Laut der Studie der Deutschen Umwelthilfe und des Instituts Ember Climate gibt die Bundesrepublik an, in Deutschland seien 2022 rund 131 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert worden. Das entspreche einem Anteil von 44 Prozent an der gesamten Braunkohleförderung der EU. Für den genannten Zeitraum meldete Deutschland 1.390 Tonnen Methan-Emissionen aus dem Braunkohletagebau an. Das entsprach laut Studie aber nur einem Prozent dieser Emissionen in der gesamten EU. Laut der Untersuchung hätten es knapp 256.000 Tonnen sein müssen.
Hohe Methan-Konzentration über Tagebauen Hambach und Welzow-Süd
Die Studienautoren werteten auch Satellitenaufnahmen aus, auf denen die Emissionen aus den Tagebauen deutlich sichtbar seien. Besonders hoch ist die Methan-Konzentration demnach über den Tagebauen Hambach (Nordrhein-Westfalen) und Welzow-Süd sowie über dem Lausitzer Seenland (beide Brandenburg). Das Lausitzer Seenland ist eine künstlich angelegte Seenlandschaft; hier wurden stillgelegte Braunkohletagebaue geflutet.
Die Ember-Expertin Assan sagte, Deutschland sei eines der Länder mit der größten Diskrepanz zwischen angegebenen und von Studien geschätzten Emissionen. Der gesamte Methanausstoß Deutschlands sei vermutlich 14 Prozent höher als angegeben, heißt es in dem Papier.
Behörde hält Studiendaten für übertrieben
Wie der WDR berichtet, geht auch das Umweltbundesamt von höheren Methan-Emissionen in deutschen Tagebauen aus. Diese seien "sicher nicht hundertmal so hoch wie angegeben, sondern maximal zehnmal so hoch". Das Umweltbundesamt habe den Braunkohleverband aufgefordert, nachzumessen.
Methan mit der chemischen Formel CH4 ist Hauptbestandteil von Erdgas, wird aber auch in der Landwirtschaft sowie bei der Förderung von Öl und Kohle freigesetzt. Es ist neben Kohlendioxid (CO2) das wichtigste Treibhausgas, das zur Klimaveränderung beiträgt.
EU-Parlament billigt strengere Vorgaben für Methan-Emissionen im Energiesektor
Unterdessen billigte das Europäische Parlament eine Verordnung für weniger Methan-Emissionen im Energiesektor. Die Abgeordneten stimmten in Brüssel mehrheitlich für Vorschriften, die schärfere Regeln für die Öl-, Gas- und Kohleindustrie bedeuten.
Demnach sollen Betreiber solcher Anlagen künftig regelmäßig nach größeren Methanlecks suchen und diese reparieren. Im Kohleabbau sollen die Emissionen gemessen und gemeldet werden. Außerdem soll das Abfackeln, wobei Methan in die Atmosphäre freigesetzt wird, unter bestimmten Umständen verboten werden. Bevor sie in Kraft treten kann, muss sie nun auch noch von den EU-Staaten formal angenommen werden.
Diese Nachricht wurde am 10.04.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.