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Mexiko
Papst feiert Messe der Versöhnung

Papst Franziskus hat im mexikanischen San Cristobal de las Casa gemeinsam mit zigtausenden indigenen Einwohnern eine Messe gefeiert - erstmals in verschiedenen Maya-Sprachen. Eine Geste der Versöhnung, nachdem der Papst die indigenen Völker bereits vergangenen Juli für die "Sünden der Kirche" bei der Eroberung des Kontinents um Vergebung gebeten hatte.

Von Tilmann Kleinjung |
    Papst Franziskus wird bei seiner Fahrt durch die Straßen von Mexiko-Stadt von tausenden Menschen umringt und bejubelt.
    Papst Franziskus wird bei seiner Fahrt durch die Straßen von Mexiko-Stadt von tausenden Menschen umringt und bejubelt. (AFP / Mario Vazquez)
    Es ist eine Geste der Versöhnung. Erstmal erhebt die katholische Kirche eine Maya-Sprache(*) zur Gottesdienstsprache. Damit erkennt Rom nach Jahrhunderten der Unterdrückung und Missachtung den Wert der indigenen Kultur und Sprache offiziell an. Die Messe, die Papst Franziskus in San Cristobal de las Casas gemeinsam mit zigtausenden indigenen Mexikanern feiert, trägt dem Rechnung. Lesungen und Gebete werden in verschiedenen Maya-Sprachen(*) vorgetragen, traditionelle Tänze und Gesänge bereichern den Gottesdienst.
    Die indigenen Völker Mexikos seien systematisch und strukturell verkannt und aus der Gesellschaft ausgeschlossen worden, sagt Papst Franziskus bei der Messe:
    "Einige haben eure Werte, eure Kultur und eure Traditionen für minderwertig gehalten. Andere haben – gleichsam trunken von Macht, Geld und den Gesetzen des Marktes – euch eures Bodens beraubt oder ihn durch ihr Handeln verseucht. Wie traurig! Wie gut täte es uns allen, unser Gewissen zu erforschen und zu lernen, um Verzeihung zu bitten! Verzeiht uns Brüder!"
    Besuch in Mexiko hat auch innerkirchliche Bedeutung
    Schon bei seinem Besuch im vergangenen Juli in Bolivien hatte der Papst die indigenen Völker Amerikas "für die Sünden der Kirche" bei der Eroberung des Kontinents um Vergebung gebeten. Als besonders würdigt Franziskus die Tradition der indigenen Völker, in einer harmonischen Beziehung zur Natur zu leben. "In diesem Punkt habt ihr uns viel zu lehren", sagt er zu den Menschen in Chiapas:
    "Wir werden durch die Umweltzerstörung herausgefordert, ihre menschlichen Wurzeln betreffen uns alle und rufen uns auf den Plan. Wir können uns angesichts einer der größten Umweltkrisen der Geschichte nicht mehr taub stellen."
    Der Besuch des Papstes in Chiapas hat auch eine innerkirchliche Bedeutung. Bischof Samuel Ruiz hatte seit den 60er-Jahren viele verheiratete Männer in der Diözese San Cristobal zu Diakonen geweiht, eine Praxis, die der Vatikan mit seinem Rücktritt im Jahr 2000 unterband. Der Besuch von Franziskus in San Cristobal wird auch als Indiz gedeutet, dass der Papst über eine Lockerung des Zölibats nachdenkt. In der indigenen Kultur ist es nicht üblich, dass Männer alleine, zölibatär leben, sagt Bernd Klaschka vom katholischen Hilfswerk Adveniat:
    Lockerung des Zölibats eventuell möglich
    "Da sind wir auf einem Weg, dass der Papst sagt, wir müssen die verschiedenen Kulturen ernst nehmen, und von diesen Kulturen auch Kirche gestalten, dazu gehört priesterliches Leben. Und da kann ich mir vorstellen, dass er sagt, der Zölibat ist nicht die einzige verbindliche Form für die Existenz des Priesters."
    Es gibt tatsächlich starke Zeichen, die in diese Richtung deuten. Papst Franziskus hat die Weihe von verheirateten Diakonen in San Cristobal 2014 ermöglicht. Und im Anschluss an die Messe besucht er das Grab des vom Vatikan gemaßregelten Bischofs Samuel Ruiz.

    (*) Anm. d. Red.: An dieser Stelle hat der Autor das Skript noch nachträglich korrigiert. Es handelt sich nicht um aztekische, sondern um Maya-Sprachen.