Manche sind so groß wie Kartoffeln, andere wie Blumenkohl-Köpfe. Die schwärzlichen Gebilde liegen über Hunderte von Quadratkilometern an vielen Stellen auf dem Meeresboden.
Im Jahre 2006 erwarb die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Ressourcen in Hannover, die zum Geschäftsbereich des Bundeswirtschaftsministeriums gehört, eine Lizenz zur Erforschung der Manganknollen-Vorkommen im Pazifik. Mit dieser Lizenz für ein Gebiet so groß wie Bayern dürfen Manganknollen nur erforscht, aber noch nicht abgebaut werden, berichtet Annemiek Vink, Meeresbiologin bei der Bundesanstalt.
Deutsche Industrie von Metallimporten abhängig
Im Prinzip ist Deutschland freilich auch an der wirtschaftlichen Nutzung der metallhaltigen Knollen interessiert. Sie liefern neben Mangan vor allem Kupfer, Nickel, Kobalt und seltene Erden.
"Diese Metalle sind vor allem für den Ausbau der Elektromobilität und regenerative Energiequellen sehr gefragt. Da Deutschland im Hinblick auf Metallrohstoffe für die Industrie fast vollständig von Importen aus Drittländern abhängig ist, beteiligt sie sich aktiv an der Erkundung dieser Tiefsee-Rohstoffvorkommen. Das Land könnte sich deutlich politisch unabhängiger machen mit solchen Rohstoffen."
Forscher weisen auf Risiken hin
Der mögliche industrielle Abbau von Manganknollen in der Tiefsee hat nun Meeresbiologen auf den Plan gerufen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven und vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen haben in einer gemeinsamen Studie auf die Risiken hingewiesen.
Bereits 1989 hatte ein deutsches Konsortium in einem kleinen Gebiet 3.000 Kilometer westlich von Peru eine Manganknollen-Entfernung simuliert. Dabei wurden die Knollen auf einer acht Meter breiten Spur schlicht untergepflügt. Dadurch wurde eine feinverteilte Wolke von Sediment ausgelöst.
Der Meeresboden vergisst nicht
Ein Vierteljahrhundert später kehrten Wissenschaftler an denselben Ort zurück. Sie wollten wissen, ob der Meeresboden die Entfernung der Knollen verkraftet und ob das weiche Sediment sich regeneriert hatte. Jedoch: Der Meeresboden hatte nichts vergessen. Der Meeresbiologe Felix Janssen ist Mitautor der Studie.
"Im Prinzip sind diese Spuren genau so da, wie sie zu dem Zeitpunkt verursacht worden sind. Also deutlich mit dem bloßen Auge sichtbar."
Tiefseelebewesen kommen im Umfeld der Manganknollen zwar in geringer Anzahl, aber in großer Vielfalt und oft großer Farbenpracht vor, hat er beobachtet.
"Man findet eine Vielzahl von Krebsen, eine Vielfalt, was wir unter Würmer zusammenfassen. Wir finden so genannte Stachelhäuter, da gehören die Seeigel und die Seesterne dazu. Aber vor allem in der Tiefsee auch die Seegurken, die in einer unglaublichen Vielfalt da auftauchen, wildeste Farben, also, man ist überrascht, was es da alles gibt."
Tiefseebewohner sind Umwälzungen nicht gewohnt
Dort unten in 4.000 Metern Tiefe geht es sehr langsam zu. Eine Manganknolle wächst in einer Million Jahren nur um bis zu zehn Zentimeter.
"Ein einzelner Organismus, der am Meeresboden da lebt oder an der Knolle lebt, ist nicht daran gewöhnt, dass da irgendwas umgeschichtet wird, dass da eine große Sedimentwolke mal drübergeht und ihm die Poren verstopft oder so was in der Richtung. Das findet faktisch nicht statt."
Das Bundesamt hält die Kritik der Meeresbiologen für seriös. Schlimme Folgen für die marine Umwelt könnten dadurch abgemildert werden, sagt Annemiek Vink, dass im Lizenzgebiet neben fürs Schürfen ausgewiesenen Claims immer auch gewachsene Flächen mit Manganknollen erhalten bleiben, wo jeder Abbau tabu ist.
"Es gibt noch keine erprobten Technologien"
Doch bis es so weit ist, kann es noch dauern. Erfahrungen aus dem Offshore-Bergbau können nicht so ohne Weiteres aufs freie Meer übertragen werden.
"Es gibt noch keine erprobten Technologien für den Manganknollen-Abbau. Schon gar nicht in den zu meisternden Ozeantiefen von zwischen vier und fünf Kilometern."
Zudem überarbeitet die zuständige UN-Organisation, die "Internationale Meeresbodenbehörde", die die Lizenzen als "gemeinsames Erbe der Menschheit" vergibt, noch das verbindliche Regelwerk, den "Mining Code". Die Bundesanstalt will ihre Explorationslizenz, die im kommenden Jahr ausläuft, um fünf Jahre verlängern.
In dieser Zeit sollen weitere Untersuchungen zu minimal-invasiven Schürftechnologien und Tests stattfinden sowie Umweltdaten erhoben werden.