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Meteorologe gibt Orkan-Entwarnung

Laut Olaf Pels-Leusden, Diplom-Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst (DWD), ist der Höhepunkt des Orkantiefs "Kyrill" vorbei. Es werde zwar im Westen und Norden Deutschlands noch einzelne Sturmwarnungen geben, auch Sturmböen seien noch an der Küste möglich. Flächendeckend stehe jedoch kein Orkan mehr bevor.

Moderation: Christoph Heinemann |
    Christoph Heinemann: Wo wütete "Kyrill" besonders schlimm?

    Olaf Pels-Leusen: Ja, typischerweise wütete "Kyrill" besonders schlimm auf den Bergen, also auf dem Wendelstein registrierten wir eine Windgeschwindigkeit von 202 km/h. Auch der Brocken war mit 198 km/h gut dabei, aber wichtiger vielleicht die Werte im Flachland, also im Osten Deutschlands, in [... ] wurden 144 km/h und in Schleitz 141 km/h registriert, und vielfach gab es also orkanartige Böen, also Windgeschwindigkeiten um 110 in der Spitze, wie gesagt, bei den Böen, und teilweise eben auch Windstärke 12, das ist also über 120 km/h.

    Heinemann: Wie ist die gegenwärtige Lage?

    Pels-Leusen: Ja, es sieht so aus, dass wir für das Erzgebirge, Bayrischen Wald und die Alpen sowie Hochschwarzwald noch Orkanwarnungen draußen haben. Ansonsten sind die flächendeckenden Umwetterwarnungen, die wir gestern hatten, aufgehoben worden, und wir haben jetzt also eine normale Sturmlage noch. Wir rechnen heute mit stürmischen Böen oder auch nur sogar mit starken Windböen, das liegt daran, dass wir bereits einen neuen Tiefausläufer herein bekommen von einem neuen Tief, das jetzt vom Atlantik her sich annähert.

    Heinemann: Herr Pels-Leusen, wie entstehen Stürme wie "Kyrill"?

    Pels-Leusen: Ja, wir hatten große Temperaturgegensätze im Bereich Kanada, USA. Dort gab es auf engstem Raum, auf wenige Hundert Kilometer Temperaturgegensätze von 30 Grad, und diese Gegensätze möchten sich ausgleichen, und das tun sie dann auch, insofern werden solche Sturmtiefs dann gebildet.

    Heinemann: Wenn das Wetter verrückt spielt, dann fragen sich viele Menschen inzwischen, ob dies bereits eine Folge des Klimawandels ist. Wie war das mit Kyrill?

    Pels-Leusen: Das kann man an einem Einzelereignis leider nicht festmachen, da müsste man jetzt eine Serie von Orkantiefs dann untersuchen und gucken, ob im Verlauf von 50 Jahren so eine Serie dann zunimmt. Wir hatten ja auch schon in den Neunzigerjahren schwere Orkane, zum Beispiel "Lothar" war ja sogar in der Spitze im Süden Deutschlands kräftiger, also Schwarzwald wurden ja über 210 km/h registriert. Das war aber auf engerem Raum, also nur Baden-Württemberg, Bayern und die Südpfalz waren betroffen. Auch bei "Vivian" und "Wiebke" waren es meistens Bereiche so ein Drittel von Deutschland. Bei diesem Sturm war es so, dass weite Teile Deutschlands betroffen waren.

    Heinemann: Seit wann wussten Sie, dass sich "Kyrill" zusammenbraute?

    Pels-Leusen: Das hat sich schon vier bis drei Tage vorher abgezeichnet, also die Modelle waren da doch recht einig. Wir haben ja verschiedene Vorhersagemodelle aus zum Beispiel Kanada, USA und auch vom Europäischen Zentrum für Mittelfristvorhersagen und unser eigenes Modell. Die haben also schon drei, vier Tage vorher einen recht kräftigen Orkan dann vorhergesagt, auch flächendeckend.

    Heinemann: Nochmals zusammengefasst, die Wetteraussichten, so was wie "Kyrill" steht uns jetzt zunächst erstmal nicht mehr bevor?

    Pels-Leusen: Das steht uns nicht bevor. Es gibt noch ab heute Nachmittag, Abend und auch Morgen vor allen Dingen im Westen und Norden Deutschlands Sturmwarnung wahrscheinlich, auch schwere Sturmböen sind möglich an der Küste, vielleicht auch einzelne Orkanböen, aber flächendeckend gibt es erstmal keinen Orkan mehr. Es gibt dann sogar eine Abkühlung Richtung Sonntag, Montag, also die Wetterlage stellt sich mal um, es gibt dann doch winterlicheres Wetter.