Unter den Konstruktionszeichnungen, die man in Weil am Rhein sehen kann, befindet sich auch eine Arbeit für die französische Post: 1933 entwarf Jean Prouvé eine demontierbare Telefonzelle. An der genialen Einfachheit könnten sich heutige Designer ein Beispiel nehmen: was man so schnell auf- und abbauen kann, was aus so wenigen Teilen besteht und gleichzeitig so viel Schutz bietet, das hat das Zeug zum Klassiker.
Jean Prouvé war alles in einem: Entwerfer, Handwerker, Organisator, Produzent, Verkäufer, am Ende auch Industrieller, der die Serienfertigung überwachte. "Je suis homme d’usine", pflegte er zu sagen, ich komme aus der Fabrik - und das stimmte. Jemand, der noch Schmied gelernt hat, Kunstschmied, zeichnet bestimmte verrückte Dinge erst gar nicht aufs Papier, mit denen sich dann andere herumschlagen müssen. Er bleibt Realist.
Prouvé wollte stets den gesamten Produktionsprozess unter seiner Kontrolle haben, von der ersten Konstruktions-Skizze bis zur Abnahme des Prototyps und der Serien-Produktion, wie ein Regisseur eben. Und: Zwischen dem Entwurf eines Möbelstücks und dem eines Hauses bestand für ihn kein wesentlicher Unterschied - in beiden Fällen geht es um Probleme der Statik und der Nützlichkeit. Die stählernen Krücken, die etwa das geschwungene Dach von Prouvés Trinkhalle in Evian von 1957 tragen, sind im Grunde nur die größere Variante seiner Möbelstützen.
Das Messe-Gebäude in Grenoble, 1968 gebaut, mit seinem Stahlrohr-Dach und lediglich vier Stützen und vier Trägern ist in anderer, kleinerer Perspektive eher ein Konferenz-Tisch. Das riesige "Maison du Peuple" in Clichy von 1938 mit seinen verschiebbaren Elementen und Saaltrennern ist nur ein verändertes Großformat von Prouvés Wandregalen mit Schiebetüren.
Wie entstehen Konstruktionen, die so zeitresistent sind wie Prouvés Liegesessel, Stahlrohr-Tische, Ausstellungshallen, Kleinst-Häuser - also Dinge, die lange halten und deren Machart noch immer nachge-ahmt wird? Das Prinzip ist einfach. Prouvé dachte in Analogien: er zerlegte Autos und setzte sie wieder zusammen, um die gewonnenen Erkenntnisse in der Möbelkonstruktion zu verwerten.
Er dachte in Prozessen: wie kann ich das am ökonomischsten produzieren? Wie kann ich mit wenigen Teilen maximale Funktionen erreichen? Und er dachte in Materialien: welcher Werkstoff ist am besten für welche Aufgabe geeignet? Er arbeitete vorzugsweise mit formbarem Blech; sein imaginärer Ausgangspunkt war die Wellblechhütte - noch der Katalog zur Ausstellung ist in Wellblech gefasst.
Das Vitra-Museum zeigt nun in Skizzen, Fotografien, hervorragenden gearbeiteten Modellen und zum Teil hausgroßen Original-Exponaten, wie ein im Art Deco geschulter Schmied, ein Metallblechverarbeiter, zum Modernisten wird, und zwar um einiges konsequenter als die vor allem der Form verpflichteten Bauhaus-Leute. Prouvés extrem funktionale Möbel, vor allem Tische, Stühle, Sessel, Regale, zeigen, wie sie gemacht sind, wie die tragende Metallkonstruktion auf einfachst mögliche Weise ins Holz greift, wie sie hält.
Auch bei seinen kleinen Häusern, Pavillons und stählernen Produktionshallen liegen die Konstruktions-Prinzipien, Schrauben und bisweilen Schweißnähte immer offen zutage: man sieht, wie es zusam-mengesetzt ist, man sieht, wie man die Einzelteile wieder zerlegen könnte. "Dismountable House", abbaubares Haus, lautet 1936, als Prouvé bereits mit den avanciertesten Architekten arbeitete, die Zau-berformel.
Später wird er solche Fertigbau-Häuser für die verschiedensten Be-dingungen entwerfen: ein Modell für die Stadt, eins für die Tropen, eins für Sahara. Das sind Ideen, die bleiben: heute profitiert eine ganze Fertigbau-Industrie von diesen Einfällen. Und eine andere Industrie hat Prouvés optimal ökonomisierte Möbelkonstruktion perfektioniert: wer heute ein Ikea-Möbel zusammenbaut, steht in der Tradition von Jean Prouvé - er weiß es nur nicht.
Bei all diesem wirkungsmächtigen Nachhall wird oft vergessen, dass Prouvé auch ein Zauberer war. Besonders sein 1953 gebautes Haus im Pariser Square Mozart zeigt, wie schön, wie leicht, wie poetisch me-chanische Lösungen sein können. Diese Außenverkleidungen mit vertikal verschiebbaren Aluminium-Elementen und ausfahrbaren Fensterläden sind spielerische Adaptionen kinetischer Kunst, ein Fassaden-Schauspiel ohne jede Aufdringlichkeit.
