Arndt Reuning: Deutschland und Japan haben eine Gemeinsamkeit: Beide Länder werden in Zukunft immer mehr Pflegekräfte benötigen für eine Bevölkerung, die immer älter wird. In beiden Ländern hofft man, dass Maschinen einen Teil dieser Arbeit übernehmen können, also zum Beispiel Pflegeroboter oder auch künstliche Wesen als Sozialpartner gegen die Vereinsamung. Wie kommen Mensch und Maschine miteinander aus? Das Deutsch-Japanische Zentrum Berlin veranstaltet gerade ein Symposium zu diesem Thema und vor der Sendung habe ich mit einer Mitorganisatorin dieser Veranstaltung gesprochen, mit Dr. Cosima Wagner von der Goethe-Universität Frankfurt. Von ihr wollte ich wissen: Stimmt denn dieser Eindruck, dass die Menschen in Japan sehr viel unbefangener mit Robotern umgehen?
Cosima Wagner: Das ist natürlich schwierig pauschal zu sagen, da es in der Tag jetzt noch keine Umfragen dazu gibt oder groß angelegte Meinungsumfragen unter der japanischen Bevölkerung, was jetzt wirklich Pflegeroboter an sich angeht. Was einem aber auffällt und was man sicher sagen kann, ist, dass der Begriff Roboter zunächst einmal sehr positiv belegt ist in Japan, nicht negativ, und dass es insbesondere mit den derzeit schon vorhandenen Robotern, also vor allem ja auch Spielzeugrobotern oder Unterhaltungsrobotern, wie ganz zu Beginn den Roboterhund Aibo. Die sind auf jeden Fall sehr positiv aufgenommen worden und da bestehen sozusagen auch, kann man wirklich sagen, keine Berührungsängste.
Reuning: Wenn man sich die Kultur des Landes anschaut, gibt es dann eine gewisse Tradition im Umgang mit Robotern?
Wagner: Das würde ich so nicht sagen. Das wird zwar sehr gerne immer kolportiert, insbesondere dann, wenn es um die Frage einer Technikgeschichte geht, der Roboter, wird darauf verwiesen, dass es schon im Mittelalter mechanische Puppen gegeben habe und dass dies sich also sozusagen heute fortsetze. Wenn man da ein bisschen genauer schaut als Kulturwissenschaftlerin und auch in die Technikgeschichte, dann fällt auf, dass es erstens in Europa genau dieselben mechanischen Puppen gab und man da sozusagen ja auch keine Linie finden kann. Und dass es eben in Japan vor allem auch nach dem 19. Jahrhundert dann einen großen Bruch gab, wo es diese mechanischen Puppen gar nicht mehr gab. Also dass der Japaner an sich schon seit dem Mittelalter und schon immer ein Roboter-Gen in sich trägt, das kann man getrost als erfundene Tradition einordnen.
Reuning: Drehen wir das Ganze doch einfach mal um: Wenn man sich die europäische Kulturgeschichte anschaut, dann tauchen da ja auch immer mal wieder künstliche menschenähnliche Geschöpfe auf, zum Beispiel in der Literatur, Frankensteins Monster zum Beispiel. Sollte also dieser Umgang mit Robotern auch uns vielleicht deshalb nicht ganz so fern liegen?
Wagner: Da, muss ich sagen, hab ich mich natürlich hauptsächlich mit Japan beschäftigt und für Japan kann man aber definitiv sagen, dass die Rolle der Literatur einen sehr wichtigen Grund bietet, einen Nährboden für das positive Image der Roboter, das sozusagen ideengeschichtlich und eben auch vor allem in der Populärkultur in Japan heutzutage Roboter ein ganz beliebtes Genre sind und vor allem als Helfer des Menschen oder als Bastelsätze vorhanden sind und auf keinen Fall so eine dystopische Vision wie es eben bei uns vorherrscht - Frankenstein, Golem und so weiter. So etwas ist in Japan auf jeden Fall nicht in dem Maße vorhanden, beziehungsweise eher die positiven Geschichten, die auch zum Teil von Robotikingenieuren dann selbst darauf verwiesen werden, bei ihren Projektplänen, und dass man sich eben darauf beziehen kann, sogar auf bestimmte Figuren und sagen, ja, ich möchte auch so eine Figur bauen wie hier bekannt ist aus dem Comic oder der Geschichte so und so.
Reuning: Gibt es da ein Beispiel für solch eine Figur, die wir vielleicht auch hier im Westen kennen?
Wagner: Also eine Figur, die sehr berühmt geworden ist, ist der sogenannte Astro Boy. Und diese Figur dient laut Aussagen der Ingenieure im Alter von ungefähr jetzt eben 50, insbesondere für ihre Generation, als gemeinsame Plattform und Idee. Beispielsweise der zweibeinige Roboter Asimo der Firma Honda - da berichten die Ingenieure ja immer, wie ihr Chef sozusagen den Befehl gegeben hat, baut einen Astro Boy, Ende der 80er-Jahre, und verweisen darauf, dass die Comics immer im Robotiklabor standen.
