Weltwirtschaftsforum
Merz: Trump wird ein interessanter Partner für uns sein

Unions-Kanzlerkandidat Merz hat sich auf dem Weltwirtschaftsforum zuversichtlich zu einer konstruktiven europäischen Zusammenarbeit mit US-Präsident Trump gezeigt. Trump werde ein interessanter Partner sein, sagte der CDU-Vorsitzende in Davos. Der US-Präsident sei ein Geschäftsmann - es gelte, darüber nachdenken, was man ihm anbieten könne.

    Friedrich Merz sitzt auf einem Stuhl und unterhält sich mit einem neben ihm sitzenden Mann, der nur von hinten zu sehen ist.
    Friedrich Merz auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos im Gespräch mit Borge Brende, dem Präsidenten des Forums. (Michael Buholzer / KEYSTONE / dpa / Michael Buholzer)
    Merz nannte als Themen einen Import von Flüssiggas und Rüstungsimporte aus den USA auf europäischer Ebene. Erneut bezeichnete der Kanzlerdandidat Trump als kalkulierbar. Seine Positionen seien schon immer klar gewesen. Man müsse mit ihm zusammenarbeiten und herausfinden, wo es gemeinsame Ansätze gebe, so Merz.

    Appelle zum europäischen Zusammenhalt

    Zuvor hatten in Davos Politikerinnen und Politiker angesichts des neuen US-Präsidenten zu mehr Zusammenarbeit in Europa aufgerufen. Der ukrainische Präsident Selenskyj warnt vor einem globalen Bedeutungsverlust des Kontinents.
    Für die USA hätte Europa keine hohe Priorität mehr, sagte Selenskyj. Das könne man sich aber nicht leisten. Europa müsse wieder ein Global Player werden und dafür kämpfen, an oberster Stelle zu stehen, betonte Selenskyj. Er forderte eine gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik europäischer Staaten. Die Länder seien nur gemeinsam in der Lage, sich abzusichern, erklärte Selenskyj.

    Scholz: "Europa muss aus sich selbst heraus stark werden"

    Zuvor hatte bereits Bundeskanzler Scholz in Davos zu mehr Zusammenhalt in Europa aufgerufen. Die Europäer müssten aus sich selbst heraus stark sein und gemeinsam wettbewerbsfähiger und widerstandsfähiger werden, sagte er.
    Dazu gehöre auch die Zusammenarbeit mit alten und neuen Partnern. Man werde den Freihandel verteidigen, da Zölle und Abschottung Wohlstand kosteten. Zugleich betonte Scholz, die USA seien auch unter Präsident Trump der wichtigste Partner außerhalb Europas. Der Bundeskanzler forderte mehr Besonnenheit im Umgang mit Aussagen und Forderungen aus Washington.
    Zuvor hatte EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen vor einer weltweiten Abwärtsspirale gewarnt und mehr globale Zusammenarbeit verlangt. Mit Blick auf die neue Amtszeit von US-Präsident Trump erwartet von der Leyen zusätzliche Sanktionen, Exportkontrollen und Zölle. Sie forderte daher, Europa müsse einen Gang höher schalten, um sein Wachstum aufrecht zu erhalten. Von der Leyen verteidigte zudem das Pariser Klimaabkommen und bekräftigte die Pläne der EU, stärker auf erneuerbare Energien zu setzen und den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zu erreichen.

    Warnung vor Handelskrieg

    Von der Leyen warnte die USA vor einem Handelskrieg mit Europa und signalisierte zugleich Verhandlungsbereitschaft. "Es gibt keine anderen Volkswirtschaften in der Welt, die so eng miteinander verflochten sind wie wir", sagte sie. Europäische Unternehmen beschäftigten in den USA 3,5 Millionen Menschen. Und eine weitere Million amerikanische Arbeitsplätze hingen direkt vom Handel mit Europa ab.

    "Für beide Seiten steht viel auf dem Spiel"

    Die Präsidentin der EU-Kommission will rasch mit der neuen US-Regierung in Kontakt treten und gemeinsame Interessen erörtern. Als ein mögliches Thema hatte von der Leyen bereits im November einen neuen Vertrag zum Ausbau amerikanischer Exporte von Flüssiggas genannt.
    Den Namen von Trump erwähnte von der Leyen in ihrer Rede in Davos nicht. Der Republikaner hatte im Wahlkampf angekündigt, auf Importe neue Zölle in Höhe von 10 bis 20 Prozent einführen zu wollen.

    Wirtschaftsforum unter dem Eindruck internationaler Krisen

    Ein weiteres Thema in Davos ist die Lage in Nahost. Der israelische Präsident Herzog dankte dem katarischen Ministerpräsidenten Al Thani für dessen Bemühungen um das Waffenstillstandsabkommen mit der Hamas. Al Thani selbst äußerte die Hoffnung, dass die Palästinensische Autonomiebehörde nach Kriegsende in den Gazastreifen zurückkehrt, um eine Regierung zu bilden.
    Insgesamt nehmen an dem fünftägigen Treffen in den Schweizer Alpen rund 3.000 Personen aus Wirtschaft und Politik teil, darunter mehr als 60 Staats- und Regierungschefs. Trump schaltet sich am Donnerstag per Video zu.
    Diese Nachricht wurde am 21.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.