In der aktuellen Situation sehe sie ihre Hauptaufgabe darin, Europa zusammenzuhalten und Humanität zu zeigen. "Meine verdammte Pflicht und Schuldigkeit besteht darin, dass dieses Europa einen gemeinsamen Weg finde." Merkel warnte in der Talkshow "Anne Will" angesichts der Flüchtlingsströme quer durch Europa vor nationalen Alleingängen. "Das ist genau das, wovor ich jetzt Angst habe, wenn der eine seine Grenze definiert, muss der andere leiden. Das ist nicht mein Europa."
Die Bundeskanzlerin äußerte Verständnis für Menschen, die den Eindruck hätten, die Regierung habe die Lage nicht im Griff. Die Politik sei aber auf einem vernünftigen Weg. So habe man die Zahl der nach Deutschland kommenden Flüchtlinge in den vergangenen Monaten deutlich reduzieren können.
Kritik an Vorstoß von Gabriel
Merkel kritisierte dagegen ihren Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD). Dessen Vorstoß zu einem Sozialprojekt für einheimische Bedürftige parallel zur Flüchtlingshilfe lehnte sie ab. Die Regierung habe bereits viel für Kinderm Eltern, Rentner getan. "So zu tun, als bräuchten wir eine riesenzusätzliche Anstrengung, sehe ich nicht."
Man dürfe auch Griechenland nicht alleine lassen, betonte die Kanzlerin mit Blick auf die Politik von Österreich und den Balkanländern. Man habe Griechenland doch nicht im Euro gehalten, um anschließend ein Land, das viele Probleme habe, im Stich zu lassen.
Stephan Detjen, Leiter des Deutschlandfunk-Hauptstadtstudios, sprach von einer "ausgesprochen kämpferischen Kanzlerin." Sie sei entschlossen, den Kurs zu halten, und habe deutlich gemacht, dass es für sie keine Alternative in der Flüchtlingspolitik gebe.
(fi/hba)