Vor dem bunten Hallenplan der Frankfurter Messe für Berufsorientierung steht eine Schülergruppe. Einer der Schüler zeigt auf die grün markierten Stände: Orange sind die der Hochschulen; blau die der Unternehmen; und grün: Das sind alle Stände, die über das duale Studium informieren:
"Es wollen relativ viele ein duales Studium machen; das ist abwechselnd von Theorie zu Praxis. Und nur ein Studium wäre mir zu einseitig. Es ist vorteilhaft, wenn man jetzt noch während des Studiums Geld verdienen kann, auch eben in dem Beruf oder in der Branche, in der man später arbeiten möchte. Es ist attraktiv, weil man da das Gelernte, was man im Praktischen hat, eben auch besser im Studium anwenden kann in der Theoriephase, also prüfungsbezogen."
Duale Studiengänger werden beliebter
Nicht alle Hochschulen und Unternehmen auf der Messe bieten zwar ein duales Studium an. Aber die, bei denen man seit Jahren dual studieren kann, stellen fest: Duale Studiengänge werden zunehmend beliebter. Bei Kirsten Löw-Knower zum Beispiel, Studienberaterin der Frankfurter Provadis Hochschule, stapeln sich die Neu-Anmeldungen für Einstellungstests und Vorlesungsbesuche:
"Die Nachfrage steigt in den letzten Jahren nach dualen Studiengängen. Weil der Vorteil ist natürlich, dass ich an einer privaten Hochschule in kleineren Studiengruppen studieren kann; kritisch reflektieren kann, ob die Methoden wirklich angewandt werden, vielleicht auch neue Impulse in Unternehmen hineintragen kann, die gerade vor wissenschaftlichem Hintergrund neu bekannt geworden sind. Ich habe tatsächlich, nachdem ich diese dreieinhalb Jahre Studium habe, Praxiserfahrung und auch Verantwortungsbereiche in vielen Fällen schon übernommen."
Durchgetaktet lernen und arbeiten
Dual Studieren, das heißt: Drei bis dreieinhalb Jahre lang durchgetaktet lernen und arbeiten. In welchem Wechsel die Theorie- und Praxisphasen stattfinden, entscheiden die Unternehmen gemeinsam mit den Hochschulen. An der privaten Provadis-Hochschule läuft es so: Vier Tage pro Woche sind die Studierenden im Betrieb, an einem Tag in der Hochschule. Semesterferien: Fehlanzeige. Ziemlich stressig- finden viele Abiturienten. Trotzdem lockt sie vor allem das eigene Einkommen während des Studiums. So auch Chiara Stöck:
"Das Attraktive daran ist, dass man nicht wie in der Schulzeit die ganze Zeit nonstop am Lernen ist und natürlich auch das Geld- das ist ein guter Bonus dazu."
Die 18-Jährige steht mit ihrer Mutter am Messestand der LDT Nagold, einer Privat-Uni für Modemanagement. Während sie sich beraten lässt, schwärmt ihre Mutter Kerstin Stöck:
"Beim Dualen Studium finde ich das einen ganz ganz großen Pluspunkt, dass die Jugendlichen wissen: Ok, so ist acht Stunden Arbeit. Die Übernahmechancen steigen auch, bin ich sicher. Ich denke, dass die Betriebe eher, wenn sie die Auswahl haben zwischen einem Dual-Studium-Absolventen und einem anderen, dass sie dann eher zu einem Dualen tendieren, bin ich fest davon überzeugt - weil die wollen nicht Theoretiker haben, sondern praktische Leute."
Netzwerk aufbauen
Außerdem könne man innerhalb der verschiedenen Betriebsabteilungen wertvolle Kontakte knüpfen, sagt Falk Böhm. Auch er rät seiner Tochter dazu, dual zu studieren.
"Man darf ja auch nicht vergessen, den Netzwerkgedanken. Das ist ja letztlich, wo man später auch über Netzwerke vielleicht auch mal wechselt oder vorankommt. Das ist für mich der größte Meilenstein im dualen Studium, dass man das Netzwerk aufbauen und das für die Zukunft nutzen kann."
Ein weiterer Vorteil für Unternehmen ist: Nach dem Abschluss werden die meisten Absolventen zu treuen Mitarbeitern, sagen viele Unternehmensvertreter auf der Messe. In der Regel zahlen die Unternehmen den kooperierenden Hochschulen die Studiengebühren: etwa 500 Euro monatlich pro Studierenden. Zusätzlich zahlen sie ein monatliches Gehalt von ca. 600 Euro, das sich am BAföG-Satz orientiert. Die Technische Hochschule Mittelhessen erweitert kontinuierlich ihr Angebot an Partnerunternehmen- und damit auch das an dualen Studiengängen. Malte Hübner von der Studienberatung sagt, es gebe vor allem ein Qualitätskriterium:
"Ich würde mich als Erstes daran orientieren, welche Hochschulen dahinterstecken und da sind die großen staatlichen Hochschulen eine gute zuverlässige Anlaufstelle, weil die Lehre sich dort immer auch an dem ausrichtet, was sonst im Studium angeboten wird."