Cloud Nr. 9 gibt es tatsächlich. Sie ist eine echte Wolke.
"Ja wir haben tatsächlich Wolken gemacht, in dieser Cloud-Kammer am CERN und insofern gibt es die wirklich."
Cloud Nr. 9 existierte nur wenige Minuten. Aber das sei nicht entscheidend, sagt Dr. Frank Stratmann, der Leiter des Wolkenlabors am Leibniz Institut für Troposphären Forschung in Leipzig. Entscheidend seien die Partikel, aus denen die Wolke entstanden ist.
"Was unsere Experimente, beziehungsweise die Ergebnisse besonders interessant macht, ist eben, dass wir eine neue Art von Partikeln gefunden haben, die macht, dass Wolken gefrieren."
Die neue Art Partikel, von denen Stratmann spricht, sind in der Atmosphäre durch eine chemische Reaktion aus Gasen entstanden. Seit Langem ist bekannt, dass dies möglich ist. Wolkenkondensationskeime müssen nicht von Anfang an feste Partikel sein, wie Saharastaub, Bakterien oder Pollen. Diese einige hundert Nanometer kleinen, fliegenden Teilchen in der Luft, können sich erst aus Gasen in der Luft entwickeln. Dass sie dort dann am Gefrieren von Wolken beteiligt sind, war bisher nicht bekannt.
"Na, ob das überhaupt funktioniert."
Für die Tests nahmen die Forscher das Gas Alpha Pinen. Ein Terpen, das sich in großen Mengen über den Wäldern sammelt. Ein Viertel der Landfläche ist mit Wäldern bewachsen. 66 Millionen Tonnen Terpene werden dort im Jahr in die Atmosphäre emittiert, sagt Professor Joachim Curtius, von der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt.
"Ja, es kommt natürlich darauf an, über einem Nadelwald findet man besonders viele solcher Terpene. In einer Stadt hat man auch andere wichtige Quellen und Substanzen wie Schwefelsäure spielen da auch eine wichtige Rolle, aber die Terpene spielen über den Kontinenten wirklich eine herausragende Rolle."
Curtius geht davon aus, dass mehr als die Hälfte der Partikel, die Wolken machen, erst durch Gase in der Atmosphäre entstehen. Er erläutert, unter welchen Bedingungen Cloud Nr. 9 entstand.
"Ja, man muss sich das so vorstellen: Das ist ein 26-Kubikmeter-Luft-Tank, aus Edelstahl, der etwa vier Meter Innendurchmesser von der Höhe her hat, also wie ein Silo sieht es aus, aufgestellt, und dieser Edelstahltank ist dann noch mit thermischer Isolierung versehen, sodass man die Temperatur stabil halten kann."
Die Wolke schwebt in einem Metallbottich
In die Cloud-Kammer kam saubere Luft, Ozon und das Gas Alpha Pinen.
"Und dann muss man eben lang genug abwarten können, dass sich diese Partikel bilden und entsprechend anwachsen und das ganze bei niedriger relativer Feuchte sehr wenig Wasserdampf dazugegeben und in der Kammer sind natürlich Stickstoff und Sauerstoff, die in der Luft die Hauptbestandteile ausmachen."
Zwischen einer halben und mehreren Stunden dauere es, bis Partikel wachsen. Nicht nur dass sie entstehen, sondern dass sie groß genug sind, für das Wolkenexperiment. Am Ende schwebte Wolke neun im Metallbottich. Voll mit so genannten sekundären Partikeln, an denen erst Wasser kondensierte und später Eiskristalle wuchsen.
"Insofern schweben wir auf Wolke sieben, im Englischen auf Cloud Nr. 9."
Ob die neuen Daten Wettermodell und Regenvorhersagen verbessern, sei aber fraglich, meint Prof. Christoph Jacobi vom Institut für Meteorologie in Leipzig.
"Also für die Wettervorhersage würde ich es als Grundlagenforschung bezeichnen und das wird sicher in den nächsten Jahren keine konkreten Ergebnisse bringen."
In welche Richtung treibt eine Wolke, wann und wo wird sie abregnen? Das sei nach wie vor eine große Unsicherheit bei der Vorhersage.
"Das heißt für die Wettervorhersage ist das zwar interessant und es ist grundlegend, aber es ist sicherlich etwas, was für die Klimasimulation, oder die Klimaprognose, die Klimaszenarien von größerer Bedeutung ist."
Gase spielten bei der Eisbildung in Wolken bei Klimamodellen bisher keine Rolle. Das müsse dringend nachgeholt werden. Wolke Nr. 9 habe das deutlich gezeigt.