"Die Konferenz von Berlin-Potsdam hat politische und wirtschaftliche Regeln festgelegt, unter denen Deutschland von der Militärbesatzung verwaltet werden kann. Es ist der Entwurf, um einen demokratischen Wandel durch Aufklärung einzuleiten, um etwa Meinungsfreiheit, und die freie Wahl von Religion und Arbeit zu gewährleisten."
Der amerikanische Präsident Harry S. Truman zu den Ergebnissen der Potsdamer Konferenz im Juli 1945. Entnazifizierung und Umerziehung sollten der Schlüssel zum Wandel sein. Ein Schwerpunkt war der Aufbau einer freien Presse. Den offiziellen Mitteilungsblättern der Besatzer misstrauten viele Deutsche, deshalb hieß es schon bald in einer Direktive:
"In diesem Zusammenhang dürfte eine Anzahl von deutschen Lizenzträgern herausgegebener Zeitungen die Deutschen eher in unserem Sinne beeinflussen können, als wenn wir dies langsam mit offiziellen Zeitungen versuchen würden."
Rund 1700 US-Mitarbeiter waren mit der Durchführung des Presseaufbaus beschäftigt. Ein Problem war nur, entsprechend unbelastete deutsche Journalisten und Herausgeber zu finden. Viele, die unter den Nazis in der gleichgeschalteten Presse gearbeitet hatten, blieben im Netz der Entnazifizierung hängen und hatten zumindest für die ersten Jahre Berufsverbot. Andere aber hatten Glück. So wie Henry Nannen.
"Ich bin gescreent worden auf Herz und Nieren, in Bad Oeynhausen, da gab es ein "War Crime Assessment Center". Und da wurden sowohl die Professoren der neuen Hochschule in Hannover, also auch deren Rektor, als auch Leute, die also staatliche Ämter kriegen, wurden da auf Herz und Nieren geprüft, mit ungeheuren Fragebögen, und ungeheuren Fragen auch."
Obwohl Nannen seit Mitte der 1930er Jahre für verschiedene Kunst-Zeitschriften auch Hymnen auf Adolf Hitler geschrieben hatte, fiel er durch das Raster durch. Als die Briten dem 35-jährigen Nannen 1948 das überregionale Jugendblatt "Zick-Zack" anboten, hatte er sich bei ihnen zuvor schon als Lizenzträger zweier Regional-Blätter einen Namen gemacht. Schnell erkannte der geschäftstüchtige Nannen seine Chance. Denn eine Lizenz durch die Alliierten kam einer Urkunde gleich, Geld zu drucken - wenn das Konzept stimmte:
"Meine Idee war immer, Menschen unterhaltsam informieren. Und da sagte ich, wissen sie Commander Baker, wenn Sie so auf die Straße gehen und sehen diese zerlumpten Menschen. In Hannover war es ja schrecklich nach dem Krieg, nicht, das war wirklich fürchterlich. Wenn man denen so etwas wie eine neue Hoffnung geben könnte, wenn man denen in dieser entsetzlichen Situation einen Stern der Hoffnung..., Moment mal, sage ich, Stern, das wäre doch ein guter Titel. Das hatte ich natürlich alles schon vorher überlegt, und da sagt er, oh ja, sehr gut, dann machen wir Stern."
Innerhalb von nur drei Wochen startete das erste Heft am 1. August 1948 in Hannover mit einer Auflage von 130.000 Exemplaren. 16 Seiten für 40 Pfennig. Das Titelblatt schmückte die junge schon bekannte Hildegard Knef im Heu. Die Geschichte dazu:
Zitat: "Mein Leben ist voller scharfer Kontraste."
Ein bißchen Werbung,
Zitat: "Ein Käfer macht Karriere",
ein paar Rätsel, ein reißerisches Foto:
Zitat: "Razzia auf dem Schwarzmarkt",
und ein bisschen Politik:
Zitat: "Neue Mark und neue Verfassung".
und die Frage:
Zitat: "Hat die deutsche Frau versagt?"
Diese Mixtur kam an. Die Auflagen stiegen von Ausgabe zu Ausgabe. Als 1950 ein Artikel erschien "Hoppla, wir leben" - "wie die Alliierten auf Kosten der Deutschen im Luxus schwelgen"- wurde das Heft für zwei Wochen verboten. Es war der endgültige Durchbruch für den Stern, von nun an war er in aller Munde. Und Henry Nannen zog die Fäden. Als unkündbarer Chefredakteur gestaltete "Sir Henry", wie ihn seine Redakteure ehrfurchtsvoll nannten, das Blatt über 30 Jahre lang nach seinem Gustus, bis 1980. Dann trat er zurück. Bei einer Auflage von 1,7 Millionen hatte er den Stern zur erfolgreichsten Illustrierten Europas gemacht. Mit seinem Gespür für brisante Stories aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nannten ihn Leser schon früh das "Reichsgericht des kleinen Mannes".
"Was glauben Sie denn, was in diesem Land an Durchstecherei, an Bestechlichkeit und solchen Dingen gewesen wäre, wenn es nicht Spiegel und den Stern gegeben hätte, die diese Dinge erst aufgedeckt haben. Also insofern ist der Enthüllungsjournalismus schon eine ganz gute Sache. Nur er muss stimmen."
