Bundestagswahlkampf
Merz kritisiert Gastbeitrag von Musk als "übergriffig"

Der CDU-Vorsitzende Merz hat den Gastbeitrag von US-Milliardär Elon Musk in der "Welt am Sonntag" zugunsten der AfD als "übergriffig und anmaßend" kritisiert. Er könne sich nicht erinnern, dass es in der Geschichte der westlichen Demokratien einen vergleichbaren Fall der Einmischung in den Wahlkampf eines befreundeten Landes gegeben habe, sagte der Kanzlerkandidat der Union den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

    Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) nimmt an einer Dialogveranstaltung mit Landwirten beim Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) teil.
    Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) (picture alliance / dpa / Christoph Reichwein)
    Musk müsse auch einige Dinge übersehen haben. So hätte es mit der AfD den Bau seines Tesla-Werkes in Brandenburg nie gegeben. Zudem befürworte die AfD den Austritt aus der EU, was der deutschen Wirtschaft massiv schaden würde, so Merz.
    Die SPD-Co-Vorsitzende Esken erklärte, wer versuche, die Bundestagswahl von außen zu beeinflussen, müsse mit hartem Widerstand rechnen. Bereits gestern hatte es parteiübergreifend Kritik gegeben, auch an der Zeitung, die den Beitrag von Musk gemeinsam mit einem Gegenkommentar abdruckte.

    Kritik an "Welt" für den Gastbeitrag

    SPD-Generalsekretär Miersch kritisiert die Verlagsgruppe Axel Springer für die Veröffentlichung eines Gastbeitrags von US-Milliardär und Trump-Berater Elon Musk in der "Welt am Sonntag". Dass man diesem eine offizielle Plattform biete, um Wahlwerbung für die AfD zu machen, sei beschämend und gefährlich, sagte er dem "Handelsblatt".
    "Als Journalismus verpackte Wahlwerbung für eine rechtsextreme Partei, eine schmeichelnde Distanzierung, die keine ist, und das Kaltstellen der redaktionsinternen Kritiker - unglaublich!", kritisierte der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. Er rief "alle Redaktionen auf, sich im Bundestagswahlkampf nicht instrumentalisieren zu lassen" und sorgfältig mit Gastbeiträgen umzugehen. "Deutsche Medien dürfen sich nicht als Sprachrohr von Autokraten und deren Freunden missbrauchen lassen", warnte er.

    Unmut in der Redaktion wegen Musk-Beitrag

    In der Zeitung widersprach der künftige Chefredakteur der "Welt"-Gruppe, Jan Philipp Burgard, den Ausführungen des Milliardärs: "Musks Diagnose ist korrekt, doch sein Therapieansatz, nur die AfD könne Deutschland retten, ist fatal falsch." Beide Beiträge - der von Musk und der von Burgard - waren in der gedruckten Zeitung direkt nebeneinander platziert.
    Innerhalb der Redaktion führte der Musk-Beitrag zu Ärger. Die Ressortleiterin Meinung von "Welt" und "WamS" der Zeitungsgruppe Welt postete auf X, sie habe als Konsequenz aus dem Musk-Text "nach Andruck meine Kündigung eingereicht". Auch andere Welt-Journalisten posteten öffentlich auf X ihren Unmut.
    Medienberichten zufolge soll der Abdruck des Gastbeitrages von Musk bereits vor Heiligabend eine heftige Kontroverse innerhalb der Redaktion ausgelöst haben. So habe der Redaktionsausschuss schon damals vor der Veröffentlichung gewarnt, schreibt der Branchendienst "Medieninsider", der "Spiegel" berichtet von weiterem Streit in der finalen Redaktionskonferenz am Freitag.

    Musk äußert sich über Partnerin von AfD-Chefin Weidel

    Außerdem sehe er die AfD dem "politischen Realismus" verpflichtet. Musk, der für provokante Postings in hoher Frequenz auf seiner Plattform bekannt ist und Kanzler Scholz unter anderem als "Idiot" bezeichnet hatte, schreibt in der Zeitung weiter: "Die Darstellung der AfD als rechtsextrem ist eindeutig falsch, wenn man bedenkt, dass Alice Weidel, die Vorsitzende der Partei, eine gleichgeschlechtliche Partnerin aus Sri Lanka hat! Klingt das für Sie nach Hitler?" 
    Weidel zitierte auf X einen Ausschnitt aus Musks Beitrag, ohne ihn weiter zu kommentieren: "Die AfD setzt sich für eine kontrollierte Einwanderungspolitik ein, die der Integration und dem Erhalt der deutschen Kultur und der Sicherheit Vorrang einräumt. Dabei geht es nicht um Fremdenfeindlichkeit, sondern darum, dass Deutschland seine Identität nicht im Streben nach Globalisierung verliert." Das Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet die AfD als rechtsextremistischen Verdachtsfall. 
    Diese Nachricht wurde am 29.12.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.