War der siebte "Online-Bürgerdialog" der Kanzlerin seit Beginn der Pandemie – aber das erste Mal, dass Angela Merkel das Gespräch mit Deutschlands Kulturschaffenden suchte. Sie habe großes Verständnis für die Frustration in der Branche, sagte die Kanzlerin gleich zu Beginn des Treffens. Und sie stellte weitere Corona-Hilfen des Bundes in Aussicht.
Wörtlich sagte sie: "Wir werden auch nochmal Ausfallgelder bereitstellen". Bei dem Austausch soll es neben den Erfahrungen in der Pandemie auch um Perspektiven und um Erwartungen an die Politik gehen.
Auch die Musikerin Christina Lux diskutierte mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel. Im Dlf betonte sie, dass man mit der Staatsministerin für Kultur immer über geförderte Kultur spräche, aber selten über den Stand der freien Künstler, die den Solo-Selbständigen mit Miniunternehmen gleichgestellt seien.
Ein erleichterter Zugang zur Grundsicherung sei ihnen zugesichert worden. Doch Kompensation sei nicht das Gleiche wie ein Existenzminimum aufrecht zu halten. "Ich bin in der Zuständigkeit des Wirtschaftsministeriums, weil ich Miniunternehmer bin," erklärte die Musikerin. "Und das ist genau der Punkt, wo ich das Gefühl habe, da fehlt das Verständnis."
Mit den Antworten der Bundeskanzlerin sei sie nicht ganz zufrieden gewesen. Denn mit der staatlichen Grundsicherung seien Versicherungen, Altersvorsorge, Kredite nicht abgedeckt.
"Das ist ziemlich brutal"
Für viele Künstler sei auch die Wohnung der Arbeitsmittelpunkt. "Deswegen haben die anderen Hilfen nicht gegriffen. Die gingen immer um Betriebskosten", so Lux. November- und Dezemberhilfen sollten kompensieren, wurden aber berechnet aus dem Einkommen des Vorjahres. "Aber hatten sie gerade Elternzeit oder waren sie gerade nicht auf großer Tournee oder hatten nicht große Einkünfte, dann fliegt die Kompensation auch gleich wieder in einen Bereich, der ihnen nicht weiterhilft".
Ein großes Problem seien auch die Mischberufe – beispielsweise Lehrer und freischaffende Künstler gleichzeitig – und der Zugang zu Hilfen. "Das ist ziemlich brutal."
"Wir brauchen eine gebündelte Stimme für Forderungen"
Die Veranstaltung mit der Bundeskanzlerin wurde live gestreamt. Auf Facebook gab es unterschiedliche Kommentare. Unter anderem wurde kritisiert, dass Christina Lux überhaupt im Gespräch mit Regierungsverantwortlichen war. "Wir sind in einer Phase, die mir große Sorgen macht." Denn die Menschen, die die Regierung schlecht machten, die hörten die anderen nicht. Christina Lux möchte ins Gespräch kommen und durch Gespräche habe sich auch etwas geändert.
"Jammern, beleidigen, schimpfen hilft uns überhaupt nicht. Wir brauchen eine gebündelte Stimme für Forderungen." Sie wünsche sich Respekt und Anstand zurück, sagte Lux. Sie sei keine gekaufte Gesprächspartnerin gewesen. "Ich möchte, dass wir das zusammen hinkriegen."