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Menschenrechte
"Formel 1 sollte nicht in Bahrain stattfinden"

"Die Institution Formel 1 kümmert sich um ihre Geschäfte, Menschenrechte kümmern die nicht die Bohne", sagt Said Yousif Almuhafdah, Menschenrechtsaktivist aus Bahrain, im Interview mit dem DLF. Während der Rennwochenenden sei es zuletzt sogar vermehrt zu Menschenrechtsverletzungen gekommen.

Said Yousif Almuhafdah im Gespräch mit Marina Schweizer |
    Eine Gruppe Protestierender und ein Fahrzeug der Sicherheitskräfte in Bahrain
    Eine Gruppe Protestierender und ein Fahrzeug der Sicherheitskräfte in Bahrain (picture alliance /dpa /Ahmed Alfardan)
    "Der Staat will, dass die Journalisten nur diese eine Seite des Landes sehen: Die schönen Autos, Formel 1, schöne Orte", erklärt der bahrainische Menschrechtler Said Yousif Almuhafdah, der im Exil in Deutschland lebt, im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. Sein Heimatland werde zu einem Polizeistaat, berichtet er: "Journalisten können ausgewiesen werden, Demonstranten werden bestraft, sogar die Mittelsmänner, die Journalisten und Protestgruppen zusammenbringen. Wir haben Fälle von Aktivisten dokumentiert, die gerade im Gefängnis sind, weil sie Journalisten geholfen haben."
    "Scheich Salman hatte heimische Athleten im Visier"
    Bei den Menschenrechtsorgaisationen regte sich großer Protest, als Scheich Salman Bin Ibrahim al Khalifa aus Bahrain FIFA-Präsident werden wollte. Auch die Organisation, der Almuhafdah angehört, war Teil der Kampagne: "Unsere Gruppe sieht Scheich Salman als eine Person, die heimische Athleten im Visier hatte. Deshalb haben wir in unserer Kampagne gesagt: Dieser Typ soll nicht in der FIFA sein. Er respektiert den Sport nicht, er war hinter den Sportlern in seinem eigenen Land her. Und wir glauben, dass wir damit Erfolg hatten, wir sind froh, dass er die FIFA-Präsidentschaftswahl nicht gewonnen hat. Er ist verwickelt in Menschenrechtsverletzungen gegen Athleten in Bahrain." Scheich Salman selbst hat diese Anschuldigungen stets von sich gewiesen.
    "Viele Protete gegen Formel 1"
    Viele Menschrechtsaktivisten sehen auch die Formel 1 in Bahrain sehr kritisch. "Es gibt in Bahrain viele Proteste gegen die Formel 1. Wir denken: Die Formel 1 sollte nicht in Bahrain stattfinden", erzählt Almuhafdah. Die bahrainische Regierung benutze die Formel 1 als Vermarktungsplattform, um zu sagen: "Wir sind stabil, wir sind ein gutes Land, das Sport respektiert – sie wollen sich als modernes Land präsentieren." Dabei sei das Land mittlerweile zu einem Polizeistaat geworden, "der die Pro-Demokratiebewegung unterdrückt hat. Es ist ein Land, das 300 Aktivisten und Oppositionellen die Nationalität entzogen hat, einfach nur, weil sie für Menschenrechte und Demokratie und freie Meinungsäußerung gekämpft haben. Mit einem solchen Land haben wir es in Bahrain zu tun."
    "Formel 1 kümmert sich nicht um Menschenrechte"
    In den vergangenen Jahren habe seine Gruppe viele Fälle von Menschenrechtsverletzungen während der Formel 1 dokumentiert, berichtet Said Yousif Almuhafdah. Weil die Regierung sicherstellen wolle, dass es wenigstens dann keine Pro-Demokratie Proteste gibt. "Im März und Februar werden viele Menschen verhaftet und sogar während des Formel-1-Wochenendes. Auf eine Art ist die Formel 1 ursächlich für massive Menschenrechtsverletzungen. Die Institution Formel 1 kümmert sich um ihre Geschäfte, Menschenrechte kümmern die nicht die Bohne."
    Das vollständige Gespräch können Sie bis mindestens 4. Oktober 2016 in unserer Mediathek nachhören.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.