Vor drei Jahren startete zunächst in den USA die #MeToo-Debatte. Der Filmmogul Harvey Weinstein wurde der sexuellen Belästigung angeklagt, inzwischen verurteilt und in einigen Teilen für sein Handeln zur Rechenschaft gezogen. Auf Weinstein folgten zahlreiche andere Prominente aus der Kulturbranche.
In Deutschland äußerten sich zahlreiche Frauen in einem Artikel in "Der Zeit" zu sexuellen Übergriffen durch den Regisseur Dieter Wedel. Während letzter nie angeklagt wurde, stand am Freitag (13.11.2020) ein Kompositionslehre-Professor in München vor Gericht; am Donnerstag wurde wurde Roman Polanski aus der französischen Filmakademie César ausgeschlossen.
Jetzt sorgt die #MeToo-Debatte auch in der Schweiz für Konsequenzen. Zwar sei das Thema auch 2017 schon aufg der Tagesordnung gewesen, "aber andes als in Deutschland haben wir vom Bühnenverband keine wirkliche Unterstützung erfahren", sagte die Geschäftsleiterin Salva Leutenegger im Dlf. Ihr Verband ist nach eigenen Angaben die größte und wichtigste Schweizer Berufsorganisation für freischaffende und festangestellte Künstlerinnen und Künstler bei Theater, Film und TV.
"Wir mussten uns das selber erarbeiten"
Während in den USA #MeToo für nachhaltige Änderungen in den Köpfen gesorgt habe, sehe es in der Schweiz an vielen Orten noch schlecht aus, resümierte Geschäftsleiterin Salva Leutenegger. Die Meldeplattform, bei der Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Bühne, Film und Fernsehen anonym schreiben können, solle nun helfen.
Am Donnerstag (12.11.) ist die Plattform an den Start gegangen, mehr als 500 Betroffene hätten sich bereits gemeldet, so Leutenegger. Vier Fünftel der Mitglieder, die an einer Umfrage teilnahmen, hätten angegeben, in den vergangenen zwei Jahren sexuelle Belästigung und/oder Machtmissbrauch erlebt zu haben.
"Bei den Betroffenen dominiert die verbale Belästigung, nicht wie wir vermutet hätten, die körperliche", sagte Leutenegger. Obszöne Witze, Geschichten mit sexuell anzüglichem Inhalt aber auch "Angebote für berufliche berufliche Vorteile für sexuelles Entgegenkommen." Man arbeite bei der Auswertung mit Psychologen und Soziologen zusammen.
Respekt und Sensibilität
Ziel sei es nun "Künstlerinnen und Künstler zu stärken, damit sie sich wehren können". Offensichtlich, so Leutenegger habe die darstellende Kunst ein ernsthaftes Problem, wie die Zahlen zeigten. "Es geht um Respekt, es geht um Sensibilität, es geht auf der Seite der Täterinnen und Täter darum zu zeigen wo die Grenzen sind.