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Menschenrechtslage in Russland
Amnesty International plant Projekte während der WM

Menschenrechtsorganisationen stehen in Russland schwer unter Druck. Gerade jetzt zur WM hat der Staat das Demonstrationsrecht an den Austragungsorten drastisch verschärft. Amnesty International will deshalb russische Nichtregierungsorganisationen unterstützen - auch der DFB könnte an Projekten beteiligt werden.

Von Sebastian Engelbrecht |
    Logo der Organisation Amnesty International
    Amnesty International will während der WM russische NGOs unterstützen. (picture alliance/dpa - Britta Pedersen)
    Amnesty International plant gemeinsam mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) Begegnungen mit russischen Nichtregierungsorganisationen während der Fußball-WM. Dabei soll es vor allem um das Thema Rassismus im Fußball gehen. Auf Vermittlung der Menschenrechtsorganisation würden Vertreter des DFB vor und während der Fußball-Weltmeisterschaft Projekte gegen Rassismus in Fußballstadien in Deutschland vorstellen.
    Beteiligt seien die Abteilung "Gesellschaftliche Verantwortung" des DFB, möglicherweise auch ehemalige Nationalspieler, sagte Peter Franck, Russland-Experte von Amnesty. "Wir wollen eben im Kontext der WM nicht primär auf Defizite hinweisen, sondern eher auf viele Leute, die sich für Menschenrechte, für Demokratie, für Rechtsstaatlichkeit einsetzen, weil die gehen im Moment so ein bisschen unter in der öffentlichen Berichterstattung."
    Verschärftes Demonstrationsrecht während der WM
    An allen Austragungsorten der WM gebe es engagierte Nichtregierungsorganisationen, die trotz der Lage "durchhielten", so Franck. Der Staat habe allerdings während der WM das Demonstrationsrecht verschärft. "Das ist ausgeweitet worden, indem jetzt in den elf Regionen, wo die Fußball-Weltmeisterschaft stattfindet, diese Anmeldepflicht nicht nur bei den lokalen Behörden besteht, sondern auch beim Innenministerium und beim Inlandsgeheimdienst. Und wenn nicht alle Leute da zugestimmt haben für diese Geschichten, dann darf die Demonstration nicht stattfinden." Erleichterungen für Menschenrechtsorganisation wie "Memorial" seien nirgendwo in Russland erkennbar.
    Amnesty kämpft für "Memorial"-Vertreter
    "Wir haben die Übergriffe im Nordkaukasus gegen 'Memorial'. Die Räume, die Autos, die Büros werden überfallen. Die Büros werden angezündet. Die Leiter der Büros, denen wird dann Marihuana untergeschoben. Nach allen Umständen muss man das jedenfalls annehmen. Und das spricht ja nicht für eine Erleichterung der Situation."
    Amnesty setzt sich gemeinsam mit 13 anderen Menschenrechtsorganisationen auch beim Fußball-Weltverband FIFA für Oyub Titiev ein. Der Leiter des "Memorial"-Büros im tschetschenischen Grosny sei am 9. Januar willkürlich inhaftiert worden und sitze seither in Untersuchungshaft. Die FIFA antwortete den Menschenrechtsorganisationen am 18. Mai, man sei sehr besorgt wegen der Situation Titievs. Die Führung der FIFA werde sich weiterhin für ihn einsetzen.