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Menopause
Der Einfluss der Gene auf das Ende der Fruchtbarkeit

Jede Frau kommt irgendwann in die Wechseljahre. Ob früher oder später, hängt von Umweltfaktoren ab - aber auch vom Erbgut. Welche Gene den Beginn der Menopause besonders stark beeinflussen, war bislang unklar. Eine aktuelle Studie liefert nun spannende Einsichten.

Von Magdalena Schmude |
Eine Frau lehnt sich an ein Geländer an einem Fluss.
Der Beginn der Wechseljahre bei Frauen hängt stark von genetischen Faktoren ab. (imago / Westend61)
Anna Murray ist Humangenetikerin an der Universität Exeter und beschäftigt sich damit, wie genetische Faktoren bei Frauen den allmählichen Schwund von Eizellen beeinflussen: "Frauen werden mit etwa einer Million Eizellen geboren. Im Lauf des Lebens werden es dann immer weniger, bis nur noch etwa 1.000 Eizellen übrig sind. Das ist der Zeitpunkt, an dem die Menopause eintritt."
Ovarielle Reserve, so heißt der Vorrat an Eizellen im Fachjargon. Und obwohl die Zahl der zur Verfügung stehenden Eizellen anfänglich bei allen Frauen ungefähr gleich ist, variiert der Zeitpunkt, an dem diese Reserve erschöpft ist und die Menopause eintritt, individuell sehr stark, sagt die britische Forscherin: "Wir wissen, dass ein Teil der Unterschiede genetisch festgelegt ist und ein anderer von Umwelteinflüssen abhängt."
Eine Frau entspannt am Strand.
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Die DNA beeinflusst das Schwinden des Eizellen-Vorrats

Etwa vier Prozent aller Frauen kommen schon vor dem 45. Geburtstag in die Menopause, ein kleiner Teil sogar schon im Alter von unter 40 Jahren. Um die genetischen Gründe dafür besser zu verstehen, suchten Anna Murray und ihre Kolleginnen in den Gendaten von über 200.000 Frauen nach Varianten, die mit dem Zeitpunkt der Menopause in Verbindungen stehen.
"Wir haben 290 Genregionen gefunden, die mit dem zeitlichen Auftreten der natürlichen Menopause zusammenhängen. Einige davon machten einen Unterschied von nur ein paar Wochen, während andere einen viel größeren Effekt von bis zu dreieinhalb Jahren hatten, auch wenn so etwas nur sehr selten war."

Manche Gene haben großen Einfluss

Die Forscherinnen fragten sich, ob sich mit Hilfe ihrer Ergebnisse außerdem die Frauen erkennen ließen, bei denen die Menopause sehr früh eintreten wird. Denn das Wissen um ein ungewöhnlich frühes Ende der Reproduktionsfähigkeit könnte den Betroffenen helfen, glaubt Katherine Ruth, Genetikerin von der Universität Exeter.
"Wir möchten so die Frauen identifizieren, bei denen die Menopause früher eintritt, damit sie mit diesem Wissen die bestmöglichen Lebensentscheidungen treffen können. Das könnte Frauen helfen, in der Zukunft Kinderwunschbehandlungen zu vermeiden, die oft teuer und ziemlich unangenehm sind."

Leitplanken für die Lebensplanung

Anhand eines kombinierten Wertes, der bestimmte besonders einflussreiche Genvarianten berücksichtigt, konnten die Forschenden einen Teil der Frauen erkennen, die genetisch bedingt ein erhöhtes oder sehr hohes Risiko für eine frühe Menopause haben. Die könnten auch auf andere Weise von dem Wissen darum profitieren, glaubt Katherine Ruth. Denn der Zeitpunkt der Menopause sei nicht nur für die Fruchtbarkeit entscheidend - er habe wohl auch gesundheitliche Auswirkungen.
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine frühere Menopause sowohl Nachteile als auch Vorteile hat. Ein höheres Risiko für Knochenbrüche und Typ 2 Diabetes. Diesen Zusammenhang wollen wir in Zukunft unbedingt genauer untersuchen. Wir haben aber auch gesehen, dass eine frühere Menopause das Risiko für hormonbedingte Krebsarten senkt. Der Grund dafür könnte sein, dass diese Frauen in ihrem Leben eine kürzere Zeit hohen Mengen von Sexualhormonen ausgesetzt sind."
Illustration zur Befruchtung einer Eizelle.
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Intakte Fehlerkorrektur verlängert die Fruchtbarkeit

Viele der für das Timing der Menopause bedeutenden Gene enthalten außerdem die Bauanleitung für Proteine, die für die Reparatur von Fehlern im Erbgut zuständig sind oder dafür sorgen können, dass eine Zelle abstirbt, wenn sie DNA-Mutationen enthält. Zwei davon, Chek1 und Chek2, nahmen die Forscherinnen genauer in den Blick und untersuchten in Versuchen mit Mäusen die Bedeutung der Gene für die Reproduktionsfähigkeit der Tiere. Eva Hoffmann, Molekularbiologin an der Universität Kopenhagen:
"Dabei haben wir gesehen, dass wir die Dauer der Reproduktionsfähigkeit verlängern und die Fruchtbarkeit verbessern können. In einem Mausmodell haben wir eine zusätzliche Kopie von Chek1 eingefügt und bei diesen Weibchen werden die Jungtiere mit einer größeren Zahl von Eizellen geboren. Sie haben also eine größere Reserve. Wir glauben, dass das so ist, weil die DNA-Reparatur in den Eizellen während der Entwicklung der Föten im Mutterleib verbessert ist. So entstehen mehr Eizellen. Und auch wenn die Weibchen älter werden, haben sie mehr davon."

Neue Möglichkeiten für die Reproduktionsmedizin

In einem zweiten Mausmodell schalteten die Wissenschaftlerinnen das Gen Chek2 aus. Sie konnten zeigen, dass die ovarielle Reserve in weiblichen Mäuse ohne dieses Gen langsamer abnahm. Vermutlich weil weniger Eizellen mit DNA-Schäden durch programmierten Zelltod absterben. Die Mäuse, bei denen Check2 ausgeschaltet war, reagierten außerdem besser auf Hormonstimulation, sodass mehr reife Eizellen gewonnen werden konnten. Diese Erkenntnisse könnte für Kinderwunschbehandlungen wichtig sein, glaubt Eva Hoffmann: "Es gibt natürlich eine Reihe von wissenschaftlichen Fragen und auch Sicherheitsbedenken, die berücksichtigt werden müssen, bevor man so etwas im Menschen versucht. Aber unsere Studie zeigt, dass es denkbar ist, diese Signalwege kurzfristig zu blockieren und damit Frauen zu helfen, damit sie besser auf die Behandlung bei einer künstlichen Befruchtung ansprechen."