Den journalistischen Supergau - die Hitlertagebücher 1983, hatte Nannen dann nicht mehr zu verantworten. Doch das von ihm über Jahrzehnte aufgebaute Renommee war schwer beschädigt worden.
Der amerikanische Präsident Harry S. Truman zu den Ergebnissen der Potsdamer Konferenz im Juli 1945. Entnazifizierung und Umerziehung sollten der Schlüssel zum Wandel sein. Ein Schwerpunkt war der Aufbau einer freien Presse. Den offiziellen Mitteilungsblättern der Besatzer misstrauten viele Deutsche, deshalb hieß es schon bald in einer Direktive:
"In diesem Zusammenhang dürfte eine Anzahl von deutschen Lizenzträgern herausgegebener Zeitungen die Deutschen eher in unserem Sinne beeinflussen können, als wenn wir dies langsam mit offiziellen Zeitungen versuchen würden."
Rund 1700 US-Mitarbeiter waren mit der Durchführung des Presseaufbaus beschäftigt. Ein Problem war nur, entsprechend unbelastete deutsche Journalisten und Herausgeber zu finden. Viele, die unter den Nazis in der gleichgeschalteten Presse gearbeitet hatten, blieben im Netz der Entnazifizierung hängen und hatten zumindest für die ersten Jahre Berufsverbot. Andere aber hatten Glück. So wie Henry Nannen.
"Ich bin gescreent worden auf Herz und Nieren, in Bad Oeynhausen, da gab es ein "War Crime Assessment Center". Und da wurden sowohl die Professoren der neuen Hochschule in Hannover, also auch deren Rektor, als auch Leute, die also staatliche Ämter kriegen, wurden da auf Herz und Nieren geprüft, mit ungeheuren Fragebögen, und ungeheuren Fragen auch."
Obwohl Nannen seit Mitte der 1930er Jahre für verschiedene Kunst-Zeitschriften auch Hymnen auf Adolf Hitler geschrieben hatte, fiel er durch das Raster durch. Als die Briten dem 35-jährigen Nannen 1948 das überregionale Jugendblatt "Zick-Zack" anboten, hatte er sich bei ihnen zuvor schon als Lizenzträger zweier Regional-Blätter einen Namen gemacht. Schnell erkannte der geschäftstüchtige Nannen seine Chance. Denn eine Lizenz durch die Alliierten kam einer Urkunde gleich, Geld zu drucken - wenn das Konzept stimmte:
"Meine Idee war immer, Menschen unterhaltsam informieren. Und da sagte ich, wissen sie Commander Baker, wenn Sie so auf die Straße gehen und sehen diese zerlumpten Menschen. In Hannover war es ja schrecklich nach dem Krieg, nicht, das war wirklich fürchterlich. Wenn man denen so etwas wie eine neue Hoffnung geben könnte, wenn man denen in dieser entsetzlichen Situation einen Stern der Hoffnung..., Moment mal, sage ich, Stern, das wäre doch ein guter Titel. Das hatte ich natürlich alles schon vorher überlegt, und da sagt er, oh ja, sehr gut, dann machen wir Stern."
Innerhalb von nur drei Wochen startete das erste Heft am 1. August 1948 in Hannover mit einer Auflage von 130.000 Exemplaren. 16 Seiten für 40 Pfennig. Das Titelblatt schmückte die junge schon bekannte Hildegard Knef im Heu. Die Geschichte dazu:
Zitat: "Mein Leben ist voller scharfer Kontraste."
Ein bißchen Werbung,
Zitat: "Ein Käfer macht Karriere",
ein paar Rätsel, ein reißerisches Foto:
Zitat: "Razzia auf dem Schwarzmarkt",
und ein bisschen Politik:
Zitat: "Neue Mark und neue Verfassung".
und die Frage:
Zitat: "Hat die deutsche Frau versagt?"
Diese Mixtur kam an. Die Auflagen stiegen von Ausgabe zu Ausgabe. Als 1950 ein Artikel erschien "Hoppla, wir leben" - "wie die Alliierten auf Kosten der Deutschen im Luxus schwelgen"- wurde das Heft für zwei Wochen verboten. Es war der endgültige Durchbruch für den Stern, von nun an war er in aller Munde. Und Henry Nannen zog die Fäden. Als unkündbarer Chefredakteur gestaltete "Sir Henry", wie ihn seine Redakteure ehrfurchtsvoll nannten, das Blatt über 30 Jahre lang nach seinem Gustus, bis 1980. Dann trat er zurück. Bei einer Auflage von 1,7 Millionen hatte er den Stern zur erfolgreichsten Illustrierten Europas gemacht. Mit seinem Gespür für brisante Stories aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nannten ihn Leser schon früh das "Reichsgericht des kleinen Mannes".
"Was glauben Sie denn, was in diesem Land an Durchstecherei, an Bestechlichkeit und solchen Dingen gewesen wäre, wenn es nicht Spiegel und den Stern gegeben hätte, die diese Dinge erst aufgedeckt haben. Also insofern ist der Enthüllungsjournalismus schon eine ganz gute Sache. Nur er muss stimmen."
Den journalistischen Supergau - die Hitlertagebücher 1983, hatte Nannen dann nicht mehr zu verantworten. Doch das von ihm über Jahrzehnte aufgebaute Renommee war schwer beschädigt worden.