Bisher steht noch keine konkrete Zahl, sondern nur ein Rahmen: Zwischen 4,5 und 5 Prozent mehr Lohn – so lautet die Forderungsempfehlung des IG-Metall-Vorstands für die 3,8 Millionen Beschäftigten in ihrer Branche. Der Tarifvertrag soll dann eine Laufzeit von zwölf Monaten haben. Warum der Vorstand noch so vage bleibt, erklärte der seit Oktober amtierende IG-Metall-Chef Jörg Hofmann heute Morgen:
"Da gibt es und gab es unterschiedliche Meinungen, die müssen jetzt die nächsten Wochen bis Ende Februar ausdiskutiert werden. Und es gibt uns vor allen Dingen noch mal Gelegenheit, mal drei Wochen mehr ins Land gehen zu lassen, um zu schauen, was verändert sich im Kontext im wirtschaftlichen Rahmen. Braucht es dort noch Korrekturen ja/nein? Und insofern glaube ich, es wäre jetzt wenig sinnig, der Vorstand würde heute mit einer Empfehlung in die Diskussion gehen, die da heißt, wir empfehlen x Prozent, sondern hat mit dem Rahmen auch einen Rahmen aufgemacht, der jetzt noch zu füllen ist über Debatten."
Die niedrigste Forderung seit 2006
Der Forderungsrahmen sei von den Unternehmen finanzierbar und zur Stärkung der Binnennachfrage dringend geboten, sagte Hofmann. Man wolle aber auch nicht nach dem Mond greifen – nicht allen Betrieben gehe es gleich gut. Die aktuelle Forderung ist die niedrigste seit 2006, sieht man einmal von der Finanz- und Wirtschaftskrise ab, als die Gewerkschaft für 2010 ohne eine konkrete Lohnforderung in die Verhandlungen gegangen war. 2015 hatte sie 3,4 Prozent mehr Lohn und Gehalt erstritten bei einer Laufzeit von 15 Monaten. Die Arbeitgeber halten die Empfehlung dennoch für zu hoch. Rainer Dulger, Präsident von Gesamtmetall, begründet das so:
"Scheinbar haben die Gewerkschaften den Ernst der Lage in der deutschen Industrie nicht erkannt. Seit dem Ende der Lehman-Krise sind die Löhne und Gehälter um 20 Prozent gestiegen, die Produktivität in unserer Industrie jedoch nur um zwei Prozent. Das gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit des Produktionsstandortes Deutschland, und diese sollte in der Tarifrunde im Vordergrund stehen. Es ist keine Zeit für Höhenflüge. Deswegen empfehle ich den Gewerkschaften dringend, bis zur endgültigen Formulierung ihrer Forderung Ende Februar auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren."
Die Verhandlungen beginnen Mitte März. Dabei geht es zwar in diesem Jahr nicht um qualitative Forderungen. Aber die IG Metall möchte den Grundsatz gleicher Lohn für gleiche Arbeit in der ganzen Branche durchsetzen. Nur noch gut die Hälfte der Beschäftigten ist nämlich durch einen Branchen- oder Haustarifvertrag erfasst, in den nicht tarifgebundenen Betrieben erhielten die Kollegen jedoch im Schnitt knapp ein Viertel weniger Entgelt. Damit wolle sich die Gewerkschaft nicht mehr abfinden, sagte Hofmann:
"Wir werden daher in unterschiedlichsten Formen auch nicht-tarifgebundene Betriebe in die Tarifrunde 2016 mit einbeziehen. Durch Diskussionen in der Belegschaft bis hin zur Forderungsstellung und Warnstreiks Denn für nicht tarifgebundene Betriebe gilt auch keine Friedenspflicht."
Die aber gilt für die tarifgebundenen bis Ende April. Obwohl es im Wesentlichen nur um Entgelte geht, erwarten beide Seiten schwierige Verhandlungen.