Fest geschnallt, dazu mit einer rollenden Stütze abgesichert, sitzt ein kleiner Junge auf dem Trolley der Mutter - und winkt. Den Reisekoffer zu einem Buggy umzurüsten. Das ist eine Neuheit auf der Messe "Kind + Jugend" in Köln- und doch eine mit Symbol-Charakter:
"Wir haben sehr stark den Trend hin zur Multifunktionalität, zum Design, zur Sicherheit. Sozusagen die Ausstattung der Kinder wird immer auch ein Statussymbol der Eltern", sagt Katharina Hamma, Geschäftsführerin der Koelnmesse, in der sich in den nächsten vier Tagen 1.150 Aussteller aus 50 Ländern präsentieren werden. Rekordwerte, denn die Branche boomt. Und dabei gibt es wohl nichts, was es nicht gibt: Geschirr, Bekleidung, Spielzeug, Kuscheltiere, aber natürlich auch Kinderwagen, Buggys und andere Transportmittel. Produkte, direkt für Kinder- wie beispielsweise das Besteck, dass seine Farbe ändert, sobald das Essen wärmer als 39 Grad ist, oder den transportablen Spiegel, der sich an jedes Kinderbett clippen lässt-, aber auch direkt für die Eltern, wie eine wärmeausgleichende Einlage für das Babytragen am Körper oder direkt den Anti-Schwitz-BH für die Mutter.
Eine riesige Auswahl - und ein gigantischer Markt: Auf rund 2,2 Milliarden Euro schätzt der Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels die Ausgaben der Eltern für Baby- und Kinderausstattung in den ersten drei Jahren. Das entspricht - runtergebrochen - circa 1.058 Euro pro Kind.
Zumal: Mit der ersten Anschaffung ist es nicht getan, weiß auch Ursula Geismann, Trend- und Designanalystin und zugleich Sprecherin des Verbands der Deutschen Möbelindustrie:
"Erst wird die Babyausstattung gekauft, dann die Kleinkindausstattung, die Schulkind- und später Jugendzimmerausstattung und das ist ein enormes Potenzial bis zum Auszug. Das ist ein riesengroßer Markt."
Der sich natürlich nicht nur auf die Zimmerausstattung bezieht. Nachdem die Branche im Jahr 2013 einen kleinen Rückgang verzeichnen musste, profitiert sie nun von der guten Wirtschaftslage und einem kleinen Babyboom. Im Jahr 2014 gab es in Deutschland knapp fünf Prozent mehr Geburten- und dementsprechend nun mehr Käufer. Zumal die Branche dabei auch vom sozialen Druck des Umfelds profitiert. Denn während viele Produkte zuhause oder im Auto für die Öffentlichkeit nicht sichtbar sind, zeigt sich dieser Effekt an anderer Stelle, weiß Steffen Kahnt, stellvertretender Geschäftsführer im Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels:
"Ja, der Kinderwagen ist zum Statussymbol geworden, weil man damit auch die neue Gemeinschaft, die entstanden ist, nach außen dokumentieren kann. Insofern kann man mit einem modernen Kinderwagen natürlich auch seinen Lifestyle gut repräsentieren."
Doch das geht ins Geld: Denn ein solcher Kinderwagen kostet schnell bis zu 1.000 Euro und mehr.