Jean Prouvé war alles in einem: Entwerfer, Handwerker, Organisator, Produzent, Verkäufer, am Ende auch Industrieller, der die Serienfertigung überwachte. "Je suis homme d’usine", pflegte er zu sagen, ich komme aus der Fabrik - und das stimmte. Jemand, der noch Schmied gelernt hat, Kunstschmied, zeichnet bestimmte verrückte Dinge erst gar nicht aufs Papier, mit denen sich dann andere herumschlagen müssen. Er bleibt Realist.
Prouvé wollte stets den gesamten Produktionsprozess unter seiner Kontrolle haben, von der ersten Konstruktions-Skizze bis zur Abnahme des Prototyps und der Serien-Produktion, wie ein Regisseur eben. Und: Zwischen dem Entwurf eines Möbelstücks und dem eines Hauses bestand für ihn kein wesentlicher Unterschied - in beiden Fällen geht es um Probleme der Statik und der Nützlichkeit. Die stählernen Krücken, die etwa das geschwungene Dach von Prouvés Trinkhalle in Evian von 1957 tragen, sind im Grunde nur die größere Variante seiner Möbelstützen.
Das Messe-Gebäude in Grenoble, 1968 gebaut, mit seinem Stahlrohr-Dach und lediglich vier Stützen und vier Trägern ist in anderer, kleinerer Perspektive eher ein Konferenz-Tisch. Das riesige "Maison du Peuple" in Clichy von 1938 mit seinen verschiebbaren Elementen und Saaltrennern ist nur ein verändertes Großformat von Prouvés Wandregalen mit Schiebetüren.
Wie entstehen Konstruktionen, die so zeitresistent sind wie Prouvés Liegesessel, Stahlrohr-Tische, Ausstellungshallen, Kleinst-Häuser - also Dinge, die lange halten und deren Machart noch immer nachge-ahmt wird? Das Prinzip ist einfach. Prouvé dachte in Analogien: er zerlegte Autos und setzte sie wieder zusammen, um die gewonnenen Erkenntnisse in der Möbelkonstruktion zu verwerten.
Er dachte in Prozessen: wie kann ich das am ökonomischsten produzieren? Wie kann ich mit wenigen Teilen maximale Funktionen erreichen? Und er dachte in Materialien: welcher Werkstoff ist am besten für welche Aufgabe geeignet? Er arbeitete vorzugsweise mit formbarem Blech; sein imaginärer Ausgangspunkt war die Wellblechhütte - noch der Katalog zur Ausstellung ist in Wellblech gefasst.
Das Vitra-Museum zeigt nun in Skizzen, Fotografien, hervorragenden gearbeiteten Modellen und zum Teil hausgroßen Original-Exponaten, wie ein im Art Deco geschulter Schmied, ein Metallblechverarbeiter, zum Modernisten wird, und zwar um einiges konsequenter als die vor allem der Form verpflichteten Bauhaus-Leute. Prouvés extrem funktionale Möbel, vor allem Tische, Stühle, Sessel, Regale, zeigen, wie sie gemacht sind, wie die tragende Metallkonstruktion auf einfachst mögliche Weise ins Holz greift, wie sie hält.
Auch bei seinen kleinen Häusern, Pavillons und stählernen Produktionshallen liegen die Konstruktions-Prinzipien, Schrauben und bisweilen Schweißnähte immer offen zutage: man sieht, wie es zusam-mengesetzt ist, man sieht, wie man die Einzelteile wieder zerlegen könnte. "Dismountable House", abbaubares Haus, lautet 1936, als Prouvé bereits mit den avanciertesten Architekten arbeitete, die Zau-berformel.
Später wird er solche Fertigbau-Häuser für die verschiedensten Be-dingungen entwerfen: ein Modell für die Stadt, eins für die Tropen, eins für Sahara. Das sind Ideen, die bleiben: heute profitiert eine ganze Fertigbau-Industrie von diesen Einfällen. Und eine andere Industrie hat Prouvés optimal ökonomisierte Möbelkonstruktion perfektioniert: wer heute ein Ikea-Möbel zusammenbaut, steht in der Tradition von Jean Prouvé - er weiß es nur nicht.
Bei all diesem wirkungsmächtigen Nachhall wird oft vergessen, dass Prouvé auch ein Zauberer war. Besonders sein 1953 gebautes Haus im Pariser Square Mozart zeigt, wie schön, wie leicht, wie poetisch me-chanische Lösungen sein können. Diese Außenverkleidungen mit vertikal verschiebbaren Aluminium-Elementen und ausfahrbaren Fensterläden sind spielerische Adaptionen kinetischer Kunst, ein Fassaden-Schauspiel ohne jede Aufdringlichkeit.