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Mexiko
Massenproteste für verschleppte Studenten

Nach dem mutmaßlichen Mord an 43 Studenten in Mexiko sind Tausende aus Solidarität mit den jungen Menschen auf die Straße gegangen. Demonstranten marschierten zum zentralen Platz Zócalo. Angehörige der Verschleppten aus dem verarmten Bundesstaat Guerrero führten die Protestzüge an. Am Rande kam es zu Ausschreitungen.

Von Martin Polansky |
    Tausende Menschen haben am 20. November 2014 in Mexiko-Stadt gegen die Entführung von 43 Stunden protestiert.
    Tausende Menschen haben in Mexiko-Stadt gegen die Entführung von 43 Stunden protestiert. (pa/dpa/Guzman)
    "Ich möchte nicht ins Massengrab, ich will die 43 Studenten", singen junge Mexikaner zum Auftakt der Großdemonstration. Aus Universitäten, Schulen und aus anderen Städten ziehen Karawanen zum zentralen Platz in der Hauptstadt, dem Zocalo. Aus Wut gegen die Gewalt gegen korrupte Institutionen.
    Mit dabei ist der 22-jährige Gerardo: "Die Probleme sind strukturell und nicht neu. Wir sind hier, um den Eltern der Verschwundenen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Wir kämpfen mit ihnen, bis die Wahrheit ans Licht kommt, es Gerechtigkeit gibt."
    200 vermummte Randalierer
    Zehntausende protestieren friedlich, vereinzelt kommt es aber auch zu Gewaltausbrüchen. Etwa 200 Vermummte versuchen den internationalen Flughafen von Mexiko-Stadt zu blockieren, liefern sich Straßenschlachten mit der Polizei. Brandsätze fliegen. Es gibt Festnahmen und Verletzte.
    Mexikos Regierung verschärft inzwischen den Ton. Man werde keine Gewalt mehr dulden. Präsident Enrique Peña Nieto erklärt: "Ein Angriff gegen die Institutionen ist ein Angriff auf die Mexikaner. In einer Demokratie wie der unseren ist Gewalt inakzeptabel, egal von wem sie ausgeht."
    Die 43 Studenten wurden vor acht Wochen mutmaßlich von mexikanischen Polizeikräften verschleppt, an eine lokale Verbrecherorganisation übergeben und anschließend wohl umgebracht und verbrannt. Dass viele mexikanische Institutionen korrupt sind und ihre Macht missbrauchen, ist für die Bürger im Land nichts Neues. Der Fall der Studenten hat aber aufgerüttelt. Man schaut mit anderen Augen auf den eigenen Staat.
    Korruptionsverdacht gegen Präsident
    Jetzt sind auch der Präsident und seine Ehefrau Angélica Rivera unter Korruptionsverdacht. Die frühere Telenovela-Schauspielerin soll sich nach mexikanischen Medienberichten ein Sieben-Millionen-Dollar-Anwesen von einer Baufirma errichtet haben lassen, die in der Vergangenheit viele Aufträge von ihrem Ehemann, dem damaligen Bundesstaat-Gouverneur Peña Nieto, erhalten hatte.
    Rivera betonte nun in einem Videoerklärung an die Mexikaner, dass alles mit rechten Dingen zugegangen sei, dass sie aus ihren Schauspiel-Einnahmen bereits einen Teil des Anwesens abbezahlt habe und die Villa nun verkaufe. Im typischen Tonfall einer mexikanischen Seifenoper wehrt sich Rivera gegen die Vorwürfe: "Ich möchte nicht, dass es einen Vorwand gibt, um meine Familie zu diffamieren. Ich bin hier, um meine Integrität und die meines Mannes zu verteidigen."
    Egal, was an den Vorwürfen gegen das Präsidentenpaar dran ist - das Ansehen von Politik und Institutionen in Mexiko ist auf einem Tiefpunkt. Der Fall der 43 Studenten wird für die Regierenden im Land langsam zur Gefahr. Sie müssen hoffen, dass sich die Leute bald wieder beruhigen – und Telenovelas schauen.