Reuning: Dr. Cosima Wagner von der Goethe-Universität Frankfurt.
Hinweis: Der Beitrag ist Teil eines Schwerpunkts über Japanische Forschung. Lesen Sie mehr dazu auf unserer Überblicksseite.
Cosima Wagner: Das ist natürlich schwierig pauschal zu sagen, da es in der Tag jetzt noch keine Umfragen dazu gibt oder groß angelegte Meinungsumfragen unter der japanischen Bevölkerung, was jetzt wirklich Pflegeroboter an sich angeht. Was einem aber auffällt und was man sicher sagen kann, ist, dass der Begriff Roboter zunächst einmal sehr positiv belegt ist in Japan, nicht negativ, und dass es insbesondere mit den derzeit schon vorhandenen Robotern, also vor allem ja auch Spielzeugrobotern oder Unterhaltungsrobotern, wie ganz zu Beginn den Roboterhund Aibo. Die sind auf jeden Fall sehr positiv aufgenommen worden und da bestehen sozusagen auch, kann man wirklich sagen, keine Berührungsängste.
Reuning: Wenn man sich die Kultur des Landes anschaut, gibt es dann eine gewisse Tradition im Umgang mit Robotern?
Wagner: Das würde ich so nicht sagen. Das wird zwar sehr gerne immer kolportiert, insbesondere dann, wenn es um die Frage einer Technikgeschichte geht, der Roboter, wird darauf verwiesen, dass es schon im Mittelalter mechanische Puppen gegeben habe und dass dies sich also sozusagen heute fortsetze. Wenn man da ein bisschen genauer schaut als Kulturwissenschaftlerin und auch in die Technikgeschichte, dann fällt auf, dass es erstens in Europa genau dieselben mechanischen Puppen gab und man da sozusagen ja auch keine Linie finden kann. Und dass es eben in Japan vor allem auch nach dem 19. Jahrhundert dann einen großen Bruch gab, wo es diese mechanischen Puppen gar nicht mehr gab. Also dass der Japaner an sich schon seit dem Mittelalter und schon immer ein Roboter-Gen in sich trägt, das kann man getrost als erfundene Tradition einordnen.
Reuning: Drehen wir das Ganze doch einfach mal um: Wenn man sich die europäische Kulturgeschichte anschaut, dann tauchen da ja auch immer mal wieder künstliche menschenähnliche Geschöpfe auf, zum Beispiel in der Literatur, Frankensteins Monster zum Beispiel. Sollte also dieser Umgang mit Robotern auch uns vielleicht deshalb nicht ganz so fern liegen?
Wagner: Da, muss ich sagen, hab ich mich natürlich hauptsächlich mit Japan beschäftigt und für Japan kann man aber definitiv sagen, dass die Rolle der Literatur einen sehr wichtigen Grund bietet, einen Nährboden für das positive Image der Roboter, das sozusagen ideengeschichtlich und eben auch vor allem in der Populärkultur in Japan heutzutage Roboter ein ganz beliebtes Genre sind und vor allem als Helfer des Menschen oder als Bastelsätze vorhanden sind und auf keinen Fall so eine dystopische Vision wie es eben bei uns vorherrscht - Frankenstein, Golem und so weiter. So etwas ist in Japan auf jeden Fall nicht in dem Maße vorhanden, beziehungsweise eher die positiven Geschichten, die auch zum Teil von Robotikingenieuren dann selbst darauf verwiesen werden, bei ihren Projektplänen, und dass man sich eben darauf beziehen kann, sogar auf bestimmte Figuren und sagen, ja, ich möchte auch so eine Figur bauen wie hier bekannt ist aus dem Comic oder der Geschichte so und so.
Reuning: Gibt es da ein Beispiel für solch eine Figur, die wir vielleicht auch hier im Westen kennen?
Wagner: Also eine Figur, die sehr berühmt geworden ist, ist der sogenannte Astro Boy. Und diese Figur dient laut Aussagen der Ingenieure im Alter von ungefähr jetzt eben 50, insbesondere für ihre Generation, als gemeinsame Plattform und Idee. Beispielsweise der zweibeinige Roboter Asimo der Firma Honda - da berichten die Ingenieure ja immer, wie ihr Chef sozusagen den Befehl gegeben hat, baut einen Astro Boy, Ende der 80er-Jahre, und verweisen darauf, dass die Comics immer im Robotiklabor standen.
Reuning: Dr. Cosima Wagner von der Goethe-Universität Frankfurt.
Hinweis: Der Beitrag ist Teil eines Schwerpunkts über Japanische Forschung. Lesen Sie mehr dazu auf unserer Überblicksseite.