Archiv

Metropoltheater München in der Coronakrise
"Die freien Schauspieler sind überhaupt nicht abgesichert"

Kassensturz beim Metropoltheater: 450.000 Euro hat das Theater ausgegeben, um seinen Schauspielern durch die Corona-Krise zu helfen. Deren Lage ist ernst: "Wir können das noch eine Weile durchhalten als Institution - unsere Mitarbeiter eigentlich nicht", sagte Intendant Jochen Schölch im Dlf.

Jochen Schölch im Gespräch mit Maja Ellmenreich |
Ansicht des Theatergebäudes in der Abenddämmerung
Das Metropoltheater in München hat seinen Sitz in einem ehemaligen Kino. (Metropoltheater München / Fotograf: Jakob Piloty)
Freiwillig Kurzarbeitergeld zahlen: So will das Metropoltheater in München "seinen" freien Schauspielerinnen und Schauspielern durch die Corona-Krise helfen. "Die freien Schauspieler sind überhaupt nicht abgesichert", so Metropol-Intendant und -Gründer Jochen Schölch im Deutschlandfunk. Das Theater selbst dagegen sei abgesichert durch eine Förderung der Stadt München. "Wir können das noch eine Weile durchhalten als Institution - unsere Mitarbeiter eigentlich nicht."
Das Kurzarbeitergeld, das das Theater den freien Schauspielern freiwillig zahlt, finanziere es durch seine Rücklagen. In den letzten Monaten sei dem Theater so ein finanzielles Loch von 450.000 Euro entstanden.
Kaum finanzielle Hilfen für freie Schauspieler
Die finanziellen Corona-Hilfen des Staates seien kaum auf das Berufsmodell von freien Schauspielern zugeschnitten, die zum Teil auf Lohnsteuerkarte, zum Teil auf Honorarbasis arbeiten würden.
Immer mehr freie Schauspieler würden deshalb gerade Verträge für Dauerrollen bei Serien unterschreiben, um so ein festes Einkommen zu haben. Diese Schauspieler würden aber dann später dem Theater fehlen.
Der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda steht am 20.06.2017 auf der Bühne im Thalia Theater in Hamburg nach der Verleihung der Studio Hamburg Nachwuchspreise. 
Theater auch in Pandemiezeiten relevant halten
Neuer Präsident des Deutschen Bühnenvereins ist der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda. Er will "offene Räume für eine vielfältige, freiheitliche und demokratische Gesellschaft organisieren. Im Theater suche das Publikum insbesondere "Sinn und Erkenntnis".
Probenbetrieb statt Online-Übertragung
Unterstützung habe es auch vom Publikum gegeben, so Schölch: Als der erste Lockdown kam, hätten Zuschauer auf Rückzahlungen wegen ausgefallener Veranstaltungen verzichtet.
Trotzdem sei die Sorge da, ob Theater wieder seinen ursprünglichen Stellenwert einnehmen könne, wenn die Zuschauer sich an die Bequemlichkeit von Streamingdiensten zuhause gewöhnt hätten. Schölch zeigte sich jedoch hoffnungsvoll: "Das Analoge wird auch in der Zeit, in der wir immer digitaler werden, einen großen Platz haben." Gestreamt werde am Metropoltheater nichts - der Probenbetrieb laufe stattdessen mit großem Abstand und Corona-Tests weiter.