Inmitten von Bäumen mit Blick auf den See sitzt der Komponist und schreibt selbstsicher Musik. Dieses Bild des einsamen Genies ist eine verklärte Vorstellung. Im realen Leben stellt sich die Frage: Wo kann sich eine Komponistin heute Feedback holen?
Sarah Nemtsov holt sich zum Beispiel ein "Spezialisten-Feedback" vom Dirigenten, oder, was ihr besonders wichtig ist, noch vor der Aufführung: "erstmal ein Feedback von Musikerinnen und Musikern zu bekommen, wie sie es spielen, was schwierig ist, womit sie was anfangen können, womit sie nichts anfangen können."
Komposition – ein intimer, persönlicher Prozess
Der Kompositionsprozess ist etwas sehr Intimes, Persönliches. Und doch vermisst Sarah Nemtsov manchmal den fachlichen Austausch.
"Ich glaube, in der Szene ist das auch nicht so üblich. Manchmal beneide ich meine Studierenden, weil sie solche Menschen noch in ihrem Leben haben."
"Ich glaube, in der Szene ist das auch nicht so üblich. Manchmal beneide ich meine Studierenden, weil sie solche Menschen noch in ihrem Leben haben."
Isabel Mundry ist Komponistin und Professorin für Komposition in München und Zürich. Wenn sie die Entwürfe ihrer Studierenden sieht , gibt sie Rückmeldung.
Kompositions-Studierende unterstützen bei ihren Suchbewegungen
Ihr ist es dabei wichtig, das eigene Wissen zu vermitteln, ohne den Studierenden eine bestimmte Ästhetik aufzudrücken. "Also ich hatte mal einen Kollegen, der hat seine Kompositionsklasse wirklich genutzt, um seine Feindbilder mit ihnen zu teilen." Isabel Mundry möchte vor allem Raum zur Entfaltung geben, Ermutigung und Rückhalt.
Kontakt zu einem Musikverlag
Wer mit dem Studium fertig ist, muss sich als Komponistin auf dem Markt etablieren. Ein sensibler Übergang, bei dem Mentorinnen helfen können: mit ihrem Netzwerk, Empfehlungen oder öffentlichen Auftritten. Auch den Kontakt zu einem Notenverlag kann der Mentor herstellen.
"Diese Fälle gibt es bei uns sehr häufig, dass ältere Komponisten, die bei uns unter Vertrag sind, entweder einen Schüler haben, den sie uns empfehlen oder auch ein Werk mal irgendwo gehört haben und mit einem jungen Autor in Kontakt getreten sind. Das ist aber noch kein Freifahrtschein." So Paul Schäffer, Lektor für zeitgenössische Musik beim Schott-Verlag. In dieser Position übernimmt er durchaus auch Mentoren-Tätigkeiten.
"Diese Fälle gibt es bei uns sehr häufig, dass ältere Komponisten, die bei uns unter Vertrag sind, entweder einen Schüler haben, den sie uns empfehlen oder auch ein Werk mal irgendwo gehört haben und mit einem jungen Autor in Kontakt getreten sind. Das ist aber noch kein Freifahrtschein." So Paul Schäffer, Lektor für zeitgenössische Musik beim Schott-Verlag. In dieser Position übernimmt er durchaus auch Mentoren-Tätigkeiten.
Hilfestellungen der Lektoren
Beim Schott-Verlag hat jeder Komponist einen Lektor, der ihn betreut: von der Vertragserstellung über die Komposition bis hin zum Druck und Produktmanagement. So entsteht eine enge Zusammenarbeit, manchmal sogar eine Freundschaft.
Seine Arbeit sei inhaltlich ganz anders als in der Literatur, so Paul Schäffer weiter. "Dort ist der Lektor ja auch tatsächlich ein sehr redigierendes Element, was sehr intensiv in den Text einsteigt, sicherlich auch Sachen kürzt oder verbessert. Das ist bei uns nicht so der Fall."
Es geht eher um technische Aspekte, zum Beispiel um den Tonumfang eines Instruments oder Fragen der Notation. Am Ende sieht sich Paul Schäffer aber auch in der Verantwortung zu kritisieren. "Und das wird auch sehr positiv aufgenommen."
Es geht eher um technische Aspekte, zum Beispiel um den Tonumfang eines Instruments oder Fragen der Notation. Am Ende sieht sich Paul Schäffer aber auch in der Verantwortung zu kritisieren. "Und das wird auch sehr positiv aufgenommen."