Fünf Prozent mehr Entgelt für eine Laufzeit von zwölf Monaten – diese Forderung hat der Vorstand der IG Metall heute endgültig beschlossen, nachdem sich schon die Tarifkommissionen der sieben Regionalbezirke dafür in der vergangenen Woche ausgesprochen hatten. Jörg Hofmann, erster Vorsitzender der Gewerkschaft, begründete das heute noch einmal so:
"Wir haben durch eine stabile Lohnentwicklung in den letzten Jahren die Realeinkommen der Beschäftigten gestärkt, damit auch die Kaufkraft, damit den Beitrag zum Wachstum gegeben, der das Wachstum 2015 getragen hat und auch 2016 tragen muss, weil vom Außenwirtschaftsbeitrag nicht viel zu erwarten ist. Und deswegen ist eine stabile Lohnentwicklung nach vorne dann geboten, wenn die Konjunktur nicht in einen Sturzflug übergehen soll. Stabilität verlangt eine entsprechende Einkommenserhöhung."
Die Ertragslage in der Metall- und Elektroindustrie sei ordentlich mit einer Nettorendite von im Schnitt 3,6 Prozent, in mehr als drei Viertel der Betriebe sogar gut bis sehr gut, sagte Hofmann. Mit ihrer Forderung von fünf Prozent stellt sich die IG Metall in diesem Jahr nicht an die Spitze der Tarifbewegung: Das übernimmt die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mit sechs Prozent, aber auch die IG BAU liegt mit einer Forderung von 5,9 Prozent noch vor der IG Metall. Jörg Hofmann erklärt das so:
"Wir hatten das Glück und auch durch eine starke Gewerkschaft bedingt, gute Tariferfolge auch in den letzten Jahren. Insoweit ist das eine an die Konjunktur angepasste Forderung, die wir für unsere Branche diskutiert haben. Und unser Ehrgeiz ist wie immer, das Ergebnis möglichst nah auch an die Forderung zu bringen."
Tatsächlich gibt es eine breite Spreizung der wirtschaftlichen Lage vieler Betriebe. Bei den Autoherstellern in Bayern und Baden-Württemberg ist die Ertragslage weitaus besser als etwa in Nordrhein-Westfalen. Und nur noch gut die Hälfte der 3,8 Millionen Beschäftigten arbeiten in einem tarifgebundenen Betrieb, die anderen verdienen nach Auskunft der IG Metall im Schnitt ein Viertel weniger:
"Das beinhaltet auch, dass tarifungebundene Betriebe mit in die Tarifbewegung einbezogen werden, in welcher Intensität, in welcher Form entscheidet sich vor Ort, hängt auch davon ab, wie stark ist die IG Metall im Betrieb. Deswegen möchte ich da gar nicht spekulieren, sondern nur das deutliche Signal aussenden: Kein Betrieb ist sicher, weil er sich aus der Tarifbindung flüchtet, sich auch aus der Tarifbindung 2016 flüchten zu können."
Auch wenn die Tarifpartner in reinen Entgeltrunden häufig zügig zu einem Kompromiss kommen – in diesem Jahr könnte das schwieriger werden, glaubt Hofmann:
"Wir merken eines: Die Arbeitgeber rüsten deutlich früher, deutlich kräftiger auf wie in vergangenen Entgeltrunden. Jetzt schauen wir mal, wie lange der sportliche Ehrgeiz in der Richtung anhält. Wir werden jetzt unsere Arbeit machen, uns seriös auf alle Härtegrade einer Tarifrunde vorzubereiten, aber vor allem vorzubereiten auf die Verhandlungen, die Mitte März beginnen."
Die starten am 9. März in Niedersachen, Ende des Monats läuft der Tarifvertrag aus, Ende April die Friedenspflicht.