Migrantenlager in Albanien (Vlasov Sulaj/AP/dpa)
    Innenminister Piantedosi sagte in Rom, der Erlass trete sofort in Kraft. Er ziele auf eine Beschleunigung des Verfahrens ab. Dies bedeutet, dass die Anträge von Asylbewerbern aus bestimmten Ländern von Albanien aus im Schnellverfahren bearbeitet werden können. Zugleich betonte der Minister, dass bei der Kabinettssitzung Kamerun, Kolumbien und Nigeria von der Liste mit zuvor 22 als sicher eingestuften Ländern gestrichen worden seien. Damit solle einem kürzlich ergangenen Urteil des Europäischen Gerichtshofs Rechnung getragen werden.
    Die Regierung von Ministerpräsidentin Meloni hatte die Liste der ihrer Darstellung nach sicheren Herkunftsländer kürzlich auf Staaten erweitert, in denen die Bedingungen in einigen Landesteilen jedoch nicht erfüllt sind. Dem EuGH zufolge ist es nicht möglich, einzelne Landesteile als sichere Herkunftsgebiete einzustufen, sondern nur ganze Staaten. Die neue Liste definiert nach wie vor Staaten wie Bangladesch, Tunesien und Ägypten als sichere Herkunftsländer. Asylbewerber aus diesen Ländern können jedoch immer noch ihre persönliche Situation geltend machen.

    Meloni: Regierung entscheidet, welche Länder sicher sind

    Die Verabschiedung des Dekrets erfolgte auf ein Urteil italienischer Richter vom Freitag, wonach die Überstellung der ersten Migranten nach Albanien im Rahmen eines italienisch-albanischen Abkommens unrechtmäßig war. Die italienische Regierung hatte nach dem Gerichtsentscheid angekündigt, an ihren Plänen festzuhalten. Italien und Albanien hatten vor einem Jahr die Einrichtung von durch Italien betriebenen Aufnahmelagern für Asylbewerber in Albanien vereinbart. Die Asylzentren werden nach italienischem Recht und mit italienischem Personal betrieben.
    Meloni bezeichnete das Urteil am Freitag als voreingenommen. Sie sagte, sie habe eine Kabinettssitzung einberufen, um Gesetze zu verabschieden und diese Hürde zu überwinden. Festzulegen, welche Länder sicher seien, obliege nicht den Richtern, sondern der Regierung.

    Weiterführende Informationen

    Kein Weg in die EU - Wie Italien Migranten in Albanien wegsperrt
    Verfassungsreform: Wie Giorgia Meloni Italien umbauen will (Audio)
    Diese Nachricht wurde am 22.10.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.