"Also wir sehen hier mehrere Aras, streng geschützt, einen dunkelroten Ara, der nur geschützt ist."
Stefan Beike zeigt auf fünf rot-blaue Papageien, die auf einem von der Decke hängenden Ast sitzen. Zwei der Tiere haben sich am gesamten Oberkörper die Federn ausgerupft. Das Ergebnis schlechter Haltung, sagt Beike:
"Was wir hier sehen, mit nur nacktem Oberkörper geht ja noch. Es gibt auch Tiere, die haben außer ihrem Kopfgefieder gar nichts mehr an."
Schwarzmarkt boomt
Stefan Beike leitet das Artenschutzzentrum Metelen und betreut artgeschützte, oft exotische Tiere, die von den Behörden in Nordrhein-Westfalen beschlagnahmt werden. 260 lebende Reptilien in einem Koffer gefunden, 2.000 tote Seepferdchen vom Zoll beschlagnahmt – der Handel mit geschützten Tieren ist ein Milliardenmarkt. Zwar sei das Geschäft in den letzten Jahrzehnten durch mehrere Schutzabkommen eingedämmt worden, sagt Peter Schütz vom Umweltamt NRW, aber:
"Das animiert auch ein bisschen dazu, illegal zu handeln, das heißt, es gibt heute einen gewissen Schwarzmarkt für diese Tiere mit sehr hohen Preisen."
Wer ein artgeschütztes Tier halten will, muss genau nachweisen können, von welchem Züchter das Tier stammt. Etwa 70 Prozent der Tiere, die zu Stefan Beike kommen, haben diesen Nachweis nicht und gelten als illegal. Das restliche Drittel muss er wegen schlechter Haltung bei ihren Besitzern abholen. Einer seiner schlimmsten Momente:
"In einem wunderschönen Haus. Und Sie gehen in den Keller und Ihnen kommt schon ein leichter Verwesungsgestank entgegen. Wir haben in diesem Haus über 120 Tiere gefunden und von diesen 120 Tieren waren schon 20 tot, teilweise skelettiert, und lagen mit ihren lebenden Mitbewohnern in den Käfigen rum."
Dabei kommt immer wieder vor, dass Beike von den Haltern beschimpft und angefeindet wird.
"In einem Fall ist es mir auch passiert, dass ich Drohanrufe erhalten habe und meine Familie schikaniert wurde."
Milliardengeschäft mit exotischen Tieren
Nicht nur exotische, auch heimische artgeschützte Tiere werden immer wieder illegal gefangen, weil die Wilderer auf dem tierischen Schwarzmarkt viel Geld damit verdienen können. Stefan Beike schließt die Tür zum nächsten Raum auf und steht vor einem Terrarium mit daumengroßen schwarzen Lurchen:
"Diese Gelbbauchunken sind der Natur entnommen worden und in einem privaten Teich gehalten worden."
Für die bestehenden Populationen sei das sehr gefährlich, sagt Peter Schütz vom Umweltamt:
"Einmal ein paar Tiere wegfangen ist sicherlich nicht das Problem. Aber wenn das über Jahre hinweg passiert, kann das zum Erlöschen einer ganzen Population führen."
Vor allem, weil selbst heimische Tiere kaum wieder ausgewildert werden können, sagt Beike. Zu groß sei die Gefahr, dass dadurch fremde Krankheiten in die Natur gebracht würden.
Im Schatten großer Tiermessen
Den Händlern ist das egal – solange sie beim Verkauf einen guten Preis für ihre Ware erzielen. Gehandelt werden die Tiere in der Regel über das Internet oder im Schatten von großen Messen, etwa der Terraristika in Hamm, sagt Peter Schütz: "weil Messen sind meistens dort wo, viele Hotels, Parkplätze, Autobahnanschlüsse und Flughäfen sind."
Um Schlupflöcher zu schließen, brauche es noch mehr qualifiziertes Personal bei Polizei und Zoll. Eine lückenlose Kontrolle wäre aber selbst dann unmöglich. Tierpflegermeister Stefan Beike hofft daher auch auf ein größeres Bewusstsein bei den Käufern: Nicht nur für die richtige Herkunft, sondern auch für die Arbeit, die so ein Tier verursache. Er zeigt in einen weiteren Raum, in dem sich drei grüne Echsen rekeln:
"Bei den grünen Leguanen habe ich schon das Gefühl, dass die Leute vergessen, wie schnell sie wachsen und wie schnell die Ansprüche an ihren Lebensraum mitwachsen."
Dann landen die Tiere bei ihm und können nur noch warten, dass ein Zoo oder aber ein neuer, verantwortungsvollerer Halter sie aufnimmt.