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Menschliches Versagen

Acht Tote, 149 Verletzte, 22 davon schwer, viele Millionen Mark Sachschaden - das ist die vorläufige Bilanz des nach Eschede zweitschwersten Zugunglücks in Deutschland. Am 6. Februar um 0 Uhr 13 fuhr der D-Zug Amsterdam - Basel im Brühler Bahnhof mit mehr als 120 km pro Stunde in eine Weiche, die für 40 km pro Stunde ausgelegt war. Wer hat Schuld an dieser Katastrophe? Der Lokführer? Die Mitarbeiter im Stellwerk? Gleichgültig wie die Zuordnung juristischer Verantwortlichkeiten aussieht, fest steht schon jetzt: Ein Mensch hat in einem entscheidenden Augenblick versagt. Fragt sich nur: Was ist "menschliches Versagen" genau? Wissenschaftler unterscheiden mehrere Faktoren. Übermüdung, Inkompetenz, mangelnde Konzentration kann menschliches Versagen auslösen, aber auch Kommunikationsprobleme im Arbeitsteam, ein zu hoher Automatisierungsgrad und eine ungünstige Mensch-Maschine-Schnittstelle, wenn etwa Meßgeräte, Schalter usw. falsch angeordnet sind. Am Beispiel hochriskanter Arbeitsplätze unterschiedlicher Branchen - Operationssaal, Schaltwarte im Kernkraftwerk, Kanzel im Flugzeug - geht Wissenschaft im Brennpunkt der Frage nach, was Menschen in einer alles entscheidenden Sekunde zum Fehlverhalten führt.

Mirko Smiljanic, Birgit Becker, Thomas Wagner, Wolfgang Nitschke |