Der Verbleib der Studenten ist offiziell noch unklar. Allerdings haben nach Angaben der Ermittler zwei Mitglieder der Verbrecherorganisation "Guerreros Unidos" gestanden, 17 Studenten getötet zu haben. Die Organisation ist in Drogenhandel, Entführungen und Schutzgelderpressungen verwickelt. Insgesamt waren in den vergangenen Tagen 28 Personen in Massengräbern entdeckt worden. Derzeit läuft eine DNA-Untersuchung, um festzustellen, ob es sich bei den Toten um die vermissten Studenten handelt.
Von ihnen fehlt seit rund zwei Wochen jede Spur. Am letzten Septemberwochenende hatte es in der Stadt Iguala im Bundesstaat Guerrero Krawalle zwischen Studenten und der Polizei gegeben, bei denen mehrere Menschen getötet worden waren. Die 43 vermissten Studenten wurden bei den Protesten festgenommen. Es wird vermutet, dass sie anschließend von den Sicherheitsbehörden an Mitglieder der "Guerreros Unidos" übergeben wurden. Einige Polizeibeamte stehen nach Aussage der Zeugen auf der Gehaltsliste der Organisation. Ein führendes Mitglied der Bande soll schließlich befohlen haben, die Studenten zu töten.
Bürgermeisterfamilie in Drogenkartell verstrickt?
Für Spekulationen sorgt ein angeblicher Geheimdienstbericht, der an die Öffentlichkeit gelangte. Darin heißt es nach einem Bericht der Zeitung "El Universal", die Studenten seien auf Anweisung der Ehefrau des Bürgermeisters festgenommen worden. Die Frau habe verhindern wollen, dass es bei einer von ihr geplanten Rede zu Protesten der Studenten kommt.
"Wir hatten Hinweise darauf, dass der Bürgermeister Verbindungen zum organisierten Verbrechen pflegt, aber keine Beweise", sagte Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam. Auch gegen die örtliche Polizei gehen die mexikanischen Bundesbehörden vor. Alle 300 städtischen Beamten wurden entwaffnet und werden zunächst verhört. Kräfte der Bundespolizei haben nun die Kontrolle in Iguala übernommen.
Internationaler Druck auf Mexiko
Viele Angehörige fordern eine internationale und unabhängige Untersuchung des Falls. Auch die US-Regierung und die interamerikanische Menschenrechtskommission verlangten Aufklärung. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erklärte, der Fall zeige die Tatenlosigkeit der Regierung und die Gewalt seitens des Staates. Die Entführung der Studenten käme nicht aus heiterem Himmel, sagte ein Sprecher.
Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto verurteilte die Tat. Sie sei empörend und inakzeptabel - normalerweise äußert sich das Staatsoberhaupt nicht zu einzelnen Gewaltfällen. Nieto versprach, die Hintergründe der Tat aufzuklären.
Guerrero gilt als Transitregion für den Drogenhandel und der gefährlichste Bundesstaat Mexikos. Pro 100.000 Einwohner gibt es dort durchschnittlich 61 Morde.
(pr/jcs)