Sean Penn und El Chapo Gúzman – Oscarpreisträger und berüchtigter mexikanischer Drogenboss gemeinsam auf einem Foto - beim Handschlag. Klingt nach Fiktion, ist aber Realität. Am Wochenende veröffentlichte die Zeitschrift "Rolling Stone" auf ihrer Internetseite einen Gastbeitrag von Penn, in dem er über die konspirative Begegnung schreibt. Dazu gibt es einen Auszug aus einem Videointerview, das erst später aufgenommen wurde, der US-Schauspieler schickte die Fragen dazu. Während im Hintergrund die Hühner auf einer Farm krähen, erzählt Guzmán über seinen Werdegang vom Orangenbauern zum Drogenboss.
"Dort wo ich aufgewachsen bin, gab und gibt es nach wie vor keine andere Möglichkeit als den Drogenhandel, um zu überleben."
Über Jahre hat sich der mexikanische Drogenboss ein Imperium aufgebaut. Sein Sinaloa-Kartell gehört zu den mächtigsten der Welt. Experten schätzen, dass er mit Marihuana, Kokain und Crystal Meth mehrere Milliarden Dollar im Jahr verdient. Guzmáns Organisation und die Erzfeinde der Mafia-Bande "Los Zetas" werden für die überwiegende Zahl der Gewalttaten in Mexikos verantwortlich gemacht. Den schweren Auseinandersetzungen sind seit 2001 mehr als 100.000 Menschen zum Opfer gefallen. Ob er dafür verantwortlich sei, dass so viele Menschen auf der Welt drogenabhängig sind, will Sean Penn von ihm wissen.
"Nein das ist falsch. Wenn es mich mal nicht mehr geben sollte, wird der Drogenkonsum nicht abnehmen. Der Drogenhandel wird weitergehen."
Hollywood-Pläne brachten El Chapo zu Fall
Das Treffen soll im Oktober in einem kleinen Dorf im mexikanischen Bundesstaat Durango stattgefunden haben. Der Drogenboss wollte wohl mit Penn über die Verfilmung seines Lebens sprechen. Arrangiert soll das Treffen die mexikanische Schauspielerin Kate de Castillo haben. Doch seine Hollywood-Pläne brachten El Chapo Guzmán zu Fall. Laut der mexikanischen Generalstaatsanwaltschaft kamen die Ermittler auf seine Spur, weil er Schauspieler und Produzenten kontaktiert habe. Vor wenigen Tagen ist der mexikanische Drogenboss in seinem Heimatbundesstaat Sinaloa geschnappt worden – ein halbes Jahr nach seiner spektakulären Flucht durch einen eineinhalb Kilometer langen Tunnel aus dem Hochsicherheitsgefängnis Altiplano. In den Bau des Tunnels floss offensichtlich auch deutsches Know-how. Im siebenstündigen Gespräch mit Sean Penn erzählte Guzmán, dass er seine Leute zur Fortbildung nach Deutschland geschickt habe.
Penn wird sich für das Treffen verantworten müssen
Die mexikanische Journalistin Ana María Salazar kritisierte das Interview von Penn in einer Diskussionsrunde im mexikanischen Fernsehen.
"Interessant wäre doch gewesen ihn zu fragen: Wie viele Menschen er selbst umgebracht hat. Welche mexikanischen Regierungsbeamten mit ihm verbandelt sind, und wer ihm bei der Flucht aus dem Gefängnis geholfen hat? Seine Fragen waren einfach nur verharmlosend und dumm."
"Interessant wäre doch gewesen ihn zu fragen: Wie viele Menschen er selbst umgebracht hat. Welche mexikanischen Regierungsbeamten mit ihm verbandelt sind, und wer ihm bei der Flucht aus dem Gefängnis geholfen hat? Seine Fragen waren einfach nur verharmlosend und dumm."
Der US-Schauspieler wird sich für das Treffen mit dem Drogenboss in Mexiko verantworten müssen, heißt es aus Ermittlerkreisen. Guzmán selbst droht nun die Auslieferung an die USA, die mexikanische Generalstaatsanwaltschaft will sie vorantreiben. In den Vereinigten Staaten liegen mehrere Haftbefehle wegen Mordes und Drogenhandels gegen ihn vor. Sein Anwalt Juan Pablo Badillo will seinen Mandanten allerdings im Land behalten. Er hat bereits Einspruch eingelegt:
"Als sein rechtlicher Vertreter appelliere ich an die staatliche Souveränität Mexikos, diese muss respektiert werden – der Prozess muss hier stattfinden."
Laut Experten könnte sich die Überstellung in die USA über Monate hinziehen. Währenddessen schmiedet Guzmán im Hochsicherheitsgefängnis Altiplano vielleicht schon an einem neuen Fluchtplan, oder er nimmt sich Zeit für das Drehbuch. Einen Film wird es über den Drogenboss, der wegen seiner Statur mit seinen 1,55-Metern, El Chapo, also der Kurze genannt wird, sicherlich irgendwann geben. Für die Hauptrolle kommt Sean Penn wohl eher nicht in Frage, dafür ist er zu groß.