Es gibt viele berühmte Musikpreise auf der Welt - die meisten davon, wie die "Grammys" oder "Brit Awards", prämieren Künstlerinnen und Künstler, die kommerziell erfolgreich sind. Der britische "Mercury Prize" ist dagegen seit 1992 immer ein Nischenpreis für Insider gewesen, mit einer Jury von Musikkritikern, Radio-DJs und Musikern - darunter diesmal Stormzy, Jorja Smith und Gaz Coombes. Frühere Preisträgerinnen und -Preisträger waren PJ Harvey (zwei Mal), Elbow, Arctic Monkeys, Dizzee Rascal, Pulp, Portishead, Primal Scream, The xx. Und diesmal: drei Mal Hip-Hop, sieben Mal Gitarrenmusik von Anna Calvi bis zum Punk von Idles, ein Mal R&B, ein Mal Jazz. 5 von 12 Acts mit Frauen.
Der diesjährige Gewinner ist der Rapper Dave für sein Album "Psychodrama", ein Sohn nigerianischer Einwanderer, aufgewachsen in Süd-London, seine zwei Brüder waren im Gefängnis. Die Jury habe ein Signal gewollt, sagte Musikkritiker Robert Rotifer. Überhaupt sei der "Mercury Prize" diesmal sehr politisch. Seien es Idles oder Foals oder Little Simz mit ihren Sozialkommentaren, oder Anna Calvi mit ihrer Identitätspolitik. Auch nominiert war der Rapper Slowthai, der eine Maske von Boris Johnson wie den Kopf eines Enthaupteten vor sich in die Luft hob - was die BBC aber nicht in Gänze übertrug. "Eine nicht so mutige Halbversion der Kollegen der BBC", so Rotifer.
In die oberste Liga aufsteigen
Es gibt Bands, die durch den "Mercury Prize" in die oberste Liga aufgestiegen sind. Man könne aber auch sagen: "Mercury" habe eine zeitlang, Mitte bis Ende der Neunziger, mit den "Brit Awards" konkurriert - mit Bands wie Coldplay, Blur, Oasis, sogar den Spice Girls. Das, was jetzt passiere, so Robert Rotifer, sei schon eine Stufe riskanter.