Roboter schaffen zwar immer mehr in der industriellen Produktion, für manche Aufgaben braucht man aber immer noch Menschen - und wird sie voraussichtlich auch in Zukunft noch brauchen.
"Wir haben in Deutschland einen großen Anteil an großen Montagen in den Betrieben, also da, wo Teile sozusagen zusammen montiert werden", sagt Moritz Hämmerle vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation.
Der mitdenkende Tisch
Die Montage von Maschinen ist eben nur sehr schwer zu automatisieren. Dennoch sollen intelligente Systeme auch diesen Teil der industriellen Produktion verbessern. Wie, das erforscht der Ingenieur mit seinen Kollegen am Future Work Lab in Stuttgart.
"Das ist ein Montagetisch, wie Sie den in vielen Betrieben auf der Welt und in Deutschland sehen."
Nur, dass dieses Exemplar ein paar Extras eingebaut hat: Auf Augenhöhe des Arbeiters hängt ein Monitor. Und über dem Tisch befindet sich ein Projektor, der Symbole auf die graue Arbeitsfläche projizieren kann. Zur Demonstration will Moritz Hämmerle jetzt einen Stift zusammenbauen.
"Was wir hier sehen, ist auf der einen Seite auf den Tisch projiziert: Was ist das nächste Teil, das wir da bearbeiten sollen? Auf dem Display startet ein Video, was dem Werker zeigt: Wie soll er das machen?"
Der Projektor beleuchtet einen der vielen Plastikkästen, in denen sich die Bauteile befinden.
"Vor den Kästen sehen Sie eine weiße Fläche, die angestrahlt wird. Ich greife hier rein und nehme mir da ein Profil raus. Das soll ich hier in die Vorrichtung reinlegen. Als nächstes versteht das System, was der aktuelle Arbeitsfortschritt ist."
Personalisierte Produkte fertigen und komplexere Aufgaben erledigen
Das weiß es, weil es die Handgriffe seines menschlichen Kollegen über Kameras verfolgt und manche Bauteile über aufgeklebte Funkchips registriert. Der Tisch zeigt dem Menschen dabei nicht nur die richtigen Handgriffe, sondern stellt zum Beispiel auch das passende Drehmoment am Akkuschrauber ein. Die clevere Werkbank erfüllt zwei Funktionen: Zum einen kann ein Arbeiter mit ihrer Hilfe Produkte in ganz kleinen Stückzahlen fertigen, bei denen es sich nicht lohnen würde, die einzelnen Arbeitsschritte auswendig zu lernen. So können Unternehmen stark personalisierte Produkte fertigen. Wichtiger ist aber die zweite Funktion: Der mitdenkende Tisch könnte die Arbeitsabläufe in der Montage komplett verändern, weil er Beschäftigte in die Lage versetzt, komplexere Aufgaben zu bewerkstelligen.
"Heute sehen wird, dass wir in vielen Betrieben sehr kleinteilige Arbeiten haben, was bedeutet, dass der Mitarbeiter sehr häufig am Tag das Gleiche tut und dafür nur einen kleinen Arbeitsinhalt hat. Das ist monoton, macht bedingt Spaß und führt auch nicht dazu, dass wir das Potenzial eines qualifizierten Facharbeiters auf die Straße bekommen."
Assiszenzsysteme schaffen Brücken
Auf der anderen Seite, kann man einem Arbeiter kaum zumuten, immer neue, komplizierte Arbeitsschritte auswendig zu lernen - zum Beispiel für die Montage einer komplexen Maschine. Die mitdenkende Werkbank ermöglicht es ihm aber, auch solche Aufgaben zu erledigen.
"Wir glauben, dass wir über solche Assistenzssysteme eine Brücke schaffen können. Weg von den kleinteiligen, monotonen Tätigkeiten zu assistierten, längeren Arbeitsinhalten, die eine größere Freiheit, besseres Entfaltungsspektrum für den Mitarbeiter bringen."
Das ist die positive Interpretation der Technologie. Kritiker könnten aber auch sagen, dass eine intelligente Werkbank dem Arbeiter ein höheres Tempo aufzwingt - oder ihn sogar bei jedem Handgriff überwacht. In jedem Fall ist diese Werkbank ein weiteres Beispiel dafür, wie Mensch und Maschine in Zukunft ihre Stärken ausspielen können. Der Mensch wird dank seiner Geschicktheit und Flexibilität die fummelige Montagearbeit erledigen, während die Maschine ihm das Auswendiglernen oder Nachschlagen der einzelnen Arbeitsschritte abnimmt.